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Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF

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Die Sozialfigur des Unternehmers wurde im Zuge dieser Diskussion zunehmend positiv<br />

bewertet, ja der Unternehmer wurde <strong>in</strong> Form des Gründers – seltener der Gründer<strong>in</strong><br />

– quasi „wiederentdeckt“ (vgl. Hodenius 1997, S. 122 f., S. 132). Gegen das<br />

negative Bild von Unternehmern als ausbeutende Instanzen wurde das positiv aufgeladene<br />

Bild der Gründer gesetzt. Den ihm zugeschriebenen Eigenschaften folgend<br />

ist »der« Gründer 1) Pionier und E<strong>in</strong>zelkämpfer, 2) Innovator, 3) Risikoträger und<br />

Risikogestalter und kann 4) aus jeder sozialen Schicht kommen (vgl. Hodenius 1997,<br />

S. 132 f.). Dabei wird die den Gründern zugeschriebene Funktion eher postuliert als<br />

aufgrund von Kompetenzen und Eigenschaften wirklich empirisch nachgewiesen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs zeigt das Ende der New Economy, dass e<strong>in</strong>e Reihe der postulierten<br />

Kompetenzen oder kompetenzverwandten Variablen sich nur äußerst situationsabhängig<br />

bewähren oder langfristig sogar als äußerst ambivalent zu betrachten s<strong>in</strong>d. 4 H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, dass <strong>in</strong>zwischen immer mehr Menschen nicht aus Überzeugung und Lust an<br />

der Selbstständigkeit (also wegen sog. positiver Motivatoren) der Volkswirtschaft ihre<br />

so wichtige Innovationskraft zur Verfügung stellen, sondern dass <strong>in</strong> Folge der Jobkrise<br />

auch negative Motivatoren e<strong>in</strong>e wachsende Rolle spielen (sog. Notgründungen). Angesichts<br />

des steigenden Stellenwertes beruflicher Selbstständigkeit für Personen mit<br />

nur bed<strong>in</strong>gten unternehmerischen Fähigkeiten stellt sich die Frage, ob es möglich ist,<br />

Menschen systematisch zum Unternehmer/zur Unternehmer<strong>in</strong> auszubilden.<br />

Diese Frage ist zuerst <strong>in</strong> den USA – und zwar schon vor Jahrzehnten – im Pr<strong>in</strong>zip<br />

mit Ja beantwortet worden. Die sich <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>är verstehende Domäne Entrepreneurship,<br />

die im amerikanischen Raum Tradition hat 5 und dort <strong>in</strong> Lehre<br />

und Forschung seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts an Bedeutung ge-<br />

4 Im Rahmen der Existenzgründerberatung an der FH Frankfurt wird seit Frühjahr 2001 von uns mit<br />

Nachdruck zu risikom<strong>in</strong>imierenden Gründungen – vor allem <strong>in</strong> Bezug auf Fremdf<strong>in</strong>anzierungs-<br />

und Kreditrisiken, aber generell auch <strong>in</strong> Bezug auf die Fixkostenbelastung – geraten. Diese<br />

Strategie wird weitgehend befolgt und hat sich bewährt.<br />

5 Der Begriff des Entrepreneurs – e<strong>in</strong>st nur der Zwischenhändler, der an der Differenz<br />

zwischen E<strong>in</strong>kaufs- und Verkaufpreis verdient – stammt von Richard Cantillon (um<br />

1730, vgl. Cantillon 1931) und me<strong>in</strong>t seit den 1920er Jahren (Knight 1921) den persönlich<br />

risikotragenden Unternehmer. Er nähert sich somit dem Schumpeterschen Begriff des<br />

Innovators, des „kreativen Zerstörers“ an. Die Harvard Bus<strong>in</strong>ess School entwickelte<br />

bereits 1947 erste Lehrangebote als Reaktion auf strukturelle Probleme der amerikanischen<br />

Nachkriegswirtschaft. 1951 wurde die Coleman Stiftung gegründet. Sie hat sich der<br />

Entrepreneurship-Lehre verschrieben und unterstützt diese durch Stiftungslehrstühle und<br />

Stipendien. Im gleichen Jahr veröffentlichte das US Department of Commerce „Outl<strong>in</strong>e and<br />

Source Material for Small Bus<strong>in</strong>ess Education“ von William Hoad, e<strong>in</strong>en Bericht über e<strong>in</strong><br />

Pilotprojekt, das zur Institutionalisierung der Gründungslehre an den Hochschulen führte.<br />

Peter Drucker bot 1953 die ersten Kurse an der NYU an. Seit den 80er Jahren dient der<br />

Begriff Entrepreneurship vor allem der Abgrenzung der Ausbildung von Gründer(<strong>in</strong>ne)n und<br />

<strong>in</strong>novativen Kle<strong>in</strong>unternehmer(<strong>in</strong>ne)n vom „Bus<strong>in</strong>ess Adm<strong>in</strong>istration“, d. h. von der BWL<br />

des meist von Nichteigentümer(<strong>in</strong>ne)n gemanagten Großunternehmens (vgl. F<strong>in</strong>kle/Deeds<br />

2001, Koch 2003, Thust 2004). Im Unterschied zur BWL ist Entrepreneurship e<strong>in</strong> im Kern<br />

<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ärer Ansatz und nicht nur die „BWL des <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s“ bzw. Kle<strong>in</strong>unternehmens.<br />

Wir werden auf die damit verbundenen Fragestellungen später zurückkommen.<br />

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