Integrationskonzept für die Stadt Soest

Verdichtung von sozialen Problemlagen kommt, die sich möglicherweise allmählich verfestigen.
Einen Hinweis hierauf könnte die residentielle Verteilung der Sozialhilfeempfänger der Stadt
Soest geben. Bei den Recherchen wurde uns eine von der Stadt Soest für das Jahr 2001
produzierte Karte gezeigt, der zufolge die Sozialhilfeempfänger sich tatsächlich räumlich im
Unterbezirk 58 und den daran angrenzenden Straßen konzentrieren. Diese Information
konnte für diesen Bericht nur mündlich validiert werden. An anderen Stellen des Berichts
wurden aber bereits Hinweise darauf gegeben, dass die Bewohner der Englischen Siedlung
(und damit auch und gerade Migranten) mit besonderen Problemen belastet sind. In Kapitel
3.8.2 konnte zudem gezeigt werden, dass die Wahlbeteiligung der Bewohner dieses Bezirks
nur schwach ausgeprägt ist, dass diese also nur in geringem Ausmaß am politischen Leben
der Stadt teilnehmen. Es kann daher in Bezug auf die Englische Siedlung durchaus davon
ausgegangen werden, dass es hier zu einer räumlichen Verdichtung sozialer Problemlagen
kommt.
3.10.2 Das Gebiet in der Wahrnehmung von Bewohnern und Nicht-Bewohnern
Was die eben behandelten Daten zeigen, spiegelt sich auch in der Wahrnehmung der Bewohner
Soests wider. Dabei fällt allerdings auf, dass die Meinung der außerhalb der Siedlung
wohnenden Soester über die Siedlung wesentlich negativer ausfällt, als die Bewohner
der Englischen Siedlung ihre Situation selber wahrnehmen.
Bei unseren Interviewpartnern haben wir insgesamt ein sehr hohes Bewusstsein für die
relative Konzentration von Migranten und sozial schwachen Menschen in der Englischen
Siedlung vorgefunden. Nahezu alle Gesprächspartner nannten bei Fragen nach Problemen
von Migranten bzw. Fragen nach dem Stand der Integration in Soest die Englische Siedlung
bzw. den Soester Süden 25 (meist ohne gezielte Nachfrage), unabhängig davon, ob die Person
selbst im Soester Süden tätig oder wohnhaft war oder nicht. Gesprächspartner E-II
meinte z.B., dass die "Nichtsteuerung der Wohnbevölkerung" in Soest dazu geführt habe,
dass in diesem Gebiet eine nicht tolerierbare Konzentration von Migranten entstanden sei,
weil nur dort günstiger Wohnraum verfügbar sei. Auch Gesprächspartner Z-I stellte im Zusammenhang
von Integration sofort einen Bezug zur Bevölkerungsverteilung her: Leider gebe
es seiner Meinung nach einige Ballungszentren in Soest, dessen Bewohner stigmatisiert
würden. Interviewpartner T-IV erklärte, dass es in seiner Nachbarschaft, der Englischen
Siedlung, Gruppen von beispielsweise Russlanddeutschen gebe, die von anderen abgrenzten.
Teilweise bezeichneten die Gesprächspartner die Siedlung als "Ghetto" (Y-III), in dem
25
Wir haben in den Interviews den Eindruck gewonnen, dass "Englische Siedlung" und "Soester
Süden" oft synonym verwendet werden.
117