Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
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von se<strong>in</strong>en Geschäftsführer-Kollegen so gesehen wird. Im Vergleich zum Kompetenzprofil<br />
der Geschäftsführer anderer <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s ist zu fragen, ob das mittlere bzw.<br />
niedrige Aktivitätspotenzial des GF I ausreicht, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schwierigen und heiß<br />
umkämpften IT-Markt langfristig erfolgreich e<strong>in</strong>e Firma aufzubauen. Der hohe<br />
P-Wert deutet darauf h<strong>in</strong>, dass GF I gerne hohe Ideale verfolgt, die im Verhandeln<br />
mit Kunden eher h<strong>in</strong>derlich se<strong>in</strong> können (z. B. werden schnell Preisnachlässe gewährt).<br />
Der hohe bzw. übersteuerte Wert im S-Bereich zeigt die Schwierigkeiten<br />
auf, im Geschäftsführerkreis Konsenslösungen zu erreichen. Personen mit e<strong>in</strong>em<br />
ger<strong>in</strong>gen Aktivitäts- und Handlungspotenzial und e<strong>in</strong>er hohen sozial-kommunikativen<br />
Kompetenz neigen dazu, die D<strong>in</strong>ge zu zerreden. Der niedrige Wert im<br />
Fach- und Methodenbereich wirft außerdem Frage auf, wie das mit der Spezialkompetenz<br />
„Datenbankprogrammierung“ zu vere<strong>in</strong>baren ist.<br />
Geschäftsführer J entwickelt sich unter normalen Bed<strong>in</strong>gungen von e<strong>in</strong>em AS-<br />
Typ zu e<strong>in</strong>em AF-Typ, d. h. er hat e<strong>in</strong> hohes Aktivitätspotenzial gepaart mit hoher<br />
Fach- und Methodenkompetenz. In der Selbste<strong>in</strong>schätzung ist auffallend, dass se<strong>in</strong>e<br />
Aktivitäts- und Handlungskompetenz, die bereits stark ausgeprägt war, weiter<br />
gestärkt wurde mit dem Trend der Übersteuerung (wenn aus Stärken Schwächen<br />
werden). Diese Verstärkung wird von den beiden anderen Geschäftsführern allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht so gesehen. Im Gegenteil, sie me<strong>in</strong>en eher, dass der GF J se<strong>in</strong>e Aufgaben<br />
zum Beispiel im Bereich Market<strong>in</strong>g und Vertrieb nicht erfüllt, und er von den<br />
anderen „durchgeschleppt“ werden müsste. Am deutlichsten <strong>in</strong> der Selbste<strong>in</strong>schätzung<br />
fällt die Verr<strong>in</strong>gerung im sozial-kommunikativen Kompetenzbereich auf.<br />
Die Selbst- und Fremdbilder fallen relativ stark ause<strong>in</strong>ander. Im Vergleich zum<br />
Kompetenzprofil der Geschäftsführer anderer <strong>Start</strong>-<strong>up</strong>s ist GF J der e<strong>in</strong>zige im<br />
Geschäftsführerkreis, der von se<strong>in</strong>em Aktivitätspotenzial her den Drive mitbr<strong>in</strong>gt,<br />
e<strong>in</strong>e Firma aufzubauen. Da er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er persönlichen Reflexion jedoch me<strong>in</strong>t, dass<br />
er nur 20 Prozent se<strong>in</strong>es Leistungspotenzials e<strong>in</strong>setzt und die Me<strong>in</strong>ung besteht, er<br />
würde für die Firma zu wenig Leistungen erbr<strong>in</strong>gen, ist zu fragen, woran es liegt,<br />
dass er offensichtlich „ausgehebelt“ wird und nicht se<strong>in</strong>em Potenzial entsprechend<br />
zur Wirkung kommt. Die Zurücknahme se<strong>in</strong>er sozial-kommunikativen Kompetenz<br />
sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong>e Antwort (als Gegenstrategie) auf die hohen bzw. übersteuerten<br />
S-Potenziale der beiden anderen Geschäftsführer zu se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> AS-Typ (ursprünglicher<br />
Typ) ist nach Beobachtungen aus anderen Projekten für den Bereich Market<strong>in</strong>g<br />
und Vertrieb durchaus geeignet. Die Übertreibung im A-Bereich und die<br />
niedrigen S-Werte nach den aktuellen Entwicklungen weisen allerd<strong>in</strong>gs auf die<br />
Gefahr h<strong>in</strong>, dem Kunden nicht genau genug zuzuhören, um überha<strong>up</strong>t Kundenbedarfe<br />
zu ermitteln und so auch Akquisitionsansätze zu erkennen. Da IT-Beratung<br />
nicht vom klassischen Produktverkauf lebt, sondern vom Aufbau vertrauensvoller<br />
Kundenbeziehungen, entsteht hier die Frage, ob GF J über das erforderliche P-Potenzial<br />
(personale Kompetenz) verfügt (vgl. auch Tabelle 5).<br />
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