Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Dies kann als, aufgr<strong>und</strong> der Fallzahl als vorsichtiger Indikator genommen werden, dass die Mutterrolle<br />
möglicherweise weniger hinderlich für die politische Partizipation ist.<br />
10.3.6 Ehe <strong>und</strong> Partnerschaft<br />
Ehe <strong>und</strong> langfristige Partnerschaften sind wesentliche Elemente in den Biographien der Befragten<br />
132 . Die Varianten von Partnerschaften, der Aufgabenteilung <strong>und</strong> des Umgangs miteinander sind<br />
vielfältig. Bei den Befragten überwiegen überraschenderweise nicht konventionelle <strong>und</strong> traditionelle<br />
Partnerschaftskonzeptionen. Das Erleben der eigenen Ehe, die darin praktizierten Formen des<br />
Miteinanders <strong>und</strong> die wechselseitigen Rollenzuschreibungen unterscheiden sich bei den Befragten<br />
enorm. Einige heben gleich im Vorgespräch hervor, dass sie eine „gute Ehe“ geführt oder den „besten<br />
Ehemann“ gehabt haben. Hierbei fällt auf, dass einige dieser Befragten über Probleme bei der<br />
Akzeptanz der Ehemänner in ihrer Familie berichten. So erzählt Frau Schäfer (KS6) von ihrer<br />
Schwierigkeit, die Heirat eines geschiedenen Mannes durchzusetzen. Andere weisen, oft erst während<br />
des Interviews, auf Probleme oder Differenzen hin, die in ihrer Ehe bestanden. Die Formulierungen,<br />
die hierfür gewählt werden, sind weniger deutlich <strong>und</strong> in der Regel durch Pausen <strong>und</strong> nonverbale<br />
Hinweise gekennzeichnet.<br />
Partnerschaft <strong>und</strong> Ehe sind aufgr<strong>und</strong> mehrerer Aspekte von Bedeutung. Zum einen bildet der<br />
Schritt in eine Partnerschaft oft eine Zäsur in der Lebensgestaltung <strong>und</strong> Lebenssituation, welche für<br />
weibliche Lebensverläufe besonders von Bedeutung sind. Mit der Ehe wird oft erst das eigenständige<br />
Wohnen <strong>und</strong> damit die eigenverantwortliche Haushaltsführung möglich. Zu beachten ist allerdings,<br />
dass die Lebensverläufe in den Geburtsjahrgängen der Befragten oft keinen klar strukturierten<br />
Übergang bedeuteten (vgl. Niehuss 1997, 271f. & 2001, 145f.). Neben der oft problematischen<br />
Wohnsituation, welche wegen des Mangels an einer eigenen oder gemeinsamen Wohnung klare<br />
Übergänge erschwert, sind auch die historischen Kontextbedingungen von erheblichem Einfluss auf<br />
die Konstituierung einer Partnerschaft <strong>und</strong> eines eigenen Haushaltes. Die Männer waren in mehreren<br />
Fällen Soldaten, was einen allmählichen Übergang in eine Partnerschaft oft nicht ermöglichte.<br />
Zusätzlich zu den Widrigkeiten der langen Abwesenheit des Mannes, die sich mitunter durch Gefangenschaft<br />
verlängerte, kommen die Besonderheiten der Kriegs- <strong>und</strong> Nachkriegszeit, welche es<br />
für die Befragten zu bewerkstelligen galt. Die Startbedingungen für Ehe <strong>und</strong> Partnerschaft sind für<br />
die Befragten der verschiedenen Geburtsjahrgänge sehr unterschiedlich <strong>und</strong> auch durch die lokalen<br />
Besonderheiten geprägt.<br />
Die individuellen Unterschiede von Partnerschaften spiegeln sich auch in den sehr vielfältigen Umgangsformen<br />
der Befragten <strong>und</strong> ihrer Partner mit Politik wider. Diese reichen von der vollständigen,<br />
gemeinsamen Verweigerung bis hin zur täglichen häuslichen „Diskussionsr<strong>und</strong>e“, in der die<br />
Auseinandersetzung mit Politik zu den zentralen Aspekten des Lebens gehört.<br />
132 Zur Bedeutung der Paarbeziehung in der soziologischen Analyse vgl. Burkhart & Kopetsch 2001.<br />
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