Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ich dort gelernt habe? Erst mal bei e<strong>in</strong>em Kaffee e<strong>in</strong> Problem analysieren (das<br />
f<strong>in</strong>de ich positiv), dann strategisch und systematisch das Problem angehen und<br />
lösen. Viele Deutsche verfallen <strong>in</strong> Hektik.“ Das Sich-Zeit-Lassen spielt auch bei<br />
der Planung des <strong>Unternehmen</strong>swachstums e<strong>in</strong>e große Rolle:„Wir wollen wachsen,<br />
aber aus eigener Kraft und ohne Fremdf<strong>in</strong>anzierung.“<br />
Auch die <strong>Kompetenzentwicklung</strong> im <strong>Unternehmen</strong> vollzieht sich langsam und kont<strong>in</strong>uierlich.<br />
Herr M. kann ke<strong>in</strong>e <strong>Kompetenzentwicklung</strong>sphasen abgrenzen und hat<br />
auch nichts hart tra<strong>in</strong>iert: „Kl<strong>in</strong>gt vielleicht überheblich, war aber so. Kompetenzen<br />
s<strong>in</strong>d gewachsen.“ Kompetenzerwerb geschieht durch Learn<strong>in</strong>g by Do<strong>in</strong>g sowie<br />
durch die Kunden: „Habe gelernt im Bereich Qualitätsmanagement, überha<strong>up</strong>t der<br />
ganze Bereich Management, Organisation.“ Wenn die Lücken groß s<strong>in</strong>d, werden<br />
auch externe Schulungen gemacht. Allerd<strong>in</strong>gs steht hierbei die Erfolgskontrolle im<br />
Vordergrund. Herr M. muss genau sehen können, was der Kurs dem Mitarbeiter<br />
gebracht hat. Und da verlässt er sich auf se<strong>in</strong> Gefühl. Wenn der Mitarbeiter über<br />
se<strong>in</strong>en Kurs berichtet, merkt er sofort, ob der etwas gebracht hat.<br />
Außerdem werden Aufgaben outgesourct, für die <strong>in</strong>tern die Kompetenzen nicht<br />
ausreichend s<strong>in</strong>d. Eigene Defizite werden klar benannt: „Mir war schon bewusst,<br />
das ich im kaufmännischen Bereich Schwächen habe. (…) Die Kalkulation machen<br />
wir selbst, denn die gehört zu den Kernkompetenzen. Alltägliches im Bereich<br />
F<strong>in</strong>anzen wird extern erledigt.“<br />
Auf die Frage, ob das <strong>Unternehmen</strong> <strong>in</strong> kritischen Situationen eher Freiraum für<br />
neue Ideen schafft oder eher die Aufrechterhaltung der Geschäftsrout<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den<br />
Vordergrund stellt, spricht sich der Geschäftsführer überaus deutlich für Letzteres<br />
aus.<br />
Das dargestellte Fallbeispiel zeigt, wie e<strong>in</strong> <strong>Start</strong>-<strong>up</strong> auf der Basis von viel Lebens-<br />
und Berufserfahrung des Entrepreneurs erfolgreich geführt werden kann. Auch <strong>in</strong><br />
dieser Geschichte gibt es sicherlich e<strong>in</strong>ige offene Punkte und Fragezeichen. Wie<br />
tragfähig ist diese Konstruktion bei Auftreten e<strong>in</strong>er Krise? Wird sich dann das<br />
Kompetenzdefizit des Geschäftsführers im kaufmännischen Bereich negativ auswirken?<br />
Wann ist das mitgebrachte Kompetenzpolster aufgezehrt? Wird die eher<br />
defensive Kompetenzerwerbsstrategie dann krisenhafte Entwicklungen fördern?<br />
Wird sich die Firma auf Dauer halten können oder auch neue Produkte entwickeln,<br />
ohne dass mehr Freiraum für Kreativität entsteht?<br />
Entrepreneurship als Gesamtkunstwerk – Lernen <strong>in</strong> Netzwerken<br />
Die Firma C. betreibt Handel mit mediterranen Produkten. Der Firmensitz ist im<br />
Rhe<strong>in</strong>-Ma<strong>in</strong>-Gebiet. Zum Zeitpunkt der zweiten Befragung hat sie 4,5 Beschäf-<br />
81