Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF

(3) In der Phase der Ideenverfeinerung vermissten diesmal vier Gründer(innen)
das Wissen zur Marktbeurteilung, je einmal genannt wurden Flexibilität und Kernkompetenz
bezüglich Steuern und Recht. Auffällig ist dabei, dass nur Personen
aus dem Osten Marktkenntnisse in dieser Phase vermissten, und zwar nur Männer
in IT-Unternehmen. Computerspezialisten im Osten halten Marktkenntnisse für
besonders wichtig und ließen sich von ihren mangelhaften Kenntnissen auf diesem
Gebiet einschüchtern. Ideenfindungs- und Ideenverfeinerungsphase haben offenbar
gemeinsam, dass es den Gründer(inne)n um einen Abgleich zwischen ihrem
Angebot und dem Bedarf am Markt geht. Die Mängel, die sie in diesen Sondierungsphasen
beschäftigen, betreffen vor allem Marktkenntnisse und die Fähigkeit
zur Marktbeurteilung.
(4) In der Gründungsvorbereitungsphase fehlten Gründer(inne)n vor allem BWL-
Kenntnisse (viermal genannt), dann (dreimal genannt) Finanzierungs-Know-how
und das Wissen um den geschickten Umgang mit finanziellen Ressourcen, Wissen
im Umgang mit Institutionen und Behörden. Zweimal bemängelten sie ihr Zeitmanagement,
ihre Rechtskenntnisse, ihre geringe Zielklarheit und die Strukturiertheit
ihres Vorgehens. Einfach genannt wurden außerdem jeweils Mängel in der Selbst-
und Produktpräsentation, in der Flexibilität, in ihrem Wissen, in der Erfahrung, in
der Weisheit, in der Fähigkeit das Richtige zu tun, darin, Probleme überhaupt zu
erfassen, und darin, sich und die Mitarbeiter(innen) zu führen. Probleme mit fehlenden
BWL-Kenntnissen und zu geringem Finanzierungs-Know-how plagten nur
Männer, zwischen den Regionen und IT- oder Nicht-ITlern waren diese Sorgen nicht
signifikant ungleich verteilt. Auch Probleme im Umgang mit Behörden und Institutionen
sowie offene Rechtsfragen hatten auffälligerweise nur Männer. Spezifisch
weiblich scheint in dieser Phase dagegen die Schwäche in der Zielklarheit zu sein
sowie der Zweifel darüber, „das Richtige (zu) tun“: Frauen zeigen in dieser Phase
eher Orientierungs- und praktische Handlungsschwächen. Zugleich sind es Ost-
Gründer(innen), die diese Schwächen nennen, und zwar dort nur die, die nicht im IT-
Bereich gegründet haben. Insgesamt geht es in der Vorgründungsphase überwiegend
um Schwächen in organisatorischen Fragen im weitesten Sinne, d. h. um das Organisieren
des eigenen Kopfes (Zielklarheit), der Aufbauorganisation des Unternehmens
sowie deren Platz im Verhältnis zur Umwelt (Institutionen/Behörden), ferner um
BWL, Recht, Finanzkapazität. Größte Sorge und kennzeichnend für diese Phase ist
das Schaffen von Grundlagen, das Ordnen des bis dahin vielleicht kreativen Chaos.
Erstaunlich ist dabei, dass relativ wenige Start-ups angaben, Schwierigkeiten mit
der Finanzierung zu haben, obwohl an anderen Stellen in den Interviews durchaus
angedeutet wurde, dass die dünne Finanzdecke oder das Fehlen eines finanzkräftigen
Investors das Arbeiten erschwerten. Möglicherweise wurde die Fähigkeit zur
Beschaffung von Ressourcen nicht als Kompetenzelement gedeutet.
(5) In der Gründungsphase fehlten sechs Gründer(inne)n Rechtskenntnisse und
Vertrags-Know-how. Jeweils zwei nannten Schwächen in ihren kommunikati-
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