Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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8.2 Methodischer Zugang<br />
Die bisher dargestellten theoretischen Zugänge, empirischen Ergebnisse <strong>und</strong> konzeptionellen Überlegungen<br />
zur Verbindung der drei Themenbereiche politische Partizipation, <strong>Alter</strong>(n) <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong><br />
hatten das Ziel, den vorhandenen theoretischen <strong>und</strong> empirischen Wissensstand darzustellen.<br />
Im Folgenden sollen die bisher herausgearbeiteten Überlegungen mit empirischem Material<br />
verglichen werden. Die Zielsetzung dieses Schrittes ist eine doppelte: Es sollen die der Theoriebildung<br />
zugr<strong>und</strong>e liegenden Annahmen empirisch validiert <strong>und</strong> aus der Analyse empirischen Materials<br />
weitere, möglicherweise eher mit der Lebenswelt der untersuchten Gruppe verb<strong>und</strong>ene, relevante<br />
Aspekte entdeckt werden. Dabei soll vermieden werden, dass über die untersuchte Gruppe<br />
aus akademischer Schreibtischperspektive auf Basis von für Sek<strong>und</strong>äranalysen zur Verfügung stehende<br />
quantitative Daten, Vermutungen angestellt werden. Vielmehr soll stattdessen der direkte<br />
Kontakt mit der untersuchten Gruppe objektivierende Funktion haben <strong>und</strong> den Prozess der Theoriebildung<br />
kreativ irritieren. Diese Zielsetzung leitet ein umfangreiches qualitatives Forschungsprojekt,<br />
welches zwei Befragungswellen umfasst. Im Rahmen dieses Projekts wurden während der<br />
B<strong>und</strong>estagswahlkämpfe 2002 <strong>und</strong> 2005 34 Interviews von durchschnittlich 45 Minuten Länge<br />
durchgeführt 86 . Zusätzlich erfolgten telefonische Nachbefragungen der Interviewten.<br />
Das methodische Design des Forschungsprojekts hat sich im Forschungsprozess erheblich verändert.<br />
Insbesondere wurde auf einen ursprünglich geplanten quantitativen Untersuchungsschritt<br />
verzichtet, da dessen Grenzen erst in der praktischen Arbeit aufgedeckt wurden. Auch das Design<br />
der qualitativen Untersuchung wurde im Verlauf des Projekts verändert. Die zweite qualitative<br />
Befragungswelle war in der ursprünglichen Konzeption nicht vorgesehen. Sie wurde nach der Erkenntnis,<br />
dass ein quantitativer Untersuchungsschritt nicht oder nur mit erheblichen Schwächen<br />
möglich ist, in Betracht gezogen. Die vorgezogenen B<strong>und</strong>estagswahlen 2005 stellten eine gute Gelegenheit<br />
dar, die qualitative Datenbasis zu verbessern, da sowohl alle noch befragbaren Teilnehmerinnen<br />
der ersten Welle wiederholt befragt werden konnten, als auch eine Ergänzung der Stichprobe<br />
vorgenommen werden konnte (s.u.). Die zweite Welle hat so eine deutliche Erweiterung der<br />
Datenbasis ermöglicht, aber vor allem dazu beigetragen eine ursprünglich nicht geplante Langzeitperspektive<br />
in die Analyse zu integrieren. Dies ist in zweierlei Hinsicht für die Bearbeitung der<br />
Fragestellung eine Verbesserung.<br />
Zum einen ist so der Prozess des <strong>Alter</strong>ns Teil der Untersuchung <strong>und</strong> es ist möglich den Einfluss des<br />
<strong>Alter</strong>ns auf individuelle Verläufe zu analysieren. Zum anderen werden nicht einzelne Entscheidungen<br />
<strong>und</strong> möglicherweise kurzfristige Einstellungen untersucht, sondern es besteht die Möglichkeit<br />
mehrere Entscheidungen im Kontext der Biographie zu betrachten.<br />
Im Sinne eines linearen, quantitativen Verständnis des Forschungsprozesses, welches von einer<br />
Abfolge von qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Forschungsschritten in Form von explorativer Vorstudie<br />
<strong>und</strong> möglichst repräsentativer, hypothesentestender Hauptuntersuchung ausgeht, handelt es<br />
86 Diese sind mit Ausnahme der Pretestinterviews vollständig im Anhang dokumentiert.<br />
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