Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
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Der Umsatz von Z. GmbH betrug im Jahr 2001 600.000 DM. Zu den späteren Befragungszeitpunkten<br />
wollte der Geschäftsführer ke<strong>in</strong>e konkreten Angaben mehr<br />
machen. Allerd<strong>in</strong>gs bezeichnete er <strong>in</strong> der dritten Befragung die Entwicklung der<br />
Ertragslage als „katastrophal“. Das Rat<strong>in</strong>g prognostizierte (nach der ersten Befragung),<br />
dass aufgrund des niedrigen Anspruchsniveaus „auch wirtschaftlich<br />
schwierige Situationen durchgestanden werden können“. Wir stufen das <strong>Unternehmen</strong><br />
als schrumpfend e<strong>in</strong>.<br />
Danach befragt, was für die Entwicklung entrepreneurialer Kompetenzen besonders<br />
wichtig war, antwortet unser Gesprächspartner: „Die Sekundarschule war<br />
entscheidend. Ich war neun Jahre <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kloster e<strong>in</strong>gesperrt, ich war nämlich<br />
Internatsschüler. Da wurde me<strong>in</strong> Charakter entscheidend geprägt, beispielsweise<br />
durch die starke Geme<strong>in</strong>schaft. Ich habe e<strong>in</strong>en ausgeprägten Hang zum geme<strong>in</strong>schaftlichen<br />
Leben und Kollegialität, eigentlich alles, was andere bei der Bundeswehr<br />
e<strong>in</strong>getrichtert bekommen. Dadurch, dass ich mit zehn Jahren daheim ausgezogen<br />
b<strong>in</strong>, war das Elternhaus nicht so sehr entscheidend. Und wenn, dann nicht<br />
sehr positiv. Sie waren aber dafür verantwortlich, dass ich eigenverantwortlich<br />
geworden b<strong>in</strong>.“<br />
Nach der Internatszeit hat unser Gesprächspartner zunächst auf Lehramt studiert<br />
(Kunsterziehung und Germanistik), dieses Studium jedoch nicht abgeschlossen.<br />
Es folgte e<strong>in</strong> Studium der Innenarchitektur (Diplom). Danach war er arbeitslos.<br />
Durch Jobben im Bereich Messemontage/Messeplanung und als Bauleiter ist er zu<br />
se<strong>in</strong>er Geschäftsidee gekommen. Der Zeitpunkt der Gründung wurde durch die<br />
„Motivation durch e<strong>in</strong>en Freund“ bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Als entrepreneuriale Schlüsselkompetenzen hebt er hervor, dass man „<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Fachbereich topfit“ se<strong>in</strong> müsse, das sei „Voraussetzung“. Als weitere wichtige Faktoren<br />
nennt er: „privat sicherstehend, privater Rückhalt“. Hart tra<strong>in</strong>ieren musste<br />
er e<strong>in</strong>erseits den „Umgang mit Menschen“, andererseits „betriebswirtschaftliches<br />
Wissen“. Lernen vollzieht sich durch „Austausch mit anderen“, <strong>in</strong>sbesondere mit<br />
den Kund(<strong>in</strong>n)en.<br />
Zum Thema Personalrekrutierung führt er aus: „Die meisten Mitarbeiter kannte<br />
ich persönlich vorher. Ich wusste von vornhere<strong>in</strong>, dass es klappen wird, wobei<br />
man da auch Überraschungen erleben kann. Den Software-Entwickler kannte ich<br />
privat, er hatte zwar nicht die Top-Qualifikation, aber mittlerweile ist er top-qualifiziert.“<br />
Im zweiten Interview können wir e<strong>in</strong>e Abkehr von dieser Rekrutierungsstrategie<br />
feststellen sowie deutliche Resignation spüren: „Ich würde nie wieder Personal<br />
fest anstellen. Angestellte s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>fach zu gemütlich. Es gibt kaum noch Chancen<br />
für <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s, geeignetes Personal zu f<strong>in</strong>den. Festangestellte kann man sich heute<br />
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