Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nicht mehr leisten, das ist jenseits von Gut und Böse. Ich sehe es nicht mehr e<strong>in</strong>,<br />
jemandem e<strong>in</strong> weiches Kissen zu beschaffen.“<br />
Die schwierige Situation zu diesem Zeitpunkt wird auf externe Faktoren zurückgeführt:<br />
„Kompetenzschwächen gab es <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne nicht. Die wirtschaftliche<br />
Situation <strong>in</strong> Deutschland hat uns zurückgeworfen.“<br />
Die Enttäuschung aufgrund überzogener Erwartungen h<strong>in</strong>sichtlich der Existenzgründung<br />
ist hier fast vorprogrammiert. Die Schuld an dem relativen Misserfolg<br />
wurde fast vollständig externalisiert und auf Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen), Umwelt und<br />
Wirtschaftskrise geschoben. Insbesondere zeigte sich e<strong>in</strong> erheblicher Mangel an<br />
Führungskompetenz. Die Erwartungen an die schon vor der E<strong>in</strong>stellung bekannten<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) wurden nicht operationalisiert, sondern blieben diffus; ihre<br />
Kompetenzen wurden nicht überprüft. Das „Versagen“ dieser Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen)<br />
traf den Chef dann persönlich. Es hatte den Ansche<strong>in</strong>, als hätte er – als eher <strong>in</strong>trovertierter<br />
und durch klösterliche Isolation geprägter Mensch – auch <strong>in</strong> der kurzen<br />
Tätigkeit als Bauleiter oder bei Messemontagen ke<strong>in</strong>e Führungskompetenzen und<br />
ke<strong>in</strong> realistisches Menschenbild erworben.<br />
Bei den „positiven“ Fallstudien ist die Kompetenzkonstellation sehr unterschiedlich<br />
– e<strong>in</strong> Indiz für die grundsätzliche Möglichkeit des Erfolgs unterschiedlichster<br />
Kompetenzportfolios am Markt. Die Gründer(<strong>in</strong>nen) setzen sich <strong>in</strong>tensiv mit<br />
ihrem Herkunftsmilieu und dessen Kompetenzbeschränkungen ause<strong>in</strong>ander; oder<br />
sie waren schon immer <strong>in</strong> mehreren Welten verankert; oder aber es handelte sich<br />
schlicht um Ableger bzw. Implantate e<strong>in</strong>er erfolgreichen Unternehmerkultur der<br />
vorhergehenden Generation, von deren sozialem und ökonomischem Kapital und<br />
Know-how sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er quasi fremdkulturellen Umwelt erfolgreich leben. H<strong>in</strong>gegen<br />
sehen wir bei den beiden eher erfolglosen Gründungen, dass hier die Gründer<br />
e<strong>in</strong>em nicht-entrepreneurialen, ja extrem wirtschaftsfernen und risikoaversen<br />
Herkunftsmilieu mental verhaftet geblieben s<strong>in</strong>d – oder aber sich fast gewaltsam<br />
davon distanzierten, ohne jedoch genügend neues soziales Kapital und spezifische<br />
Kompetenzen <strong>in</strong> ihrer „Zielumgebung“ aufzubauen.<br />
87