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Integrationskonzept für die Stadt Soest

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Ergebnisse aus Interviews an Grundschulen<br />

Wir haben Gespräche an jenen Grundschulen geführt, an denen wir auf Basis der Daten<br />

einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Ausländern und (Spät-)Aussiedlern festgestellt<br />

hatten und <strong>die</strong> Schulleiter nach ihren Erfahrungen im Umgang mit Migranten gefragt.<br />

Ein Schulleiter berichtete davon, dass Kinder mit Migrationshintergrund sprachlich nicht so<br />

weit entwickelt seien wie Kinder der Mehrheitsbevölkerung, ein Problem, das sich über alle<br />

Jahrgänge hindurch erstreckt und alle Fächer betrifft. Dies weise auch eine Lernstandserhebung<br />

(VERA) nach, berichtete er. Problematisch wird auch der Mathematikunterricht, zunehmend<br />

ab Klasse 3, da <strong>die</strong> Aufgabenstellungen dann sprachlich komplexer werden. Die<br />

niedrigen Kompetenzen im Lesen und Schreiben führte der Leiter aber hauptsächlich auf<br />

den niedrigen Bildungsstand der Eltern zurück. Diese lesen ihren Kindern beispielsweise nur<br />

selten bis gar nicht vor, sondern setzen sie vor den Fernseher. Die Kommunikation mit den<br />

Eltern gestaltete sich ebenfalls schwierig, besonders, wenn <strong>die</strong> Eltern Analphabeten sind.<br />

Teilweise "schlichen" sich <strong>die</strong> Eltern mit in <strong>die</strong> Klassen ihrer Kinder, um Lesen und Schreiben<br />

zu lernen. Auch <strong>die</strong> offiziellen Schulmitwirkungsgremien waren aufgrund der Zusammensetzung<br />

der Elternschaft nur wenig tragfähig, Elternabende waren sehr schwach besucht. Als<br />

Ursache sah der Leiter auch <strong>die</strong> schlechten Erfahrungen der Eltern mit der Institution Schule<br />

(z.B. bei Spätaussiedlern) oder eigene Schulprobleme. Teilweise berichtete er von Konkurrenz<br />

unterschiedlicher Herkunftsgruppen (z.B. zwischen Spätaussiedlern und türkischarabischen<br />

Gruppen), was <strong>die</strong> Kinder an der Grundschule aber oft nur mittelbar über ihre<br />

Geschwister betraf. Die Kinder mit Migrationshintergrund besuchten verstärkt den Ganztagesbereich<br />

der Schule, was auf Wunsch der Schule, wie der Eltern geschah, da <strong>die</strong> Kinder<br />

dort besser gefördert und unterstützt werden konnten. Zudem verfügte <strong>die</strong> Schule über ein<br />

eigens entwickeltes Sprachförderkonzept sowie zusätzliche Lehrerstellenanteile, wodurch<br />

<strong>die</strong> Einteilung der Kinder in DaZ-Gruppen (Deutsch als Zweitsprache) möglich war, in denen<br />

sie gefördert wurden. Die Schule beschäftigte auch eine Sonderpädagogin <strong>für</strong> präventive<br />

Maßnahmen in der Schuleingangsphase, <strong>für</strong> <strong>die</strong> Förderdiagnostik und <strong>die</strong> Entwicklung von<br />

individuellen Förderplänen. Die Förderung erfolgte im Klassenverband, aber auch in kleinen<br />

Fördergruppen, um evtl. späterem sonderpädagogischen Förderbedarf aufgrund des Migrationshintergrundes<br />

vorzubeugen. Dies war ein Projekt, das einst von der Bezirksregierung<br />

Arnsberg angestoßen wurde. Zudem versuchte <strong>die</strong> Schule, über niedrigschwellige Angebote<br />

<strong>die</strong> Eltern zu erreichen: Es gab ein Schulcafé, das in der "großen Form" nur noch zwei Mal<br />

im Jahr stattfand, da es logistisch sehr aufwendig war. Jeden ersten Montag im Monat wurde<br />

ein Elterncafé nur <strong>für</strong> Frauen veranstaltet. Idee war, dass in der Zeit, wo <strong>die</strong> Kinder versorgt<br />

waren, auch muslimische Frauen teilnehmen konnten. Zudem gab es ein Ganztagscafé <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Eltern der Ganztagskinder. Nach Sicht des Schulleiters konnte <strong>die</strong> Sprachförderung in<br />

der Schule einiges auffangen. Da <strong>die</strong> Kinder aber bereits mit Entwicklungsverzögerung auf-<br />

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