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Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF

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– der Alltagswelt und der Corporate World. Deutlich werde diese Entwicklung<br />

an der zunehmenden Bedeutung, die der selbst organisierten Arbeit <strong>in</strong> Teams zukommt.<br />

Niemand wird auf se<strong>in</strong>e Funktion und se<strong>in</strong>e Leistung im <strong>Unternehmen</strong><br />

reduziert. Jeder zählt mit se<strong>in</strong>en Eigenschaften, also se<strong>in</strong>er ganzen Person, so dass<br />

von e<strong>in</strong>er Subjektivierung der Arbeit bei gleichzeitiger Vere<strong>in</strong>nahmung der ganzen<br />

Person die Rede se<strong>in</strong> kann.<br />

In gewissem S<strong>in</strong>ne lassen sich die Beziehungen der <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s mit den liberalisierten<br />

Beziehungen <strong>in</strong> modernen Familien vergleichen. Wurde früher der<br />

Arbeits- und Zeitrhythmus durch den Patriarchen und heute durch das großbetriebliche<br />

Management vorgegeben und relativ strikt kontrolliert, so lassen<br />

sich die Beziehungen <strong>in</strong> <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s eher durch Aushandlungsprozesse als durch<br />

die Pflicht der K<strong>in</strong>der zum Gehorsam kennzeichnen. Sie ähneln oft denen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Wohngeme<strong>in</strong>schaft mit allerd<strong>in</strong>gs prekärem wechselseitigem Leistungsaustausch.<br />

Der <strong>in</strong>terpersonale Zusammenhalt <strong>in</strong> den neuen <strong>Unternehmen</strong> steigt<br />

wieder, das Kontrollniveau ist ger<strong>in</strong>g; unterbleibt jedoch die Leistung bzw. die<br />

Bedürfnisbefriedigung, s<strong>in</strong>kt die Loyalität und man wechselt das <strong>Unternehmen</strong><br />

bzw. dieses die Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen).<br />

Die Kultur der <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s lässt sich <strong>in</strong> diesem Zusammenhang vielleicht als liberale<br />

„kommunitarische Kultur“ (Boes 2004 <strong>in</strong> Bezug auf <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>-<strong>Unternehmen</strong>)<br />

kennzeichnen – im Gegensatz zum traditionell-patriarchalischen Mittelstand oder<br />

zum Low-Trust-<strong>Unternehmen</strong> mit <strong>in</strong>strumentell-demotivierten Mitarbeiter(<strong>in</strong>ne)n.<br />

Weil die Führung <strong>in</strong> den befragten <strong>Unternehmen</strong> der <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s als überwiegend<br />

kooperativ zu bezeichnen ist, die <strong>in</strong>dividuellen Freiheitsgrade bezüglich der Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeiten usw. hoch s<strong>in</strong>d und die Praxis der Partizipation<br />

auf Aushandlungsprozesse im Rahmen von Teams h<strong>in</strong>weist, kommt das Selbstverständnis<br />

der <strong>Unternehmen</strong> dem der liberalen Familie nahe. Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d diese<br />

Familien auch stets von Auflösung durch Enttäuschung überzogener Erwartungen<br />

bedroht. Dass es auch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>neren Zusammenhang zwischen den veränderten<br />

Bedürfnissen der Generation der ca. 30-Jährigen und der „Familienähnlichkeit“<br />

der <strong>Unternehmen</strong> besteht, kann nur vermutet werden. Die heute 30-Jährigen sehen<br />

ihre Bedürfnisbefriedigung nicht durch formale Partizipationsmechanismen und<br />

kollektive Aushandlungsprozesse realisiert und s<strong>in</strong>d zugleich bereit, e<strong>in</strong> höheres<br />

Maß an Unsicherheit <strong>in</strong> den relativ kle<strong>in</strong>en, projektabhängig stark schwankend<br />

ausgelasteten <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s zu akzeptieren.<br />

Dennoch gilt die Aussage, dass <strong>in</strong> den meisten <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s Führungskompetenzen<br />

nicht ausreichend vorhanden s<strong>in</strong>d, und zwar sowohl für die Gründer- bzw. Geschäftsführerebene<br />

als auch für die zweite Ebene, sofern diese überha<strong>up</strong>t etabliert<br />

ist. Allerd<strong>in</strong>gs verbietet sich unter den skizzierten Bed<strong>in</strong>gungen von prekären<br />

Kle<strong>in</strong>unternehmen der E<strong>in</strong>satz professioneller Personalentwickler(<strong>in</strong>nen) schon<br />

aus Kostengründen. Es kann sich also nur um den Kompetenzzugew<strong>in</strong>n bei den<br />

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