Integrationskonzept für die Stadt Soest
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sogar besonders hohe Anteile von Kindern mit Migrationshintergrund zu geben (z.B. über<br />
80%), <strong>die</strong> nicht mehr anhand der Konzentration der EMR-Migranten im Wohnumfeld erklärt<br />
werden können, während andere Kitas nur geringe Anteile an Kindern mit Migrationshintergrund<br />
aufweisen. Eine mögliche Erklärung <strong>für</strong> <strong>die</strong> noch stärkere Konzentration in den Kitas<br />
lieferte einer der Interviewpartner, der berichtete, dass Eltern ihre Kinder bewusst nicht<br />
dort anmelden würden, wo der Ausländer- bzw. Migrantenanteil hoch liegt.<br />
Ergebnisse aus Gesprächen an den Kitas<br />
Für einen detaillierteren Blick haben wir Gespräche an den vier Kitas mit den höchsten Anteilen<br />
von Kindern mit Migrationshintergrund geführt, sowie mit einer Kita, <strong>die</strong> zwar nahe dem<br />
<strong>Soest</strong>er Süden (Unterbezirk 58) liegt, aber einen nur geringen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund<br />
aufweist.<br />
Die vier Kitas mit hohem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund beschreiben sprachliche<br />
Probleme als <strong>die</strong> wesentliche Herausforderung <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Kinder bzw. <strong>die</strong> Arbeit mit ihnen.<br />
Teilweise weisen sie nur rudimentäre Deutschkenntnisse auf, wenn sie in <strong>die</strong> Kita<br />
kommen. Diese können auch bis zum Besuch der Grundschule nicht aufgeholt werden. Für<br />
<strong>die</strong> alltägliche Arbeit und den Umgang mit den Kindern reichen <strong>die</strong> in der Kita erlernten<br />
Sprachkenntnisse zwar aus, allerdings bleibt der Wortschatz oft eingeschränkt und auch andere<br />
Fähigkeiten wie Motorik, emotionale und soziale Faktoren leiden unter den Defiziten.<br />
Dies zeigt sich auch anhand der Zahlen zur Sprachförderung: In Kitas mit einem hohen Anteil<br />
von Kindern mit Migrationshintergrund wurden überdurchschnittlich viele Kinder gefördert<br />
(s. Annex-Tab. 9).<br />
Die Elternarbeit wird als teilweise schwierig beschrieben. Oft müsse erst Vertrauen zwischen<br />
den Mitarbeitern der Kita und den Eltern aufgebaut werden. Ein Vertreter einer Kita führt das<br />
mangelnde Vertrauen darauf zurück, dass viele Eltern aus Ländern kommen, in denen Institutionen<br />
wie Kindergärten negative Assoziationen hervorrufen. Dies kann dann der Fall sein,<br />
wenn <strong>die</strong> Eltern aus autoritären Herrschaftssystemen kommen, wo <strong>die</strong> Möglichkeit existierte,<br />
dass Kinder den Eltern (grundlos) weggenommen wurden. Daher müsse mit niedrigschwelligen<br />
Angeboten Vertrauen aufgebaut werden. Die Eltern, so <strong>die</strong> Beobachtung, brauchen<br />
auch aufgrund eigener sprachlicher Schwierigkeiten besondere Aufmerksamkeit, was viele<br />
Kapazitäten bindet. Ein weiterer Befragter einer Kita berichtet, dass sowohl polnische als<br />
auch tamilische Eltern mit ihren Kindern zu Hause kein Deutsch sprechen wollen, um es <strong>die</strong>sen<br />
nicht falsch beizubringen. Ein mangelndes Engagement der Eltern im Kindergarten wird<br />
von dem Großteil der interviewten Vertreter festgestellt, allerdings als Erscheinung beschrieben,<br />
<strong>die</strong> ebenso auf Eltern zutrifft, <strong>die</strong> keine Migranten sind.<br />
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