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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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über den persönlichen Kontakt hergestellt. Frau Schröder gibt an 2002 PDS <strong>und</strong> 2005 SPD gewählt<br />

zu haben. Die Entscheidung für die SPD 2005 wurde sehr kurzfristig getroffen.<br />

9.11 Erfurt 1 Frau Zimmermann<br />

Frau Zimmermann wurde 1916 in Berlin als älteste Tochter von vier Geschwistern eines kaufmännischen<br />

Angestellten geboren. Sie absolvierte die mittlere Reife, besuchte das einjährige Lyzeum<br />

<strong>und</strong> schloss danach eine Ausbildung zur Krankenschwester ab. Sie arbeitete ab 1938 als Gemeindeschwester<br />

in Berlin, nach der Ausbombung <strong>und</strong> dem durch die Ausbombung bedingten Umzug als<br />

Impfschwester in Erfurt. 1943 heiratete sie einen sieben Jahre älteren Drogisten, der 2001 nach<br />

einem halben Jahr schwerer Pflegebedürftigkeit verstarb. Frau Zimmermann lebt seit der Versteigerung<br />

ihrer ehemaligen Wohnung durch den Alteigentümer selbstständig von ca. 1200 Euro Rente<br />

(Witwenrente inklusiv) in einer betreuten Altenwohnung. Die beiden Töchter arbeiten als Zahntechnikerin<br />

<strong>und</strong> Lehrerin. Der Kontakt zu Frau Zimmermann wurde über den Träger der Wohneinrichtung<br />

mit dem Hinweis hergestellt, dass die Befragte sehr kommunikativ <strong>und</strong> interessiert sei.<br />

Frau Zimmermann nimmt intensiv am gesellschaftlichen Leben teil, sowohl in Form altenspezifischer<br />

Angebote wie auch über den Kontakt zu ihrer Familie, den Bekanntenkreis <strong>und</strong> die Medien.<br />

Frau Zimmermann charakterisiert ihre Herkunftsfamilie als deutschnational <strong>und</strong> war seit ihrer Zeit<br />

als Schwesternschülerin Mitglied der NSDAP, wobei sie betont, dass dies für alle Schwesternschülerinnen<br />

verpflichtend gewesen sei. Bis auf die Mitgliedschaft im FDGB, betont sie, dass danach „ein<br />

für alle Mal Schluss“ mit der Mitgliedschaft in politischen Organisationen gewesen sei.<br />

Frau Zimmermann informiert sich über Politik <strong>und</strong> vertritt zu verschiedensten Themen ihre Meinung.<br />

Sie hat seit dem Anschluss an die BRD regelmäßig CDU gewählt, ist aber im Vorfeld der B<strong>und</strong>estagswahl<br />

2002 sehr unentschlossen, da sie Stoiber ablehnend gegenübersteht. Bei der B<strong>und</strong>estagswahl<br />

2005 ist sie sich früher über ihre Stimmabgabe sicher. Sie empfindet den Wahlgang eigentlich<br />

als Verpflichtung <strong>und</strong> diskutiert dieses Problem in ihrem Bekanntenkreis. Zum Zeitpunkt<br />

des zweiten Interviews hat sich die Möglichkeit im Bekanntenkreis über Politik zu reden wegen<br />

Todesfällen verringert.<br />

Zu DDR-Zeiten hat sie mit ihrem Mann regelmäßig B<strong>und</strong>estagsdebatten gesehen, eine der wenigen<br />

politischen Interessen ihres Mannes. Beide gehörten einem Fre<strong>und</strong>eskreis an, der hauptsächlich<br />

aus gegenüberstehenden Akademikern bestand, die dem Regime distanziert gegenüberstanden <strong>und</strong><br />

alle Kirchenmitglieder waren. Frau Zimmermann bezeichnet sich auch während der Vor- <strong>und</strong><br />

Nachgespräche mehrfach als Christin <strong>und</strong> begründet damit auch ihre bisherigen Wahlentscheidungen<br />

für die CDU. Sie geht unregelmäßig in Gottesdienste.<br />

Frau Zimmermann offenbart in zahlreichen Interviewteilen ein ausgeprägtes Empfinden für soziale<br />

Gerechtigkeit, welche sie in der momentanen wirtschaftlichen Situation als nicht verwirklichbar<br />

empfindet. Sie geht davon aus, dass sich dies auch langfristig nicht ändern wird. Frau Zimmermann<br />

kommuniziert gerne <strong>und</strong> greift dabei ausführlich auf Beispiele ihres Alltagerlebens zurück. Sie ist<br />

an einer fre<strong>und</strong>lichen Gesprächsatmosphäre interessiert.<br />

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