Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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habe. Dies unterstützt <strong>und</strong> bestätigt die gr<strong>und</strong>legenden Argumente der Notwendigkeit der Irritation<br />
der Alltagsheuristiken im Forschungsprozess durch qualitative Forschungszugänge bei der Theoriebildung<br />
(Kelle & Erzberger 1999). Neben den für die Fragestellung wichtigen Aspekten der<br />
politischen Sozialisation, Einstellungen oder den Verhaltensformen gehören dazu vor allem Aspekte<br />
der Lebenslage <strong>und</strong> deren subjektive Deutungen. Die hohe Bedeutung sozialer Events im Wochenverlauf,<br />
aber auch die Strukturierung des Alltags durch des Fernsehen <strong>und</strong> die täglich wiederkehrenden<br />
Abläufe in Altenheimen sind Erkenntnisse dieser Art. Darüber hinaus sind auch die<br />
Bedeutung von Verwitwung <strong>und</strong> neuen Partnerschaften deutlich geworden, sowie die große Vielfalt<br />
familiärer Verhältnisse.<br />
Die Konstellation eines jüngeren, männlichen Interviewers, welcher eine ältere Frau befragt, stellte<br />
sich für die Anwerbung von Interviewpartnerinnen <strong>und</strong> den Feldzugang als wenig problematisch<br />
heraus. Durch die frühe Thematisierung eines möglichen Ablaufes <strong>und</strong> des Hinweises, bezüglich<br />
möglicher Sicherheitsbedenken immer Dritte zu informieren, wurden nötiges Vertrauen geschaffen.<br />
Welche Interviewereffekte aufgr<strong>und</strong> der Eigenschaften des Interviewers möglichen Einfluss auf die<br />
Interviewverläufe hatten ist schwierig auszumachen. In der Literatur werden Effekte des <strong>Geschlecht</strong>es<br />
des Interviewers in der vorliegenden Konstellation dahingehend beschrieben, dass eine<br />
geringere Thematisierung emotionaler Gesprächsinhalte zu erwarten ist, als dies bei einer weiblichen<br />
Interviewerin zu erwarten wäre (Behnke & Meuser 1999, 77f.). Anzunehmen ist, dass bestimmte<br />
„typisch weibliche“ Gesprächsinhalte eher vermieden werden. Der <strong>Alter</strong>sunterschied zum<br />
Interviewer kann in einigen Fällen dazu führen, dass historische Kontexte hergestellt werden müssen,<br />
wie dies das Konzept des „Detailisierungszwangs“ der narrativen Interviews beschreibt (Flick<br />
2004, 150). In einigen der in Ostdeutschland geführten Interviews ist eine solche Kontextualisierungsbemühung<br />
hinsichtlich zeitgeschichtlicher Aspekte des Alltags <strong>und</strong> der Politik in der DDR zu<br />
beobachten. Darüber hinaus sind Verständigungsschwierigkeiten aufgr<strong>und</strong> des stark ausgeprägten<br />
Dialekts in zwei Interviews (BS1 <strong>und</strong> BS2) aufgetreten, was ebenfalls zu Erklärungszwängen führte<br />
100 . Die Herkunft des Interviewers aus Kassel hat bei einigen der dort geführten Interviews die<br />
Wahl lokaler Gesprächsthemen begünstigt. Insgesamt sind mögliche Interviewereffekte jedoch als<br />
eher gering einzuschätzen <strong>und</strong> daher zu vernachlässigen.<br />
8.2.6 Transkription<br />
Alle Interviews wurden vollständig transkribiert. Die große Mehrheit der vorliegenden Transkriptionsverfahren<br />
verwendet sehr elaborierte Transkriptionsregeln, die geeignet sind sehr exakt phonetische<br />
Äußerungen wiedergeben zu können 101 . Allgemein stellt sich die Frage, welchen Zweck die<br />
100 Niethammer (1991, 69) berichtet aus dem Oral History Projekt in der DDR ein vergleichbares Problem mit<br />
sächsischen Interviews.<br />
101 Einen Überblick über eher linguistische Herangehensweise liefert Dittmar (2002). Das hier verwendete<br />
Verfahren ist eine reduzierte Variante des von Bortz <strong>und</strong> Döring (1995, 287 f.) dargestellten Verfahrens.<br />
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