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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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KS6_1 (8)<br />

FRAU SCHÄFER: Wir waren, mein Vater, wir waren ja alle, also wir waren ja mit dem<br />

Dritten Reich nicht einverstanden. Das war so eine gewisse mh (gestikuliert energisch)<br />

INTERVIEWER: War ihr Vater auch in der SPD?<br />

FRAU SCHÄFER: Ja! Mein Vater, der war ein alter ... , wie nannt man das früher, wie<br />

nannt man die dann?<br />

INTERVIEWER: Sozialdemokrat?<br />

FRAU SCHÄFER: Ja genau! Wir waren alle, meine Geschwister auch, wir haben alle<br />

der Partei, der SPD, angehört.<br />

(28)<br />

FRAU SCHÄFER: Ach Gott, wir sind eben mit der SPD groß geworden <strong>und</strong> in ner Arbeiterfamilie,<br />

ne<br />

INTERVIEWER: ja<br />

FRAU SCHÄFER: <strong>und</strong> das hängt einem an.<br />

In diesen Fällen wird in der Regel eine deutlich erkennbare Opposition zum Nationalsozialismus<br />

erinnert <strong>und</strong> berichtet. Neben der Sorge um den Vater oder Geschwister aufgr<strong>und</strong> deren politischen<br />

Engagements wird das Elternhaus auch ein deutlicher Gegenpol zum nationalsozialistischen Zeitgeist<br />

<strong>und</strong> deren bestehender politischer Indoktrination (Frau Hoffmann KS4; Frau Schäfer KS6). Bei<br />

Frau Hoffmann hat die Hinwendung zum Nationalsozialismus zu erheblichen Konflikten im Elterhaus<br />

geführt <strong>und</strong> eine Identifikation mit der SPD, wie in der Familie üblich, hat erst später eingesetzt<br />

120 . Es wird durch diese klare Partei- oder Milieuaffinität eine politische Identität vermittelt,<br />

welche sehr nachhaltig sein kann <strong>und</strong> gleichsam die politische Wahrnehmung strukturiert, wie dies<br />

das theoretische Konzept der Parteiidentifikation beschreibt.. Ein solches Muster liegt in vergleichbarer<br />

Weise für das konservative Milieu vor (z.B. Frau KS3; Frau Braun FR1).<br />

Auffällig ist, dass einige der Befragten keine oder erst auf Nachfrage Auskünfte über die politischen<br />

Einstellungen im Elterhaus geben können. So stellt Frau Becker (KS3), die politisch eher uninteressiert<br />

ist, zwar vage eine Verbindung zu ihrer politischen Einstellung her, kann sich aber konkret<br />

nicht an eine Parteiaffinität erinnern. Erst die Opposition zum Nationalsozialismus plausibilisiert<br />

diese Annahme.<br />

KS3_1 (222)<br />

FRAU BECKER: Ne, das weiß ich nicht, das weiß ich absolut nicht, was die für eine<br />

Meinung hatten.<br />

INTERVIEWER: Aber so eine Ahnung .. was das gewesen sein könnte?<br />

FRAU BECKER: Vielleicht auch SPD.<br />

120 Zu diesem Fall <strong>und</strong> der Reaktion im Elternhaus auf äußere Einflüsse auf die politische Sozialisation in der in<br />

der Schule oder nationalsozialistischen Jugendorganisationen siehe S.210f..<br />

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