Integrationskonzept für die Stadt Soest
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wenn Schulen in ihrem Herkunftsland etwas verlangten, <strong>die</strong>s stets Ausdruck von Problemen<br />
oder Schwierigkeiten war. Es wurde versucht <strong>die</strong>ses Misstrauen durch viele kleine Zwischenschritte<br />
abzubauen, z.B. durch Telefonate vorab, oder durch das gezielte Aufsuchen<br />
zu Hause oder auch im Rahmen dessen, dass <strong>die</strong> Vertreter der Schule häufig durch Menschen<br />
mit gleicher Herkunft wie <strong>die</strong> Eltern begleitet wurden. Zu Beginn des (Spät-<br />
)Aussiedlerzuzugs, so der Schulleiter, sprachen <strong>die</strong> Eltern noch zu einem großen Teil<br />
Deutsch, <strong>die</strong>se Kenntnisse haben bei den zuziehenden Spätaussiedlern in den letzten acht<br />
bis neun Jahren allerdings abgenommen. Über den Verbleib der Schüler nach ihrem Schulabschluss<br />
berichtete der Gesprächspartner, dass sie häufig anschließend auf ein Berufskolleg,<br />
<strong>die</strong> Leistungsstärkeren auch auf ein Gymnasium oder <strong>die</strong> Gesamtschule gingen (vgl.<br />
auch Pauli-Hauptschule).<br />
Die Thomä-Hauptschule liegt im Innenstadtbereich von <strong>Soest</strong> und wird 2011 aufgrund demographischer<br />
Entwicklungen geschlossen werden. Auch an <strong>die</strong>ser Hauptschule wiesen<br />
viele Kinder einen Migrationshintergrund auf. Die Schule wies darauf hin, der Überzeugung<br />
zu sein, auf <strong>die</strong>se Kinder vorbereitet sein zu müssen. Sprache wurde dabei als "Schlüssel<br />
zur Integration" betrachtet. Die Schule hatte daher 2003 ein <strong>Integrationskonzept</strong> entwickelt,<br />
das zunächst von einer "Integrationsverpflichtung" der Schule ausgeht. Diese sollte sich bewusst<br />
machen, dass Migration zunächst einmal einen Einschnitt im Leben der Jugendlichen<br />
bedeutet (hat), eine Konfrontation mit einer neuen Lebenswelt und mit Trennungserfahrung<br />
verbunden ist. Lehrer sollten sich daher auch als Vertrauenspersonen <strong>die</strong>ser Schüler sehen,<br />
selbst lernen, auf andere Denk- und Verhaltensmuster einzugehen sowie darauf achten,<br />
dass Schüler mit Migrationshintergrund langfristig ihrem Leistungsniveau entsprechend gefördert<br />
werden. Sprachförderung, so der Interviewpartner, ist daher auch in das soziale und<br />
schulische Leben einzubinden, soll sie erfolgreich sein und nicht zu einer Isolation von Schülern<br />
mit Migrationshintergrund führen.<br />
Innerhalb des entwickelten Sprachförderkonzepts "INTER" (Einstiegs-, Trainings- und Erweiterungskurssystem)<br />
wurden daher sowohl sprachförderungswürdige Kinder mit und ohne<br />
Migrationshintergrund gemeinsam in Kursen unterrichtet. Diese Inter-Kurse sollen in den<br />
Jahrgängen 5 und 6 grundsätzlich <strong>die</strong> Sprachkompetenz der Schüler verbessern helfen, in<br />
den Jahrgängen 7 und 8 sollten <strong>die</strong>se etwa um Fragen des kreativen Sprachgebrauchs erweitert<br />
werden, verbunden z.B. mit einer Erweiterung des Grundwortschatzes und des<br />
mündlichen und schriftlichen Ausdrucks. In den Jahrgängen 9 und 10 sollte in den Kursen<br />
zusätzlich eine Anbindung an <strong>die</strong> berufsorientierenden Maßnahmen erfolgen. Es konnte<br />
prinzipiell jedes Unterrichtsfach als ein sog. Inter-Kurs unterrichtet werden. Für <strong>die</strong>se führte<br />
<strong>die</strong> Schule eingangs und auch fortlaufend Sprachtests durch, <strong>die</strong> ihr eine Auswahl erlaubte,<br />
welche Schüler <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Kurse vorgesehen werden sollten. Die Inter-Kurse liefen (idealerweise)<br />
parallel zu den normalen Kursen, sollten aber nach Angaben der Schule nicht "über-<br />
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