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Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF

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Interesse von den Persönlichkeitsmerkmalen des Entrepreneurs h<strong>in</strong> zum „Entrepreneurship<br />

als ökonomischem Prozess“ verschoben hat (so auch der Titel der Dissertation<br />

von Ripsas 1997). Damit wuchs zugleich der Qualifizierungsoptimismus<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der entrepreneurialen Kernkompetenzen, die sich nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stufenweisen<br />

Prozess parallel zur Entwicklung der <strong>Unternehmen</strong> zu entwickeln schienen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs kam es nunmehr zu e<strong>in</strong>er Konfusion von Individual- und Systemkompetenzen.<br />

Unternehmerische Kompetenz wurde gleichgesetzt mit der Fähigkeit<br />

von <strong>Unternehmen</strong>, schnell zu wachsen, damit letztlich auf das Problem der raschen<br />

Ressourcenmobilisierung reduziert, was sich <strong>in</strong> äußerst zweifelhaften Kompetenz<strong>in</strong>dikatoren<br />

wie der berüchtigten „Cash-Burn-Rate“ ausdrückte.<br />

Mit dem Ende des Booms der New Economy erwies sich dieser Ansatz fast augenblicklich<br />

als Sackgasse, stellt sich doch zu Recht die Frage, ob das rasche<br />

Wachstum der Internet-Ökonomie überha<strong>up</strong>t etwas mit genu<strong>in</strong> entrepreneurialen<br />

Kompetenzen zu tun hatte oder im Gegenteil eher mit entrepreneurialer Bl<strong>in</strong>dheit<br />

und übergroßer Risikobereitschaft. Letztere hält z. B. auch Sennett (1998)<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Beobachtungen der postmodernen amerikanischen Gesellschaft nicht<br />

für e<strong>in</strong> konstitutives Merkmal von Entrepreneurship. Offenbar war <strong>in</strong> der New<br />

Economy e<strong>in</strong>e Generation von Gründer(<strong>in</strong>nen)n <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung getreten, die gar<br />

nicht die Absicht hatte, sich langfristig unternehmerisch zu betätigen. Vielmehr<br />

sollten die Geschäftsideen rasch wieder verkauft werden. Zielvorstellung war die<br />

rasche Börsenwertsteigerung mit anschließender „Exit-Option“, nicht die langfristige,<br />

auf Bestandssicherung und dauerhafte E<strong>in</strong>kommenserzielung ausgerichtete<br />

selbstständige Tätigkeit.<br />

Zu dieser Neu- und Umbewertung unternehmerischer Qualifikationen trug auch<br />

die Neuausrichtung des Ma<strong>in</strong>streams der deutschen BWL bei, die sich verstärkt<br />

an aus den USA entlehnten Bus<strong>in</strong>essplan- und F<strong>in</strong>anzierungsmodellen orientierte<br />

und das Handlungsziel des Entrepreneurs vor allem dar<strong>in</strong> sah, den Markt- bzw.<br />

Börsenwert se<strong>in</strong>es <strong>Unternehmen</strong>s kurzfristig hochzutreiben. Hierbei wurde die<br />

Kompetenz des Entrepreneurs u. E. mit der von F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>vestoren verwechselt. Es<br />

wurde übersehen, dass die Mehrzahl der Lead Entrepreneurs ihren <strong>Unternehmen</strong><br />

über längere Zeit h<strong>in</strong>weg verbunden bleibt.<br />

So s<strong>in</strong>nvoll das Modell e<strong>in</strong>er Produktion von Inventionen durch <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s und ihrer<br />

anschließenden Selektion und Umsetzung durch kapitalstarke Investoren oder reife<br />

<strong>Unternehmen</strong> aus volkswirtschaftlicher Sicht ersche<strong>in</strong>t, so problematisch ist es als<br />

Beschreibung der Realität der meisten Gründungen, vor allem solcher außerhalb<br />

des High-Tech-Bereichs. Mit den massenhaften Existenz- und <strong>Unternehmen</strong>sgründungen<br />

durch wenig geschulte, vielleicht auch wenig geeignete Personen im Zuge<br />

der Jobkrise der letzten Jahre wird es noch problematischer. Im Dienstleistungsbereich<br />

oder Handel gibt es <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>en langen und extrem riskanten Produkt-<br />

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