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Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF

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„idealen“ adulten Individuums. Diesem geht es um die Lösung lebensgeschichtlich<br />

spezifischer, meist phasentypischer Probleme und um die mehr oder weniger kreative<br />

Gestaltung der eigenen Lebenswelt, z. B. h<strong>in</strong>sichtlich Partnerwahl, Jobsuche,<br />

Überlebenssicherung, Bewältigung sozialer Verpflichtungen und bürokratischer<br />

Anforderungen, Zukunftssicherung, Nutzung spezialisierter Beratungsdienstleistungen<br />

usw. Vieles davon trifft ebenfalls auf den Entrepreneur zu. E<strong>in</strong>e Implikation<br />

der These, wonach die Welt des Entrepreneurs den Anforderungen der Lebenswelt<br />

sehr nahe steht, ist übrigens die schon seit längerem bekannte Aussage,<br />

dass Frauen die besseren Unternehmer(<strong>in</strong>nen) s<strong>in</strong>d, da sie ihren Alltag mit se<strong>in</strong>en<br />

komplexen und widersprüchlichen Anforderungen erfolgreicher bewältigen und<br />

nicht vorschnell auf e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Problem fokussieren 16 ; e<strong>in</strong>e zweite die, dass die<br />

Forderungen nach e<strong>in</strong>em Professionalisierungsprozess des Entrepreneurs (z. B.<br />

durch e<strong>in</strong>en „Master of Entrepreneurship“) an den Realitäten der Unternehmerrolle<br />

e<strong>in</strong> Stück weit vorbei gehen; e<strong>in</strong>e dritte, eher traurige Implikation ist schließlich<br />

die, dass viele Arbeitnehmer(<strong>in</strong>nen), die jahrelang <strong>in</strong> traditionellen Berufsrollen<br />

fixiert s<strong>in</strong>d, die Anforderungen, die pr<strong>in</strong>zipiell an e<strong>in</strong>en adulten Menschen gestellt<br />

werden, heute dort kaum noch erbr<strong>in</strong>gen müssen oder können.<br />

Auch wenn wir die These von der strukturellen Aff<strong>in</strong>ität von Lebenswelt und Unternehmerrolle<br />

nicht überstrapazieren wollen, so lässt sich doch zum<strong>in</strong>dest formulieren,<br />

dass die Rolle des Entrepreneurs der („bürgerlichen“) Lebenswelt näher<br />

steht als etwa die e<strong>in</strong>es spezialisierten technischen oder kaufmännischen Angestellten.<br />

Typisch ist <strong>in</strong>sbesondere für Kle<strong>in</strong>- und Familienbetriebe, dass das betriebliche<br />

Aufgabenspektrum mit der Lebenswelt verschmilzt. Stellte früher die<br />

mitarbeitende Ehefrau geradezu das Symbol der E<strong>in</strong>heit bzw. des fließenden Ine<strong>in</strong>andergleitens<br />

beider Lebensbereiche dar, so s<strong>in</strong>d es heute oft die Assistenzberufe<br />

<strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>betrieben oder Freiberuflerpraxen, die die Bewältigung e<strong>in</strong>er Reihe von<br />

lebensweltlichen wie auch professionellen Funktionen auf sich konzentrieren (vgl.<br />

Simon 2002).<br />

Natürlich gibt es auch den gegenläufigen Trend e<strong>in</strong>er verstärkten Professionalisierung<br />

entrepreneurialer Kompetenzen und Funktionen. Die Frage ist jedoch, ob er<br />

durch Ausbildung oder nicht eher durch Unterstützung und Vernetzung gefördert<br />

wird. Der generalistisch agierende Entrepreneur wird immer stärker fremdwissensabhängig<br />

und umgibt sich mit spezialisierten Partnern und Beratern. Der gleiche<br />

Trend ist auch <strong>in</strong> der Lebenswelt zu beobachten. Diese problematisiert und kompliziert<br />

sich zunehmend: Zu den Steuerberater(<strong>in</strong>nen) treten F<strong>in</strong>anzberater(<strong>in</strong>nen),<br />

Rentenberater(<strong>in</strong>nen), Diät- oder Gesundheitsberater(<strong>in</strong>nen), Psychotherapeut(<strong>in</strong>n)en<br />

h<strong>in</strong>zu. Doch ungeachtet ihrer Empfehlungen s<strong>in</strong>d vom Individuum Entscheidungen<br />

zu treffen. Je mehr es sich beraten lässt, desto mehr solcher Entscheidungen s<strong>in</strong>d<br />

16 Die spiegelbildliche Implikation dieser These ist freilich, dass Männer <strong>in</strong> kritischen Situationen<br />

eher alle ihre Ressourcen auf e<strong>in</strong> Ziel h<strong>in</strong> fokussieren.<br />

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