Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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E7_1 (228)<br />
FRAU WOLF: Wir waren alle nicht für die Politik. .. Bloß mein Mann der war nun ein<br />
bissel ..<br />
INTERVIEWER: Was meinen Sie damit?<br />
FRAU WOLF: Na ein alter SPDer (…)<br />
FRAU WOLF: Und mein Schwager der war ...<br />
INTERVIEWER: Ja?<br />
FRAU WOLF: von ner anderen Partei (lacht)<br />
INTERVIEWER: (lacht)<br />
FRAU WOLF: <strong>und</strong> drum sind die Männer wenig über Politik .. weil sie zweierlei Meinung<br />
hatten. ... Und mein Mann, der war eben da ein alter SPDer, der hat .. na <strong>und</strong><br />
dadurch kam eben überhaupt Politik nicht mehr (…) weil ich ein Schwager hatte, der<br />
war für die Nazis. (…) FRAU WOLF: Und dann mein Mann ... (lacht) <strong>und</strong> dann, das<br />
können Sie sich nun denken! (…) Das ist immer so ein bissel umgangen worden.<br />
INTERVIEWER: Und warum haben sich dann die <strong>Frauen</strong> da raus gehalten?<br />
FRAU WOLF: Wir waren alle nicht für die Politik. Meine Schwestern.<br />
Im Fall von Frau Wolf wird zunächst deutlich, dass alle Schwestern zur Politik eher Distanz halten,<br />
woraus man auf einen homogenen Sozialisationseffekt des Elternhauses schließen kann. Darüber<br />
hinaus zeigt sich, dass die späteren Lebenspartner der Geschwister auf die politische Kommunikation<br />
einen erheblichen Einfluss haben können. Kontroverse politische Diskussionen <strong>und</strong> Streits<br />
werden in zahlreichen Interviews von den Befragten im Abschluss an die Frage „Bestehen in Ihrer<br />
Familie im Großen <strong>und</strong> Ganzen die gleichen politischen Ansichten?“ berichtet. Dabei handelt es sich in<br />
der Regel um Konflikte zwischen NSDAP <strong>und</strong> SPD-Anhängern oder zwischen SPD- <strong>und</strong> CDU/CSU-<br />
Anhängern. In einigen Fällen werden eher Verstimmungen über den Diskussionsstil berichtet, in<br />
anderen über heftige, das soziale Miteinander der Familie dominierende Auseinandersetzungen.<br />
Dabei spielen in vielen Fällen die Schwager eine negative Rolle. Über diese Konsequenz der Politikvermeidung<br />
im sozialen Miteinander der erweiterten Familie wird ebenfalls in mehreren Fällen<br />
berichtet (siehe Abschnitt 10.5.1.).<br />
In einigen Fällen liefern narrative Episoden über Geschwister zusätzliche Informationen über das<br />
allgemein herrschende Familien- <strong>und</strong> Erziehungsklima in der Herkunftsfamilie, welches einen direkten<br />
Einfluss auf die politische Sozialisation hat. So stellt der Bericht von Zimmermann (EF1_1,<br />
30) deutlich heraus, dass es in der „deutschnationalen“ Erziehung ihres Elternhauses, eigene Entscheidungen<br />
der Kinder toleriert wurde.<br />
EF1_1 (885)<br />
FRAU ZIMMERMANN: meine Schwester, die sollte da in den BDM oder was, och hat<br />
sie gesagt, da geh ich nicht hin, da muss ich immer machen was andere wollen. ... Die<br />
ist nicht hingegangen, ja.<br />
Einige der biographischen Narrationen beziehen sich auf den BDM, was in diesen Fällen eine bessere<br />
Einschätzung des Elternhauses möglich macht (siehe Abschnitt 10.3.4.).<br />
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