26.12.2013 Aufrufe

Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Geburt der Tochter 1946 als technische Zeichnerin <strong>und</strong> ab 1964 zehn Jahre lang in einer Apotheke.<br />

Daraufhin war sie zunächst mit der Betreuung der Enkel, später mit der Pflege des Mannes beschäftigt.<br />

Frau Hoffmann stammt aus einer großen Familie, die sie trotz ökonomischer Schwierigkeiten<br />

<strong>und</strong> dem frühen Tod der Mutter, als geprägt durch starken Zusammenhalt <strong>und</strong> Zugehörigkeit empfindet.<br />

Das Verhältnis zu der Stiefmutter wird von ihr als problematisch beschrieben.<br />

Frau Hoffmann ist, von einer Phase der Begeisterung für den Nationalsozialismus abgesehen, stark<br />

geprägt von den intensiven Bindung des Vaters an die SPD. Auch sie ist seit den 70er Jahren SPD<br />

Mitglied <strong>und</strong> hatte verschiedene Ämter inne. Sie ist politisch interessiert <strong>und</strong> informiert. Frau<br />

Hoffmann ist eine eindeutige Parteigängerin, die aber selbstbewusst ihre abweichende Meinung<br />

vertritt. Auch in ihrer Ehe hatte politisches <strong>und</strong> gesellschaftliches Engagement immer einen großen<br />

Stellenwert. Dieses erfüllte dabei immer auch den Zweck, Geselligkeit <strong>und</strong> Gemeinschaft zu erfahren.<br />

Das Verhältnis zu Kirche <strong>und</strong> Glauben ist bei Frau Hoffmann von einigen Ereignissen bestimmt. Sie<br />

hat die Konfirmation zu Gunsten des NS-Fahneneides abgelehnt. Dennoch war ihr die Taufe der<br />

Tochter ein Bedürfnis. Sie erklärt in den Jahren der Krankheit ihres Mannes wieder gläubiger geworden<br />

zu sein, besucht aber die Kirche wenn überhaupt nur an Weihnachten. Die Atmosphäre des<br />

ersten Interviews war geprägt von gegenseitiger Sympathie <strong>und</strong> der offenen, selbstbewussten Art<br />

von Frau Hoffmann. Kombiniert mit dem Versuch durch die Interviewführung in Richtung eher<br />

weniger Steuerung <strong>und</strong> einer stärkeren biografischen Ausrichtung zu experimentieren, ergab sich<br />

daraus ein vergleichsweise langes Interview. Das Interview ist darüber hinaus wie auch das Interview<br />

mit Frau Schäfer (KS6) durch die räumliche Situation erschwert worden, es begann zunächst<br />

in dem Hinterraum eines Stadtteilzentrums <strong>und</strong> musste dann in eine Sitzecke im Flur verlagert<br />

werden. Frau Hoffmann wurde in ihrem Redefluss durch die gelegentlich vorbeigehenden Personen,<br />

die ihr alle gut bekannt waren, nicht beeinflusst, sondern versuchte eher die Vorbeigehenden<br />

über den Stand des Gesprächs auf dem Laufenden zu halten. Das Antwortverhalten der Befragten<br />

fällt durch die Einbindung der Aussagen in Anekdoten <strong>und</strong> vor allem durch die hohe Sprechgeschwindigkeit<br />

sowie besonders durch die Angewohnheit auf, den Inhalt der Frage vor ihrem eigentlichen<br />

Ende zu erfassen <strong>und</strong> den Interviewer zu unterbrechen,.<br />

Bei dem zweiten Interviewtermin hat sich an der Mitteilungsbereitschaft der Befragten nichts geändert.<br />

Sie scheint aber ein wenig an Spritzigkeit <strong>und</strong> Spontaneität verloren zu haben. Dies kann<br />

auch Folge eines Schlaganfalls sein, den die Befragte in der Zwischenzeit hatte. Dieser hat auch zu<br />

Gedächtnisbeieinträchtigen geführt, von denen die Befragte fürchtet, dass sie während des Interviews<br />

auftreten könnten.<br />

Sie befürwortet zu allen Befragungszeitpunkten eine rot-grüne Koalition <strong>und</strong> gibt an immer mit<br />

beiden Stimmen die SPD zu wählen. Bei der erneuten Kontaktaufnahme 2005 erinnert sie sich<br />

spontan an das Interview <strong>und</strong> weist gleich darauf hin, dass sich bei ihr immer noch nichts geändert<br />

hat „immer noch für die SPD“. Frau Hoffmann ist aufgr<strong>und</strong> einer Erkrankung im Vergleich zum<br />

ersten Interview deutlich beeinträchtigt <strong>und</strong> stärker an das Haus geb<strong>und</strong>en.<br />

141

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!