Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
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pektive beantwortet: „Es herrscht große Liberalität“ (z. B. ke<strong>in</strong>e Kleiderordnung,<br />
freie Arbeitszeiten und Zeit- bzw. Zielplanung). Die Bedeutung sowohl von „Kreativität“<br />
als auch von „Individualität“ werden im Verlaufe des Interviews mehrfach<br />
hervorgehoben. „Es gibt ke<strong>in</strong> Raster für Leute, die kreativ s<strong>in</strong>d“ ist die Aussage zu<br />
der Frage, nach welchen Kriterien Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) e<strong>in</strong>gestellt werden. Bei der<br />
Frage nach dem Background der Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) kommt die Bemerkung: Die<br />
„Geme<strong>in</strong>samkeit ist, dass es sehr <strong>in</strong>dividuell ist.“ Alle diese Informationen s<strong>in</strong>d<br />
nicht sehr präzise, die Antworten wirken aber recht souverän.<br />
Der Gründer und Geschäftsführer kommt aus Westdeutschland. Er hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Opa, der e<strong>in</strong>e „eigene Fabrik aufgebaut“ hat, se<strong>in</strong> großes Vorbild. Die eigene<br />
Gründung erfolgte direkt nach dem Schulabschluss (!), die für e<strong>in</strong>e Gründung<br />
relevanten Kompetenzen werden selbst als „ger<strong>in</strong>g“ e<strong>in</strong>geschätzt. Öffentliche Fördermittel<br />
wurden nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen, „genug Eigenkapital war da“. In<br />
besonderer Form unterstützt wurde der Gründer von zwei Bus<strong>in</strong>ess Angels mit<br />
Branchenerfahrung. Als entrepreneuriale Schlüsselkompetenz wird die „Mentalitätsfrage“<br />
hervorgehoben, „selbstständig se<strong>in</strong> (zu) wollen“.<br />
Zum Zeitpunkt der ersten Befragung ist das <strong>Unternehmen</strong> noch wenig strukturiert:<br />
Der Bereich Market<strong>in</strong>g, der Kundenkontakt „läuft <strong>in</strong>dividuell, über die<br />
persönliche Schiene (…) Wir haben ke<strong>in</strong> Geld für große Aktionen, es gibt ke<strong>in</strong>e<br />
große Struktur.“ E<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzcontroll<strong>in</strong>g „soll aufgebaut werden“, Mitarbeitergespräche<br />
„wollen wir e<strong>in</strong>führen“. Als Schwäche wird thematisiert: „Schnelles<br />
Wachstum führt zu Schwierigkeiten der Integration neuer Mitarbeiter und zu<br />
hoher Fluktuation.“<br />
Die bevorzugte Lernform ist <strong>in</strong> der ersten Befragung „Learn<strong>in</strong>g by Do<strong>in</strong>g“, e<strong>in</strong>e<br />
„ordentliche Fehlerkultur“ wird als wichtig e<strong>in</strong>geschätzt, Kompetenz wird „aus<br />
Krisen <strong>in</strong> allen Bereichen“ entwickelt, gelernt vor allem „situationsabhängig“.<br />
Wenn Informationen e<strong>in</strong>geholt werden, dann übers Internet, Sem<strong>in</strong>aranbieter wurden<br />
nicht genutzt.<br />
Was es mit den angedeuteten Schwierigkeiten im Personalbereich auf sich hatte,<br />
wird erst <strong>in</strong> der zweiten Befragung deutlich. Es wurden <strong>in</strong>sgesamt vier<br />
Mitarbeiter(<strong>in</strong>nen) aufgrund der „Qualität der Arbeit und persönlicher Umgang/<br />
diszipl<strong>in</strong>arische Probleme, fachlicher Kompetenz“ entlassen und fünf neue e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Auf die Frage, ob denn immer die richtige Wahl bei der E<strong>in</strong>stellung neuer<br />
Mitarbeiter getroffen wurde, kam die Aussage: „Nicht immer. E<strong>in</strong>en der neu E<strong>in</strong>gestellten<br />
haben wir schon wieder entlassen. Wie sich jemand verkauft und wie er<br />
im Alltag arbeitet ist e<strong>in</strong> Unterschied. Aber <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Firma s<strong>in</strong>d im Alltag<br />
Differenzen schnell aufspürbar. (…) Während des Hypes im Neuen Markt s<strong>in</strong>d<br />
viele Leute <strong>in</strong> Stellungen gekommen, die nicht ihrer Qualifikation entsprachen.<br />
(…) Aushängeschilder andrer Firmen für bestimmte Technologien haben dann<br />
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