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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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ung ist das wichtigste der Erziehung der Jungen <strong>und</strong> jungen Männer (Rosenthal 1987, 340). Die<br />

jungen Männer erfahren „ihre Sozialisation im Mief der Schlafsäle <strong>und</strong> unter dem Gebrüll der Unteroffiziere.<br />

Überall wurde Anpassung mit Zwang durchgesetzt“ (Schörken 1990, 113). Die jungen<br />

<strong>Frauen</strong> seien waren zwar organisiert gewesen, ihre Erfahrungen des Einflusses auf die individuelle<br />

Sphäre reichten aber in keiner Form an die kasernierten Bedingungen der jungen Männer heran,<br />

was auch an der Verortung der <strong>Frauen</strong> im Aufgabenbereich des Häuslich-Privaten zu sehen ist (vgl.<br />

Puhlmann, Pilzer & Rosenthal 1987, 375). Dass die vorgesehene Mitgliedschaft in der männlichen<br />

Hitlerjugend mit 18 Jahren endete, während die weibliche Hitlerjugend bis zum 21. Lebensjahr<br />

andauerte ist in dem Übergang der jungen Männer in militärische Institutionen begründet. Für die<br />

jungen <strong>Frauen</strong> schließt sich ab 1939 ein verpflichtender Arbeitsdienst an, der aus land- <strong>und</strong> hauswirtschaftlicher<br />

Arbeit, später verstärkt aus Arbeit in der Rüstungsindustrie besteht (Benz 1968;<br />

Bajohr 1980; Vogel 1997).<br />

Unabhängig vom <strong>Geschlecht</strong> macht Rosenthal (1987, 337) im Fallvergleich mehrere Faktoren aus,<br />

die den Erfolg der nationalsozialistischen Erziehungspraxis im Zusammenspiel der verschiedenen<br />

Sozialisationsinstanzen ausmachen. Die Jugendlichen erhalten Vorteile aus der Mitgliedschaft in<br />

Jugendorganisationen <strong>und</strong> werden durch nationalsozialistische Ideologieelemente, die den Bedürfnissen<br />

<strong>und</strong> Denkstilen von Jugendlichen besonders entsprechen, auf der Ebene des Selbstwertgefühls<br />

angesprochen. Besonders erfolgreich war diese Sozialisation, wenn das politische Milieu des<br />

Elternhauses mit dem der NS-Jugendorganisationen übereinstimmte <strong>und</strong> wenn sich diese einheitlichen<br />

politischen Milieus bei dem Übergang in andere NS-Organisationen oder in die Wehrmacht<br />

eine Fortsetzung fand.<br />

7.2.8 Politische Sozialisation der Mädchen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> in der NS-Zeit<br />

Das ideale <strong>Frauen</strong>bild des Nationalsozialismus war „in den Friedenszeiten reduziert auf Geburt <strong>und</strong><br />

Aufzucht erbges<strong>und</strong>er Kinder sowie die Absicherung der Reproduktionssphäre des Mannes“ (Rosenthal<br />

1987, 55, vgl. Klaus 1980, 21f. & 37f.). Erwerbstätigkeit für Mädchen <strong>und</strong> junge <strong>Frauen</strong> war<br />

nur als Übergangsphase zur Mutter <strong>und</strong> Hausfrau vorgesehen (Rosenthal 1987, 92). Dieses Ideal<br />

fand in verschiedenen Maßnahmen seine Entsprechung. <strong>Frauen</strong> wurden in die Führungsspitze der<br />

NSDAP nicht zugelassen, der Zugang <strong>Frauen</strong> wurde der Zugang zu Universitäten erschwert, qualifizierte<br />

<strong>Frauen</strong> wurden aus höheren Positionen entfernt <strong>und</strong> in den Staatsdienst wurden fast nur<br />

Männer aufgenommen (Rosenthal 1987). Die Strukturen der Jugendorganisationen sehen für die<br />

Mädchen <strong>und</strong> jungen <strong>Frauen</strong> im Gegensatz zu den männlichen <strong>Alter</strong>genossen keine institutionalisierten<br />

Übergang ins Erwachsenenleben vor, vielmehr hängt die „endgültige“ Erwachsenenrolle<br />

von dem Zeitpunkt der Heirat <strong>und</strong> der Geburt eine Kindes ab (Puhlmann, Pilzer & Rosenthal 1987,<br />

376). Allerdings gab es innerhalb der nationalsozialistischen Organisationen <strong>und</strong> Dienste eine Hierarchie<br />

weiblicher Jungfunktionärinnen (Kock 1994; vgl. Jürgens 1994, 165f.; Hering & Schilde<br />

2000, 77f.). Innerhalb der Jugendorganisationen JM <strong>und</strong> BDM wurde der vermeintlich unpolitische<br />

Charakter hervorgehoben (Möding 1994, 258f.; Rosenthal 1987, 64 f.; vgl. Kinz 1990). Die Interna-<br />

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