Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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ist <strong>Geschlecht</strong> eine bedeutende Dimension sozialer Ungleichheit gewesen, die vor allem in Form<br />
von Einkommensunterschieden <strong>und</strong> der ungleichen Verteilung der häuslichen Arbeit bestimmt<br />
wird (Sorensen & Trappe 1995). Trotz des staatlichen Gleichheitspostulats hat sich die traditionelle<br />
<strong>Geschlecht</strong>erordnung nicht verändert, wenn auch die formale juristische Gleichheit <strong>und</strong> die Einbeziehung<br />
von <strong>Frauen</strong> in die Erwerbsarbeit noch während der 50er Jahre gewährleistet waren. Das<br />
staatspolitische Ziel der Gleichheit der <strong>Geschlecht</strong>er erfolgte nicht als Prozess der Interessenaushandlung<br />
(Sorensen & Trappe 1995, 191f.). Die staatlichen Interventionen bewirkten eine allmähliche<br />
Gleichstellung der beruflichen Qualifikation bis zum Beginn der 70er Jahre. Die Gewährleistung<br />
<strong>und</strong> Verbesserung der Verbindung von Erwerbsarbeit <strong>und</strong> Mutterschaft wurde erst später Teil<br />
politisches Programm. Hinsichtlich der beruflichen Situation sind zwei weitere Aspekte von Bedeutung.<br />
Bei Männern wie bei <strong>Frauen</strong> entsprach der erste Beruf oft nicht den Präferenzen der Betroffenen<br />
<strong>und</strong> zudem ist eine unveränderte geschlechterspezifische Segregation nach Berufen festzustellen<br />
(Mayer 1995, 360 & 365).<br />
7.3 Nutzen <strong>und</strong> Grenzen des Generationenkonzeptes<br />
Die Hervorhebung des Konzeptes der politischen Generation in dieser Arbeit begründet sich durch<br />
zwei Ziele. Erstens soll ermöglicht werden die Fragestellung auch durch Aspekte der historischen<br />
Kontextbedingungen <strong>und</strong> die Kollektivität von politischen Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltens zu beantworten.<br />
Zweitens sollen vorhandene Arbeiten zur politischen Sozialisationsbedingungen <strong>und</strong> ihren<br />
langfristigen Auswirkungen einbezogen werden. Die vorhandenen Arbeiten über die <strong>Alter</strong>sgruppe<br />
der empirisch untersuchten Gruppe lassen sich über das Konzept der Generation gut integrieren.<br />
Zugleich wird das Konzept der politischen Generation oder vielmehr die Erklärungskraft dieses<br />
Konzeptes implizit in Frage gestellt, da zwar Angehörige benachbarter Geburtsjahrgänge untersucht<br />
werden, aber zugleich eine starke Bedeutung der lebenslangen politischen Sozialisation unterstellt<br />
wird. Diese Annahme bedeutet, dass de facto von einer Abnahme oder Verwischen von<br />
Generationseffekten im Zeitverlauf auszugehen ist.<br />
Da im empirischen Teil dieser Arbeit sowohl die in den historischen Sozialisationsbedingungen<br />
unterschiedlichen Gruppen der Ost- <strong>und</strong> Westdeutschen Bestandteil der Analyse sind, als auch<br />
keine abgegrenztes Jahrgangsspektrum ausgewählt wird, ist eine Aussage über die <strong>Frauen</strong> einer<br />
bestimmten, klar abgrenzbaren politischen Generation nicht intendiert, auch wenn die <strong>Frauen</strong> der<br />
Hitlerjugendgeneration in beiden deutschen Staaten die Mehrheit der Stichprobe ausmachen.<br />
Die Ergebnisse zu historischen politischen Sozialisationsbedingungen werden möglichst breit als<br />
Vorwissen berücksichtigt, wobei in der empirischen Analyse von Individualfällen von besonderer<br />
Bedeutung ist, welche Veränderungen der politischen Sozialisationsmuster zu beobachten sind, wie<br />
diese zu erklären sind <strong>und</strong> ob dies in der Summe der Fälle Erkenntnisse über die Veränderung kol-<br />
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