Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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der Involvierung zum politischen System verstanden werden. Politisches Interesse hängt mit politischer<br />
Kommunikation <strong>und</strong> politischem Wissen zusammen, sollte aber analytisch getrennt betrachtet<br />
werden. Politisches Interesse kann Ausdruck einer subjektiv wahrgenommen Norm im Sinn von<br />
Fishbein <strong>und</strong> Ajzen, aber auch Folge davon sein. So kann ein Mindestmaß an Interesse an politischen<br />
Informationen auch in nicht genuin politischer Kommunikation notwendig sein, z.B. als Kontextwissen<br />
in alltäglichen sozialen Umgang.<br />
Politische Kommunikation hingegen ist die Teilnahme am Informationsaustausch über Politik <strong>und</strong><br />
ein Merkmal des Aktivbürgers. Dabei kann es sich sowohl um direkte, interpersonale Kommunikation<br />
handeln, wie auch um medial vermittelte Informationen wie dies bereits in dem two-step-flow-<br />
Ansatz von Lazarsfeld et al. angelegt war. Mediale politische Kommunikation ist in der Regel durch<br />
einen einseitigen Informationsfluss gekennzeichnet, in dem das Individuum Informationen durch<br />
individuelle kognitive Strukturen gefiltert wahrnimmt. Medial vermittelte Informationen liefern<br />
eine Agenda der wichtigen Ereignisse, Themen <strong>und</strong> politischen Entscheidungen, die je nach unterschiedlichen<br />
Mustern des Medienkonsums in der Bedeutung <strong>und</strong> Gewichtung variieren. Mediale<br />
politische Kommunikation bindet Individuen in öffentliche Diskurse ein. Die Medienlandschaft ist<br />
teilweise entlang politischer Lager strukturiert (Schmitt-Beck 1998). Die Selektivität politischer<br />
Mediennutzung kann zugleich als eine Form der sich selbst erhaltenden Lager- oder Parteiidentifikation<br />
interpretiert werden. Muster der politischen Mediennutzung werden in Form von Mediennutzungstypologien<br />
gefasst. Brettschneider (1997, 270) unterscheidet zwischen Medienabstinenzlern,<br />
Fernsehfixierten, Zeitungsbevorzugern <strong>und</strong> Allesnutzern, die Zusammenhänge mit politischem<br />
Interesse aufweisen.<br />
Interpersonale politische Kommunikation ist durch stärker multidirektionale Informationsflüsse<br />
gekennzeichnet. Interpersonale Kommunikation findet eher selten in formalisierten Settings statt<br />
<strong>und</strong> kann dann durch institutionelle Einbindungen oder Öffentlichkeit einen Übergang zu politischer<br />
Partizipation darstellen. In der Regel ist interpersonale politische Kommunikation eher Teil<br />
von Alltagsinteraktionen im sozialen Umfeld. Neben der Vermittlung von Informationen ist eine<br />
wesentliche Funktion interpersonaler politischer Kommunikation die Absicherung individueller<br />
Wertungen <strong>und</strong> Bedeutungszuschreibungen in der sozialen Bezugsgruppe. Zudem hat sie die Funktion<br />
„der Vertiefung <strong>und</strong> Strukturierung der zuvor aufgenommenen Medieninhalte“ (Brettschneider<br />
1997, 265). Brettschneider (1997, 275) unterscheidet die Muster politischer interpersonaler<br />
Kommunikation danach, ob ein aktiver Kommunikationsstil vorliegt bei dem andere Personen von<br />
der eigenen Meinung überzeugt werden sollen („Persuasive Diskutanten“), von einem, in dem Personen<br />
die mit anderen über Politik sprechen, aber diese nicht überzeugen wollen („Passive Diskutanten“)<br />
<strong>und</strong> Passiven, die intepersonale politische Kommunikation meiden.<br />
Sowohl interpersonale wie mediale Kommunikation können so einen Beitrag der Ermittlung der<br />
subjektiv wahrgenommenen Normen im theoretischen Gerüst von Fishbein <strong>und</strong> Ajzen darstellen.<br />
Gleichzeitig sind Kommunikationsprozesse auch die Gr<strong>und</strong>lage der Meinungsbildung der politischen<br />
Präferenzen. Die vorwiegende analytische Trennung von interpersonaler <strong>und</strong> medialer politischer<br />
Kommunikation (Brettschneider 1997, 277) wird den komplexen realen Interaktionsmuster<br />
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