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Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF

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Das Verhältnis von sog. Necessity- zu Opportunity-Entrepreneurship beträgt <strong>in</strong><br />

Deutschland 1:2,6; <strong>in</strong> Westeuropa 1:5,3; <strong>in</strong> den USA 1:8,3 (GEM 2001).<br />

Der Anteil der Existenzgründungen aus ökonomischer Existenzgefährdung heraus<br />

hat nun seit Beg<strong>in</strong>n unserer Studie deutlich weiter zu-, der Anteil der Gründungen<br />

zur aktiven Ausnutzung e<strong>in</strong>er Marktchance (Oportunity-Gründungen) weiter abgenommen.<br />

Die heutigen Gründer(<strong>in</strong>nen) verfügten zum großen Teil nicht mehr<br />

über die Ressourcen, über die noch die <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s der New Economy verfügten. 16<br />

Prozent der „werdenden Gründer(<strong>in</strong>nen)“ waren 2003 bei der Bundesagentur für<br />

Arbeit arbeitslos gemeldet. Ernüchternd ist, dass <strong>in</strong> Deutschland nur 13 Prozent<br />

der befragten Erwachsenen die Gründungschancen positiv e<strong>in</strong>schätzen – so wenig<br />

wie <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em der übrigen 33 GEM-Länder. Gleichzeitig belegt Deutschland bei<br />

der öffentlichen Förder<strong>in</strong>frastruktur, also bezüglich Anzahl und Qualität staatlicher<br />

Förderprogramme für Gründer(<strong>in</strong>nen) den ersten Platz (GEM 2004). Dies ist<br />

zwar e<strong>in</strong> Erfolg, doch auch e<strong>in</strong> Alarmzeichen dafür, dass die Inputlogik „immer<br />

mehr Förderung – immer mehr Qualifizierung – ergibt immer mehr Kompetenz<br />

– ergibt mehr erfolgreiche Gründungen“ nicht funktioniert.<br />

Bereits das soziale Umfeld der meisten Heranwachsenden <strong>in</strong> Deutschland wird<br />

durch starke Skepsis gegenüber unternehmerischen Risiken geprägt. Die Schule<br />

kann als wirtschaftsfern gelten, und als gesellschaftliches Leitbild fungiert immer<br />

noch der Tausch von abhängiger Arbeit gegen Sicherheit auf e<strong>in</strong>em langfristig<br />

gesicherten Arbeitsplatz. Es s<strong>in</strong>d also auch Haltungen, Habitus und kulturelle Prägungen,<br />

die die erfolgreiche Umsetzung eventuell vorhandener Kompetenzen <strong>in</strong><br />

Gründungen beh<strong>in</strong>dern: die verbreitete Risikoscheu, das zähe Festhalten an e<strong>in</strong>em<br />

Arbeitsplatz, die Umverteilungsmechanismen als Folge gesellschaftlicher Gerechtigkeitsideale,<br />

die fehlende „Kultur der zweiten Chance“, d. h. die Angst vor e<strong>in</strong>em<br />

unternehmerischen Fehlschlag.<br />

Hier nun gibt es Anzeichen, dass sich <strong>in</strong> Deutschland unter dem E<strong>in</strong>fluss der<br />

Jobkrise und der Hartz-Reformen etwas ändert. Niemand ächtet mehr die vielen<br />

Ich-AG-Gründer(<strong>in</strong>nen); sie werden vielleicht bedauert, ihre Perspektiven werden<br />

bezweifelt, aber es gilt nicht mehr als ehrenrührig, mit e<strong>in</strong>er Ich-AG den Ausbruch<br />

aus der Arbeitslosigkeit zu wagen. Wir erwarten, dass durch die massenhafte<br />

Gründung von Ich-AGs, durch die Existenzgründungen der Migrant(<strong>in</strong>n)en<br />

<strong>in</strong> besonders hart umkämpfen Segmenten wie Gastronomie und E<strong>in</strong>zelhandel und<br />

durch die Tatsache, dass auch die Insolvenz <strong>in</strong> Deutschland „salonfähig“ geworden<br />

ist, letzten Endes mehr für die Verbreitung e<strong>in</strong>er entrepreneurialen Kultur<br />

<strong>in</strong> Deutschland geleistet wird als durch die vielfältigen Qualifizierungs- und Beratungsprogramme<br />

für Existenzgründer(<strong>in</strong>nen), auch wenn deren Notwendigkeit<br />

nicht bestritten werden soll. Das Ergebnis unserer Untersuchung, dass <strong>in</strong> <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s<br />

vor allem auch durch Misserfolge Lernprozesse <strong>in</strong> Gang gesetzt werden, verweist<br />

außerdem darauf, dass die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der erfolgreichen Nutzung e<strong>in</strong>er<br />

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