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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Vergleicht man die Fälle der beiden Typen, fällt auf, dass die beiden Typen möglicherweise zwei<br />

Stufen eines Prozess abbilden, da in den Interviews große Übereinstimmungen in den Mustern der<br />

Partizipation in früheren Jahren berichtet werden 163 . Zum Zeitpunkt der Interviews charakterisieren<br />

sich die Befragten als „zu alt“ zum Wählen. Das in diesen Fällen offenk<strong>und</strong>ige Desinteresse an<br />

Politik hängt auch mit der Lebenslage zusammen, die dies im Alltag oft verstärkt. In drei der Fälle<br />

des Typs der ritualisierten Partizipation gibt es einen Partner oder es wird eine Partnerschaft im<br />

Interview angedeutet.<br />

Der Typus der politisch Involvierten unterscheidet sich deutlich von den beiden anderen Typen. Die<br />

Befragten sind unabhängig von ihrem <strong>Alter</strong> deutlich an Politik interessiert. Dies zeigt sich zum einen<br />

in Mediennutzungsmustern, in dem in der Regel Informationssendungen eine hohe Bedeutung<br />

haben. Auch im persönlichen Umfeld wird oft über Politik gesprochen <strong>und</strong> von den <strong>Frauen</strong> dieses<br />

Typs wird eine eigene Meinung vertreten. Dieses Muster des selbstbewussten <strong>und</strong> selbstständigen<br />

Umgangs mit Politik kennzeichnet auch die Partnerschaften der Befragten, in denen gleichberechtigt<br />

diskutiert wird. Im familiären Alltag <strong>und</strong> der Positionierung zur Erwerbsarbeit ist die Mehrzahl<br />

der Fälle an der traditionellen Rollenteilung ausgerichtet. Alle Fälle, in denen eine eigenständige<br />

Berufstätigkeit ausgeübt wird, die durch eine soziale Aufwärtsmobilität oder durch Tätigkeiten mit<br />

großer Verantwortung gekennzeichnet sind, sind in diesem Typ verortet. In den übrigen Fällen<br />

wird bei den Kindern eine deutliche Aufstiegsorientierung erkennbar. In diesem Typus sind Parteimitgliedschaften,<br />

die Übernahme von Ämtern oder soziales Engagement weit verbreitet. Die<br />

Befragten dieses Typs haben klare Bindungen an ein politisches Lager <strong>und</strong> wählen in der Regel eine<br />

Partei, an die sie langfristig geb<strong>und</strong>en sind, allerdings finden sich in diesem Typ auch taktische<br />

Wählerinnen.<br />

Die Befragten dieses Typs thematisieren in den meisten Fällen ihre historischen Erfahrungen, wobei<br />

eine deutliche Abgrenzung zum Nationalsozialismus üblich ist. Das Ende des Nationalsozialismus<br />

<strong>und</strong> die Erfahrung des Krieges führen in diesen Fällen nicht zum Schweigen <strong>und</strong> der Abwehr.<br />

Die Befragten lernen aus den Erfahrungen, ziehen selbstbewusst Konsequenzen aus den historischen<br />

Erfahrungen 164 .<br />

163 Dieser Überlegung wird auch durch einen <strong>Alter</strong>sunterschied gestützt. Die Fälle des Typs ritualisierte Partizipation<br />

sind im Durchschnitt deutlich jünger (Jahrgänge 25, 27, 33, 34, 39) als die des Typs apolitische Nichtpartizipation<br />

(Jahrgänge 13, 17, 22, 23, 25, 27). Der durchschnittliche <strong>Alter</strong>sunterschied beträgt also ca. 14<br />

Jahre.<br />

164 Gewissermaßen als Motiv dieses Teils der politischen Generation kann ein Zitat Helmut Schmidts angeführt<br />

werden: „Die Antriebskraft war typisch für die Generation, der ich angehört habe: Wir kamen aus dem Kriege,<br />

wir haben viel Elend <strong>und</strong> Scheiße erlebt, im Kriege, <strong>und</strong> wir waren alle entschlossen, einen Beitrag dazu zu<br />

leisten, dass all diese grauenhaften Dinge sich niemals wiederholen sollten in Deutschland. Das war die eigentliche<br />

Antriebskraft“ (Die Welt 2008). Schmidt gilt insbesondere bei den Befragten des Typs der politisch Involvierten<br />

unabhängig von der Lagerbindung als idealer Politiker. Auffällig ist auch, dass sich das Partnerschaftsmodell,<br />

welches Schmidt <strong>und</strong> seine Frau öffentlich machen, Ähnlichkeiten mit den Mustern der Fälle<br />

dieses Typs haben.<br />

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