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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Allerdings sind auch andere Konstellationen möglich, wie bei Frau Richter, die mit ihrem Mann<br />

gemeinsam politische Sendungen im Fernsehen sieht, aber anders als er eine Verpflichtung zur<br />

politischen Partizipation wahrnimmt.<br />

BS1_2 (23)<br />

FRAU RICHTER: Ich wähl SPD, mein Mann geht gar net.<br />

(188)<br />

FRAU RICHTER: .. Ich glaub der Mann hat damals auch SPD gewählt, damals noch?<br />

INTERVIEWER: Ihr Mann?<br />

FRAU RICHTER: Ja, der is halt jetzt zwei-, dreimal nicht mehr gegangen, wo ich alleine<br />

gegangen bin, sonst ist er schon auch gegangen.<br />

Der Typ von Partnerschaft der „geregelten Gemeinsamkeit“ hat ebenfalls ähnliche politische Präferenzen<br />

<strong>und</strong> Einstellungen. Die Auseinandersetzung mit Politik erfolgt stärker auf Basis der Zuschreibung<br />

von einseitigen Kompetenzen, was von den Befragten sowohl als eine Form der Arbeitsteilung<br />

als auch des eigenen Defizits der <strong>Frauen</strong> wahrgenommen wird (vgl. Frau Becker KS 3_1,<br />

160). Das „Geregelte“ in politischen Dingen bezieht sich sowohl auf diese Arbeitsteilung als auch<br />

auf die langfristige politische Bindung an ein politisches Lager. Die Parteipräferenz in Westdeutschland<br />

liegt in den meisten Fällen bei den klassischen Volksparteien SPD oder CDU.<br />

Für die ostdeutschen Fälle ist eine Gemeinsamkeit hinsichtlich der Positionierung gegenüber dem<br />

politischen System der DDR <strong>und</strong> zumindest in abgeschwächter Form von „Quasiparteibindungen“<br />

für die westdeutschen Parteien festzustellen. Erschwert wird eine Aussage über die ostdeutschen<br />

Fälle durch den hohen Anteil von Befragten, die vor der Wiedervereinigung verwitweten.<br />

Politik ist in den Fällen dieses Typs weitestgehend kein oder ein weniger wichtiges Thema zwischen<br />

den Partnern <strong>und</strong> wird oft in Alltagsgesprächen mit anderen Personen eher vermieden, insbesondere,<br />

wenn diese eine andere Auffassung haben oder haben könnten. Die Meinungsbildung zu<br />

aktuellen Themen orientiert sich in der Regel an der aktuellen Position der Partei, zu der eine langfristige<br />

Bindung besteht. Es werden in unterschiedlichem Maß aktuelle Debatten wahrgenommen,<br />

allerdings ist es oft so, dass der Mann eine Filter- <strong>und</strong> Vermittlungsfunktion wahrnimmt. Einige<br />

Befragte (Frau Schulz KS2; Frau Becker KS3; Frau Neumann EF6; Frau Wolf EF7; Frau Koch BS2)<br />

äußern mehr oder weniger deutlich, dass sie über ihren Mann an der Rezeption teilgenommen<br />

haben. Man kann die politischen Entscheidungsprozesse in diesen Fällen als hierarchisches Verhältnis<br />

interpretieren.<br />

KS3_1 (169)<br />

FRAU BECKER: Auch nicht, nein. Mein Mann hat sich schon eher informiert … über<br />

die Politik. Und von dem hab ich mir dann auch immer sagen lassen, was ich wählen<br />

soll (lacht)<br />

191

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