Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
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Trotz aller Mühen, die e<strong>in</strong>e Verkaufsfreigabe der Grundig-Kapazitäten zugunsten<br />
des Gründers zur Folge hatte, wurde e<strong>in</strong>e Zwischenf<strong>in</strong>anzierung seitens öffentlicher<br />
Stellen sowie die moderate Absicherung e<strong>in</strong>es Vorab-Investments seitens des<br />
Bus<strong>in</strong>ess-Angels <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Letter of Intent (Absichtserklärung) abgelehnt.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der anlässlich der Eröffnung des nun eigenständigen Fraunhofer<br />
IDMT (Institut für Digitale Medientechnologie) nochmals betonten Absichten<br />
der Politik, den Standort Thür<strong>in</strong>gen durch die Anwerbung von hervorragenden<br />
Köpfen zu stärken und im Bereich der Medientechnologie auszubauen, war das<br />
Verhalten öffentlicher Stellen gegenüber dem Gründer nicht zu verstehen.<br />
Aufgrund der über vier Jahre h<strong>in</strong>weg ertragenen Rückschläge und der vom Gründer<br />
erlebten übermäßig bürokratischen und verkrusteten Strukturen <strong>in</strong> Deutschland<br />
sowie der fehlenden Risikobereitschaft von Banken ist e<strong>in</strong>e zeitnahe Abwanderung<br />
des Kernteams und der Technologie des Gründers <strong>in</strong> die USA geplant.<br />
Dieses Fallbeispiel zeigt e<strong>in</strong>drucksvoll: „Geld ist nicht alles, aber ohne Geld ist<br />
alles nichts. Viele gute Ideen werden <strong>in</strong> Deutschland deshalb nicht umgesetzt, weil<br />
ke<strong>in</strong>e F<strong>in</strong>anzierung zustande kommt. Bankkredite s<strong>in</strong>d für Gründer mit hohem<br />
technischen und Markt-Risiko praktisch unzugänglich; die F<strong>in</strong>anzierung über Risikokapital<br />
bleibt daher oft die e<strong>in</strong>zige F<strong>in</strong>anzierungsmöglichkeit. Aber: Beteiligungskapitalgeber<br />
s<strong>in</strong>d deutlich zurückhaltender geworden. (…) Es gibt leider<br />
zu viele Beispiele für Erf<strong>in</strong>dungen, die von Deutschen gemacht und im Ausland<br />
kommerzialisiert wurden.“ (Schlauch 2004, S. 7)<br />
Das Fallbeispiel D steht für die Erforschung der Kompetenzstrategie e<strong>in</strong>es jungen<br />
Gründers ohne Eigenkapital, der aus e<strong>in</strong>er Entwicklungsgesellschaft e<strong>in</strong> Produktions-<br />
und Dienstleistungsunternehmen mit e<strong>in</strong>em schnellen Größenwachstum<br />
geplant hatte. Es konnte dargestellt werden, dass es trotz e<strong>in</strong>es breit entwickelten<br />
Netzwerkes nicht möglich war, die schwierigen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Förderlandschaft,<br />
F<strong>in</strong>anzierungsumfeld, Öffentlichkeitsarbeit) positiv zu gestalten.<br />
Die <strong>Kompetenzentwicklung</strong> des Gründers im Vergleich se<strong>in</strong>er Profile von 2004<br />
und 2002 zeigt im Wesentlichen ke<strong>in</strong>e großen Veränderungen auf (vgl. Tabelle<br />
12). Die hohe und zum Teil übersteuerte Aktivitäts- und Handlungskompetenz<br />
des Gründers ermöglichte das lange Durchhaltevermögen. Se<strong>in</strong>e „Stehaufmännchen“-Qualitäten<br />
ließen ihn mit vielen Rückschlägen immer wieder optimistisch<br />
umgehen. So entstanden immer wieder neue Chancen, die letztlich aber noch nicht<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e planmäßige erfolgreiche <strong>Unternehmen</strong>sentwicklung umgesetzt werden<br />
konnten. Vermutlich war dafür unter anderem das nicht sehr stark ausgeprägte<br />
sozial-kommunikative Potenzial verantwortlich. Der Gründer hatte zwar große<br />
Anstrengungen unternommen, se<strong>in</strong>en Gesprächspartnern se<strong>in</strong>e hochkomplizierte<br />
Technologie zu vermitteln. Offensichtlich kam er aber zu der E<strong>in</strong>sicht (Abschwächung<br />
des S-Potenzials), dass „es e<strong>in</strong>fach nichts br<strong>in</strong>gt, sich hier (<strong>in</strong> Deutschland)<br />
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