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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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9 Die Befragten: Fallbeschreibungen<br />

9.1 Kassel 1 Frau Meier<br />

Frau Meier wurde 1926 als Tochter eines Elektroingenieurs <strong>und</strong> einer Hausfrau geboren. Sie ist<br />

verwitwet <strong>und</strong> lebt alleine in einer hellen Drei-Zimmer-Wohnung in einem exklusiveren Kasseler<br />

Stadtteil. Der Stil der Inneneinrichtung lässt sich am ehesten als eine Mischung aus bürgerlichtraditionell<br />

<strong>und</strong> leger-gemütlich beschreiben. Frau Meier hat ein monatliches Einkommen von ca.<br />

1900 Euro. Frau Meier stammt aus einem katholischen Elternhaus <strong>und</strong> ist das älteste Kind von drei<br />

Kindern, die in größeren Abständen auf die Welt kamen. Sie lernte nach der mittleren Reife technische<br />

Zeichnerin <strong>und</strong> war in diesem Beruf sechs Jahre lang tätig. Später arbeitete sie noch fünf Jahre<br />

im Finanzamt. Die Ehe mit ihrem evangelischen Mann, einem kaufmännischen Angestellten, konnte<br />

Frau Meier 1948 nur gegen familiäre Widerstände eingehen. Frau Meiers einziger Sohn wurde<br />

1949 geboren <strong>und</strong> lebt heute als Lehrer in Berlin.<br />

Frau Meier ist nie Mitglied einer Partei oder Gewerkschaft gewesen. Sie arbeitet ehrenamtlich bei<br />

der Kasseler Tafel <strong>und</strong> in der Kirchengemeinde mit. Sie besucht den Gottesdienst in der Regel wöchentlich.<br />

Frau Meier ist politisch interessiert <strong>und</strong> informiert. Wählen hält Frau Meier für eine<br />

Pflicht <strong>und</strong> reagiert mit Unverständnis auf Nichtwähler in ihrem Umfeld. Sie kommuniziert auch<br />

über Politik, würde aber nie versuchen jemanden von ihren politischen Ansichten zu überzeugen.<br />

Im Falle, dass politische Äußerungen Gespräche belasten, wechselt Frau Meier das Thema. Dies gilt<br />

insbesondere bei Personen in ihrem Umfeld, die sie als „richtige Nazis“ beschreibt <strong>und</strong> auf deren<br />

antisemitische Haltung sie mit Ablehnung reagiert. Das Muster, anderen ihre Überzeugung zu lassen,<br />

ohne sie zu beeinflussen, spiegelt sich auch innerhalb der Ehe von Frau Meier wieder. Während<br />

ihr Mann immer SPD wählte, tendierte sie eher zur CDU. Gelegentlich wählte sie auch die SPD. Bei<br />

dieser Wahl fällt es Frau Meier sehr schwer, sich zu entscheiden. Auch weil ihr der Kandidat Stoiber<br />

nicht sympathisch ist. Sie hätte lieber Merkel als Kandidatin gesehen <strong>und</strong> gibt die Schuld für deren<br />

Nichtkandidatur den Männern.<br />

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