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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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isch-analytischen Denken verhafteten Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen, die in der Regel quantitativ vorgehen,<br />

oft ignoriert. Eine Überwindung dieser, aus meiner Perspektive eher im Wissenschaftsverständnis,<br />

begründeten Wahrnehmungsbarrieren erscheint mir eine notwendige Bedingung, insbesondere,<br />

solange eine nicht ausreichende quantitative Datenbasis in Form von Panelumfragen (vgl.<br />

Greiffenhagen 2002) Erkenntnisfortschritte in theorietestenden Untersuchungsdesigns ermöglicht.<br />

5.2.5 Zusammenhang der Ansätze<br />

Betrachtet man die Ansätze als zusammenhängendes Erklärungsgerüst des Gender Gaps lassen sich<br />

einige zentrale Aspekte herausarbeiten, die ein Zusammenspiel der Faktoren beinhalten. Nimmt<br />

man den Bef<strong>und</strong> des Gender Gaps politischer Partizipation zu Beginn der zweiten Hälfte des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert als gegebene Tatsache, so ist es plausibel, dass alle drei Ansätze empirisch vorhandene<br />

Mechanismen beschreiben, die sich gegenseitig beeinflussen.<br />

Die Verteilung der Ressourcen war zu diesem historischen Zeitpunkt insbesondere in Bezug auf<br />

Bildung, aber auch hinsichtlich der anderen Ressourcen wie Geld <strong>und</strong> Zeit, eindeutig geschlechtsdifferenziert.<br />

Dies spiegelt auch die der Sozialisation zugr<strong>und</strong>e liegenden Erwartungen an die Normalbiographie<br />

wieder, die eine berufliche Karriere für Männer <strong>und</strong> für <strong>Frauen</strong> die Tätigkeit als<br />

Hausfrau <strong>und</strong> Mutter vorsieht, wieder. Diese Normen schreiben sich in Form erlernter <strong>und</strong> sozial<br />

wie medial reproduzierter Rollenbilder fort. Die von Sapiro (1983) entwickelte Perspektive der<br />

lebenslangen Sozialisation, welche die nichtpolitische Rollen im Lebensverlauf, Statusveränderungen<br />

von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf die Ressourcenausstattung hervorhebt, verbindet<br />

diese Perspektiven <strong>und</strong> hat sich empirisch in weiten Teilen bewährt (Burns, Schlozman & Verba<br />

2001). Als bedeutend, aber bisweilen vernachlässigt, stellt sich das Selbstbewusstsein <strong>und</strong> dessen<br />

Übertragung in politische Bereiche in Form subjektiver politischer Kompetenz dar (Sapiro 1983,<br />

91). Dies wird sowohl durch Bildung wie durch Rollen außerhalb von Familie <strong>und</strong> Haushalt beeinflusst.<br />

Der Einfluss von Bildung als zentrale Ressource politischer Partizipation ist vielfach bestätigt.<br />

Auch Erwerbstätigkeit, die von Bildung beeinflusst wird, wirkt sich positiv auf die subjektive<br />

politische Kompetenz aus (vgl. Bremme 1956, 220). Die Annahme, dass ein Wandel auf der Mikroebene<br />

zu einer Angleichung der Sozialisationsmustern, Lebenslagen <strong>und</strong> der zur Verfügung stehenden<br />

Ressourcen zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern führt <strong>und</strong> damit zu einer Veränderungen der institutionell<br />

politischen Strukturen <strong>und</strong> der geschlechtsspezifischen Zugangsbarrieren, stellt dabei eine<br />

Verbindung zwischen Gleichheitsfeminismus <strong>und</strong> dem Mainstream politischer Partizipationsforschung,<br />

die sich als empirische Demokratieforschung begreift, dar (vgl. Westle 2001b, 133f.).<br />

Bei der Analyse von <strong>Geschlecht</strong>erunterschieden im Bereich politischer Orientierungen sollte hervorgehoben<br />

werden, dass die Kontexteffekte der jeweiligen Gesellschaft <strong>und</strong> die historischen Periode<br />

einen erheblichen Effekt auf Ausmaß <strong>und</strong> Ausprägung der Unterschiede haben. Sapiro (2003,<br />

606f.) stellt in einem internationalen Forschungsüberblick fest, das <strong>Geschlecht</strong> nach wie vor einen<br />

Unterschied macht, aber oft auch Ähnlichkeiten zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern zu beachten seien. Die<br />

Variationen innerhalb der <strong>Geschlecht</strong>er hinsichtlich politischer Einstellungen sind oft größer als<br />

zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern. Unterschiede zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern hinsichtlich politischer<br />

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