Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Die Fragen, was <strong>Alter</strong>n ist <strong>und</strong> was alte Menschen ausmacht, sind gr<strong>und</strong>legend <strong>und</strong> die Art der Beantwortung<br />
definieren einen theoretischen Zugang, seine Erkenntnisziele ebenso wie mögliche<br />
blinde Flecken. Die unten dargestellten Ansätze aus der Frühphase der gerontologischen Forschungsgeschichte<br />
- Disengagement, Aktivität <strong>und</strong> Kontinuität - beinhalten solche perspektivischen<br />
Schwerpunkte. Eine Gefahr solch enger Perspektiven liegt in einer ungerechtfertigten Festschreibung<br />
dessen, was <strong>Alter</strong>(n) ist oder auch sein soll, aber nicht unbedingt sein muss (vgl. Amrhein<br />
2004a, 53f.). <strong>Alter</strong>(n) unterliegt gesellschaftlichen Normen, die sich nicht nur in Form gesellschaftlich<br />
geprägter Lebensläufe (vgl. Kohli 1978), sondern auch in typischen Verlaufsmustern äußern.<br />
Diese typischen Verlaufsmuster finden sich in stereotypen <strong>Alter</strong>sbildern wieder, welche zu normativen<br />
Erwartungen an bestimmte <strong>Alter</strong>sgruppen führen können (vgl. Rotherm<strong>und</strong> & Wentura<br />
2007) 16 . Diese Vorstellungen über <strong>Alter</strong>n lassen sich oft einem Defizitmodell des <strong>Alter</strong>ns unterordnen,<br />
während andere Modelle primär auf die bestehenden Kompetenzen im <strong>Alter</strong> ausgerichtet sind<br />
(Scheidt & Eikelbeck 1995, 29). Eine solche Orientierung an Kompetenzen findet sich auch in der<br />
Entwicklungspsychologie der Lebensspanne (Brandtsätter & Lindenberger 2007).<br />
4.1 <strong>Alter</strong>seffekte: Lebensalter, Kohorte <strong>und</strong> Periode als mögliche Einflussfaktoren<br />
Im Kontext der Fragestellung dieser Arbeit nach den Einflussfaktoren auf die politische Partizipation<br />
<strong>älterer</strong> <strong>Frauen</strong> in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts liefern zahlreiche theoretische<br />
Ansätze eine Vielzahl möglicher Erklärungen für <strong>Alter</strong>(n)seinflüsse <strong>und</strong> auf <strong>Alter</strong> als Strukturmerkmal<br />
zurückzuführende Effekte, die sich auf politisches Verhalten <strong>und</strong> Erleben auswirken können.<br />
In einer sozialwissenschaftlichen Analyse lassen sich dabei empirisch bestätigte Einflüsse der<br />
Variable <strong>Alter</strong> auf ein Phänomen durch die drei möglichen Effekte des Lebensalters, der Kohorte<br />
<strong>und</strong> Periode erklären (vgl. Fogt 1982, 36f.; Glenn 1977). Beim Lebensalterseffekt handelt es sich um<br />
Einflüsse des <strong>Alter</strong>s auf Verhalten, Einstellungen etc. . Dabei kann es sich um direkte (z.B. geringere<br />
Lebenserwartung) oder indirekte (höhere Wahrscheinlichkeit Kinder oder Enkelkinder zu haben)<br />
Einflusseffekte des <strong>Alter</strong>s handeln. Der Kohorteneffekt besagt, dass das Phänomen nur scheinbar<br />
mit dem Lebensalter zusammenhängt, eigentlich aber durch die Zugehörigkeit zu einer Kohorte<br />
verursacht wird. Kohorteneffekte werden über Sozialisation vermittelt <strong>und</strong> hängen mit den Lebensbedingungen<br />
von Kohorten zusammen (Fogt 1982, 73). Betrachtet man eine Veränderung von<br />
Phänomenen im Zusammenhang mit <strong>Alter</strong> im Zeitverlauf können Unterschiede des <strong>Alter</strong>s auch<br />
durch Einflüsse der historischen Periode erklärt werden. Werden vom <strong>Alter</strong> beeinflusste Phänomene<br />
analysiert ist eine wesentliche Zielsetzung den Anteil der Einflüsse zu bestimmen. Die Analyse<br />
der Periodeneffekte ist dabei eine besondere Schwierigkeit (Fogt 1982, 36f.; Metje 1994, 83f.; vgl.<br />
16 Auf eine detaillierte Darstellung dieses umfangreichen theoretischen Teilbereiches <strong>und</strong> verschiedene Ansätze<br />
wird hier verzichtet. Die unter anderem unter den Schlagworten <strong>Alter</strong>sbilder, <strong>Alter</strong>serwartungscodes <strong>und</strong><br />
<strong>Alter</strong>ssemantiken vorhandenen Forschungsansätze werden in dieser Arbeit unter dem Terminus „kognitive<br />
<strong>Alter</strong>(n)sschemata“ zusammengefasst (vgl. Amrhein 2004b, 61f.).<br />
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