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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Nach der Einführung des <strong>Frauen</strong>wahlrechts 1919 ab es in Deutschland wie in zahlreichen anderen<br />

Demokratien zunächst eine geringere Wahlbeteiligung von <strong>Frauen</strong> (vgl. Bremme 1956; Pross 1979;<br />

Hofmann-Götting 1986; Mueller 1989). Die Unterschiede zwischen den <strong>Geschlecht</strong>ern in der Wahlbeteiligung<br />

glichen sich bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts an. Für politische Einstellungen<br />

<strong>und</strong> andere Partizipationsformen blieb der Bef<strong>und</strong> von deutlichen <strong>Geschlecht</strong>erunterschieden bestehen.<br />

In den frühen Arbeiten der politischen Kulturforschung wurde für Deutschland ein als<br />

„Gender Gap“ bezeichnetes Muster geringeren politischen Interesses, geringerer subjektiver politischer<br />

Kompetenzen <strong>und</strong> eher konservativen <strong>Wahlverhalten</strong> von <strong>Frauen</strong> festgestellt (Rusciano<br />

1992; Molitor 1992; Reichart-Dreyer 1993; Liebert 1998). Dieses Einstellungsmuster ist über einen<br />

Zeitraum von mehreren Jahrzehnten feststellbar <strong>und</strong> geht mit einem geringeren Ausmaß konventioneller,<br />

institutionenbezogener Formen politischer Partizipation einher 45 .<br />

Dieses Partizipationsmuster geht mit einer geringeren Repräsentation von <strong>Frauen</strong> unter Parteimitgliedern,<br />

Funktionären, Parlamentarierinnen <strong>und</strong> Politikerinnen einher (Hoecker 1995). Diese<br />

Kluft ist lange <strong>und</strong> umfassend dokumentiert, ebenso wie sich ein langsamer, aber kontinuierlicher<br />

Rückgang der geschlechtsspezifischen Verzerrung politischer Repräsentation abzeichnet (Bremme<br />

1956; Heinz 1971; Pross 1979; Hoecker 1995, 1998; Eith 1991; Fuchs 2006). Der Rückgang der<br />

Partizipations- <strong>und</strong> Repräsentationskluft vollzieht sich nicht kontinuierlich <strong>und</strong> wird von Perioden<strong>und</strong><br />

Kohorteneffekten wie dem allgemeinen Wandel der Werte <strong>und</strong> Partizipationsformen sowie<br />

dem Dealignment der Parteibindungen überlagert.<br />

5.2 Erklärungsansätze des Gender Gap politischer Partizipation<br />

Für die klassischen Bef<strong>und</strong>e des Gender Gap werden verschiedene Erklärungen angeführt, die<br />

sich in drei unterschiedliche Ansätze unterteilen lassen (Molitor 1992; Westle & Schoen 2002;<br />

Fuchs 2006):<br />

- Ansatz struktureller Zugangsbarrieren<br />

- Ansatz der sozioökonomischen Lebenslage <strong>und</strong> die zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

- Ansatz der politischen Sozialisation<br />

Der Ansatz der Strukturelle Zugangsbarrieren ist ein institutioneller Ansatz, der von einer dominanten<br />

Orientierung an männlichen Lebensverhältnissen im politischen Bereich ausgeht, die zu einer<br />

strukturellen Diskriminierung von <strong>Frauen</strong> im Bereich politischer Repräsentanz <strong>und</strong> Aktivität führt.<br />

45 Bezüglich des <strong>Wahlverhalten</strong>s ist eine allmähliche Angleichung der Unterschiede feststellbar (Molitor & Neu<br />

1999; Geissel & Penrose 2003).<br />

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