Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Versucht man die Auswirkungen der historischen Erfahrung der DDR auf die Befragten bilanzierend<br />
zusammenzufassen, fällt auf, dass dies schwer möglich ist. Die Befragten sind in ihren heutigen<br />
Einstellungsmustern zu heterogen, wobei sowohl die Muster im Umgang mit dem DDR-Staat als<br />
auch die Umstände der heutigen Bilanzierung heterogen sind. Insbesondere die eigene Lebenslage<br />
<strong>und</strong> die Situation im persönlichen Umfeld haben einen Einfluss auf gr<strong>und</strong>legende Einstellungen wie<br />
Vertrauen in das System oder das politische Personal. Diese Evaluationen wirken sich auf die Muster<br />
der Partizipation aus.<br />
Bei den Befragten gibt es einige Unterschiede, die als ein Muster politischer Generation interpretiert<br />
werden können. Die Befragten der Jahrgänge 1932-1934 156 (Frau Bauer EF2; Frau Klein EF3;<br />
Frau Weber BR2; Frau Schröder BR3) weisen die typischen Muster (Interviewverhalten, Sprachduktus,<br />
rückwirkende Bewertung, Offenheit gegenüber PDS/Linkspartei) der DDR-Fälle auf. In<br />
dieser <strong>Alter</strong>sgruppe gibt es die deutlichsten Unterschiede zwischen Ost- <strong>und</strong> Westdeutschen.<br />
Die älteren Befragten ähneln in ihren Mustern eher den westdeutschen Befragten. Die (leider wenigen)<br />
ostdeutschen Befragten der „Hitlerjugendgeneration“ weisen die typischen Muster (politisches<br />
Desinteresse, geringe Partizipation, Politikvermeidung) der westdeutschen politisch distanzierten<br />
Befragten auf. Unter den ostdeutschen Befragten der Geburtsjahrgänge 1913-1919 sind<br />
sowohl DDR-distanzierte, politisch Interessierte als auch politisch Desinteressierte. Auffällig ist,<br />
dass die politisch Interessierten in dieser Gruppe über höhere schulische oder berufliche Qualifikationen<br />
verfügen.<br />
Im Vergleich zu den westdeutschen Befragten insgesamt gibt es weniger Äußerungen, die auf ein<br />
<strong>Geschlecht</strong>erstereotyp der unpolitischen Frau hindeuten. Einige Befragten verhalten sich zwar nach<br />
diesem Muster <strong>und</strong> verbalisieren dies in Bezug auf sich selbst. Die deutliche Ablehnung von <strong>Frauen</strong><br />
in der Politik unterbleibt aber, was eine mögliche Auswirkung der verbreiteten Erwerbstätigkeit<br />
der <strong>Frauen</strong> in der DDR sein kann.<br />
10.5 Kollektive Muster der politischen Generation<br />
Bei der Durchführung der Interviews <strong>und</strong> in den Auswertungen erkennt man Einstellungen <strong>und</strong><br />
Verhaltensformen, die bei einem größeren Teil der Befragten vorhanden sind <strong>und</strong> die als kollektive<br />
Muster im Sinne politischer Generationen gedeutet werden können. Wichtig für die Klassifizierung<br />
eines solchen Musters als generationenspezifisch ist die weitgehende Unabhängigkeit von den politischen<br />
Präferenzen. Bei diesen Mustern handelt es sich aus meiner Sicht um langfristige Folgen der<br />
allgemeinen politischen Sozialisation wie sie in der Schule, über die Medien oder auch über andere<br />
generationstypische Sozialisationsinstanzen wie den BDM oder die nationalsozialistischen Arbeitsdienste<br />
erfolgt. Diese Muster sollten daher eher unabhängig von der politischen Ausrichtung in den<br />
Elternhäusern sein. Im Kontext der Erklärung des <strong>Wahlverhalten</strong>s von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> der politischen<br />
156 Übereinstimmungen mit kleineren Abweichungen sind bei Frau Fischer (EF7) feststellbar, die mit dem<br />
Geburtsjahrgang 1937 auch zu dieser Gruppe gezählt werden könnte.<br />
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