Kompetenzentwicklung in Start-up-Unternehmen - ABWF
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chender Prozess“ deuteten sie unbewussten und graduellen Kompetenzzuwachs<br />
an, der jedoch zu neuen Qualitäten führen kann. In der rückblickenden Feststellung,<br />
„geraume Zeit“ gebraucht zu haben, bis das „Funktionieren e<strong>in</strong>es Bereichs<br />
den erfolgreichen Erwerb neuer Fähigkeiten anzeigte“, zeigte sich gerichtete aber<br />
reaktive Anstrengung: E<strong>in</strong>e Kompetenzsteigerung sei ständig nötig, um Anforderungen<br />
gerecht zu werden. Dem folgend wäre als weitere Steigerung noch die<br />
Aussage denkbar: Kompetenzsteigerung ist ständig nötig, nicht nur um Anforderungen<br />
gerecht zu werden, sondern zusätzliche selbst gesteckte Ziele zu erfüllen.<br />
Dabei handelte es sich also um e<strong>in</strong>e gerichtete proaktive Anstrengung. Dies wurde<br />
so aber nicht genannt. E<strong>in</strong> Gründer beschreibt den langen Verwandlungsprozess<br />
so:<br />
„Von der schwach strukturierten Idee mit vielen Fehlern – gleitend – bis zu e<strong>in</strong>em festen<br />
Stand<strong>in</strong>g und Fortentwicklung <strong>in</strong> dem was man tut. Und obwohl es vom Namen her die<br />
gleiche Tätigkeit ist, hat das Letzte mit dem Ersten fast nichts mehr zu tun.“<br />
Offenbar lassen sich Bilder der Geschäftsführer(<strong>in</strong>nen) von ihrem eigenen Entwicklungsprozess<br />
differenzieren erstens <strong>in</strong> die Vorstellung von stetigem Wachstum<br />
(„es ist e<strong>in</strong> Prozess“), zweitens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Phasene<strong>in</strong>teilung, die auf e<strong>in</strong>en strukturierten<br />
Prozesscharakter des Lernens verweist, und drittens <strong>in</strong> ereignis<strong>in</strong>duzierte<br />
Kompetenzsprünge oder Entwicklungsschübe.<br />
Es gibt dabei durchaus Firmen, <strong>in</strong> denen die Gründer(<strong>in</strong>nen) sowohl phasenbezogenes<br />
als auch plötzliches, reaktives Kompetenzwachstum wahrnahmen, so z. B.<br />
e<strong>in</strong> Geschäftsführer, der kont<strong>in</strong>uierliches Lernen bei sich beobachtet hatte, und<br />
zwar durch gerichtet reaktives Lernen ebenso wie durch erst rückblickend konstatierte<br />
unbewusste Lernprozesse. Ihn e<strong>in</strong>gerechnet, geben also <strong>in</strong>sgesamt drei<br />
Gründer(<strong>in</strong>nen) an, unbewusst kont<strong>in</strong>uierlich gelernt zu haben. Er gehört auch zu<br />
jener Dreiergr<strong>up</strong>pe, die angab, gerichtet reaktiv gelernt zu haben. Alle anderen<br />
Geschäftsführer(<strong>in</strong>nen), die kont<strong>in</strong>uierliches Lernen (<strong>in</strong>sgesamt also fünf) oder<br />
phasenbezogenes Lernen (ebenfalls fünf) bei sich beobachteten, haben auch von<br />
äußeren Ereignissen und Anlässen angetrieben Kompetenz erworben. Der überwiegende<br />
Teil – zwölf unserer Interviewpartner(<strong>in</strong>nen) – spricht nur von äußeren<br />
Ereignissen, die ihr Dazulernen auslösten und erwähnt weder kont<strong>in</strong>uierliches<br />
noch phasenbezogenes Lernen.<br />
Insgesamt konnten 21 der befragten Personen (auch) durch äußere Ereignisse stimulierte<br />
Kompetenzveränderungen bei sich selbst beobachten, so dass von e<strong>in</strong>er<br />
Priorität ereignis<strong>in</strong>duzierter <strong>Kompetenzentwicklung</strong> auszugehen ist.<br />
An der Spitze der genannten Ereignisse, die Lernschübe auslösten, stehen mit jeweils<br />
sechs Nennungen ganz allgeme<strong>in</strong> eigene „Fehler“ sowie e<strong>in</strong> Bereich, der sich<br />
unter den Stichworten „Krise/schlechte Zeiten/Auftragsverlust/Kundenbeschwer-<br />
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