Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Umwelteinflüsse vorhanden sind, die sich für Kohorten untereinander erheblich unterscheiden<br />
können. Riley, Foner <strong>und</strong> Waring (1988) haben für die daraus resultierenden unterschiedlichen<br />
Verteilungen von Merkmalen in den <strong>Alter</strong>sgruppen den Terminus <strong>Alter</strong>sschichtung (age stratification)<br />
eingeführt. <strong>Alter</strong>sschichten werden vor der Verwendung von <strong>Alter</strong>skategorien oder <strong>Alter</strong>sgruppen<br />
präferiert, da sie die strukturell beeinflusste Verteilung bedeutsamer Merkmale der Individuen<br />
beinhalten (Riley, Foner & Waring 1988, 246). Wesentlicher Bestandteil von Kohorten ist<br />
die spezifische Formierung von Normen in jeder Kohorte (Riley, Foner & Riley 1999, 339f.). Dabei<br />
wirkt sozialer Wandel auf die Bildungen von Verhaltenserwartungen, Einstellungen <strong>und</strong> kognitiven<br />
Mustern („behavior and thougt“) einer Kohorte ein. Innerhalb einer Kohorte werden diese Muster<br />
in Form altersspezifischer Normen, Erwartungen <strong>und</strong> Verhaltensregeln institutionalisiert. Die veränderten<br />
Normen wirken wiederum auf die gesellschaftliche Struktur ein <strong>und</strong> verändern diese.<br />
Sozialisation wird von Riley, Foner & Waring (1988, 254) als reziproker Prozess verstanden. Die<br />
Unterschiede zwischen Kohorten sind wichtige Quellen struktureller Veränderung, die in Form<br />
kollektiven Drucks auf veränderte Rollenmöglichkeiten Einfluss ausüben (Riley & Riley 1992, 445).<br />
Das Rollenkonzept wird in dieser Perspektive als zentrales Element des Lebenslaufs verstanden, da<br />
individuelles <strong>Alter</strong>n in Rollenzusammenhängen stattfindet. Die wesentlichen Herausforderungen<br />
an Individuen bestehen daher in der Wandlungs- oder Anpassungsfähigkeit an neue Rollen (Riley,<br />
Foner & Waring 1988, 253). Die normative Position des <strong>Alter</strong>sschichtungsansatzes wird in der<br />
Forderung deutlich, in ein mögliches Missverhältnis <strong>und</strong> Ungleichzeitigkeiten der Veränderung auf<br />
individueller <strong>und</strong> struktureller Ebene „wissenschaftlich f<strong>und</strong>iert“ einzugreifen (Riley & Riley 1992,<br />
452). Der Ansatz hat seine Stärken vor allem in der formalen Strukturierung hinsichtlich des Problems<br />
des Zusammenhangs von individuellen Lebensläufen <strong>und</strong> gesellschaftlicher Entwicklung.<br />
Problematisch gestaltet sich allerdings die Übertragung auf konkrete Forschungsfragen. Im Gegensatz<br />
zu den Anwendungen des Generationskonzeptes, denen in der Regel vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
einer spezifischen Gesellschaft <strong>und</strong> konkreter Fragestellungen plausible Argumentationen über die<br />
Entstehung von Generationszusammenhängen, die Herstellung innerer Kohärenz <strong>und</strong> die Generationseinheiten<br />
begründeten Binnendifferenzierungen zugr<strong>und</strong>e liegen, lassen sich mit dem <strong>Alter</strong>sschichtungsmodell<br />
Probleme tendenziell eher formal strukturieren. Kohli (1992, 238) resümiert,<br />
der Ansatz bleibt im Ergebnis "eigentümlich unhistorisch. So verdienstvoll dieser Ansatz für die<br />
Durchsetzung einer soziologischen Perspektive in Bezug auf <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> den Lebenslauf ist, so begrenzt<br />
bleibt er hinsichtlich seines Potentials für die Analyse materialer Probleme spezifischer<br />
Gesellschaften" 29 .<br />
Äquivalent zu dem Generationenansatz stellt sich auch hier bei der Analyse von Kohorten die Problematik<br />
der sinnvollen Abgrenzung derselben (Rosow 1978). Dies geschieht oft in Form von <strong>Alter</strong>sklassen,<br />
die die gleiche Anzahl von Geburtsjahrgängen umfassen. Nach inhaltlichen Kriterien kohä-<br />
29 Der Anspruch den Mayer (1996, 67) an moderne Lebenslaufforschung (s.u.) erhebt, erklären zu können,<br />
„wie <strong>und</strong> warum sich die Oberflächenstruktur von Lebensverläufen “, lässt sich auch auf den Ansatz der <strong>Alter</strong>sschichtung<br />
beziehen.<br />
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