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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Aktivitäten eine Basis politischer Partizipation darstellen <strong>und</strong> dass die Erfahrung eigener politischer<br />

Partizipation in positivem Zusammenhang mit den psychologischen Ressourcen für weitere<br />

politische Aktivitäten steht, wird von Burns, Schlozman <strong>und</strong> Verba (2001, 368) bestätigt. In der<br />

<strong>Geschlecht</strong>erperspektive von Bedeutung ist, dass dieser Zusammenhang bei <strong>Frauen</strong> in einem Umfeld,<br />

das nicht nach <strong>Geschlecht</strong> segregiert ist, deutlich stärker ausgeprägt wird.<br />

Die von Sapiro (1983, 93) formulierte Hypothese, dass die Mutterrolle vermittelt über das Zeitbudget<br />

eine negative Auswirkung auf die politische Partizipation hat, konnte empirisch nicht bestätigt<br />

werden (Burns, Schlozman & Verba 2001, 359). Festgestellt wurde aber, dass sich die im Alltag<br />

vorhanden Gelegenheitsstrukturen nach der Familiengründung unterschiedlich auf die <strong>Geschlecht</strong>er<br />

auswirken. So steigt das Engagement bei Männern eher, während <strong>Frauen</strong> mit der Fokussierung<br />

auf das Private eine Einschränkung der Gelegenheitsstrukturen erfahren. Burns, Schlozman <strong>und</strong><br />

Verba (2001, 362) stellen fest, dass der indirekte Effekt des Familienlebens auf geschlechterspezifische<br />

Unterschiede der Partizipation substanzieller ist als jeder andere.<br />

Der Lebenslagenansatz begreift politische Sozialisation als Mechanismus der Herstellung geschlechtsspezifischer<br />

Unterschiede. Über einen längeren Zeitraum wurde dieser Mechanismus<br />

allerdings nicht theoretisch ausgearbeitet (vgl. Hoecker 1995, 25). Der von Sapiro (1983) hervorgehobene<br />

Aspekte lebenslanger politischer Sozialisation <strong>und</strong> die unterschiedliche Bedeutung von<br />

Rollenwechseln der <strong>Geschlecht</strong>er im Erwachsenenleben erweist sich in resourcenorientierter Perspektive<br />

als fruchtbar.<br />

5.2.3 <strong>Geschlecht</strong>sspezifische politische Sozialisation<br />

Die Gr<strong>und</strong>annahme es Ansatzes ist, dass politisches Verhalten mittels Rollennormen erlernt wird.<br />

Dieser Lernprozess der politische Sozialisation findet in einer sensiblen Phase gr<strong>und</strong>legender<br />

Lernprozesse zwischen Kindheit <strong>und</strong> Adoleszenz statt, in der Mädchen ein <strong>Frauen</strong>bild erlernen, das<br />

als Norm <strong>und</strong> Verhaltenserwartung Distanz zu Politik <strong>und</strong> die Sphäre des Politischen als männlich<br />

vermittelt. Das feststellbare geringere politische Interesse <strong>und</strong> die geringere subjektive politische<br />

Kompetenz der <strong>Frauen</strong> wird als direkte Folge dieses Lernprozesses interpretiert. Obwohl der politischen<br />

Sozialisation ein zentraler Stellenwert in der Erklärung politischer Orientierungen beigemessen<br />

wird, ist politische Sozialisation insgesamt empirisch wenig untersucht (Greiffenhagen<br />

2002; Geißel & Penrose 2003, 18). Die empirische Analyse der Dimension <strong>Geschlecht</strong> im Prozess<br />

politischer Sozialisation muss trotz der theoretisch aus unterschiedlichen Perspektiven hervorgehobenen<br />

Bedeutung als nicht ausreichend eingestuft werden. Heinzel (1996, 23) hebt hervor, dass<br />

in „der für die politische Sozialisation relevanten deutschsprachigen Literatur <strong>und</strong> Forschung … die<br />

Untersuchung von <strong>Geschlecht</strong>erdifferenzen <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>errollenstereotypen noch immer keine<br />

nennenswerte Berücksichtigung gef<strong>und</strong>en [hat], obgleich der Kategorie <strong>Geschlecht</strong> offensichtlich<br />

wesentliche Bedeutung bei der Herausbildung der politischen Persönlichkeit zukommt“. Kulke<br />

(2002, 592) stellt in fast gleichlautender Formulierung fest, dass „die Untersuchung von <strong>Geschlecht</strong>erdifferenzen<br />

<strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>errollenstereotypen in der für die politisch Sozialisation (deutschsprachigen)<br />

relevanten Literatur noch immer kaum Berücksichtigung“ findet <strong>und</strong> dass das Feld vor<br />

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