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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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verkörpert wird, während Frau Hoffmann selbst gegen ihren Vater ihre Ausbildung durchsetzt.<br />

Beide erwähnen oft <strong>und</strong> mit deutlichem Stolz, dass eines der Kinder Lehrer geworden.<br />

Beide Befragte werden 1936 Halbwaisen. Frau Hoffmann berichtet erhebliche Probleme im Elternhaus<br />

nach der erneuten Heirat ihres Vaters. Obwohl dieser entschieden gegen eine Mitgliedschaft<br />

seiner Tochter im BDM ist, wird Frau Hoffmann Jungmädel. Sie benutzt den Tod der Mutter bei der<br />

rückwirkenden Datierung als Hilfe.<br />

KS4_1 (396)<br />

FRAU HOFFMANN: Also mit zehn Jahre musste man ja in die Jungmädels, <strong>und</strong> äh…<br />

INTERVIEWER: Wann war das?<br />

FRAU HOFFMANN: Na ja, ich bin ´26 geboren <strong>und</strong>, also meine Mutter war dann in<br />

´36 gestorben. Danach war das. Da wurd man ja in der Schule schon da hingeschickt,<br />

ne, zu den Jungmädels. (…) Und nachher ins BDM wurde man ja mit 14 Jahren, da<br />

gab´s ja auch andere Uniformen.<br />

Auch im Interview mit Frau Richter, das auch wegen der m<strong>und</strong>artbedingten Verständigungsprobleme<br />

in diesem Aspekt eher karg ist, gibt es eine Assoziation zwischen dem Tod der Mutter <strong>und</strong> der<br />

Zeit des Nationalsozialismus. Frau Richter gibt im Zitat, wenn auch nur <strong>und</strong>eutlich, zu erkennen,<br />

dass sie Sympathien für den Nationalsozialismus hatte.<br />

BS1_2 (258)<br />

INTERVIEWER: Wie haben Sie die Zeit erlebt, Hitler? Wie haben Sie das erlebt, die<br />

Nazizeit?<br />

FRAU RICHTER: Das war bei uns schon fromm. (…) Erstens sind wir auch fünf Kinder<br />

gewesen. (…) Die Mutter gestorben. Und da hat man dann Zuschuss bekommen,<br />

für jedes Kind Bettwäsche bekommen, also ich mein, was hat man damals gesagt,<br />

was wir gekriegt haben, hat man damals gesagt, für jedes Kind hat so <strong>und</strong> so viel gekriegt.<br />

Dann hätte man sollen eine Bettwäsche kaufen, <strong>und</strong> es ist meistens noch eine<br />

gute dagewesen, dann hat man halt Windeln kauft <strong>und</strong> des, was man gebraucht hat,<br />

des is dann schon forsch fortwärts gegangen. Also, Bauern haben ja nix gekriegt für<br />

ihre Sachen. (…) Es ist schon aufwärts gegangen. (…) Aber… Wir hätten halt den<br />

Krieg nicht gebraucht.<br />

Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen den Fällen ist, dass beide Befragte Männer aus ihrem Umfeld<br />

heiraten, die sie seit ihrer Kindheit kannten. Beide Männer sind direkt von Kriegsfolgen betroffen,<br />

Herr Hoffmann ist „schwer kriegsbeschädigt“ <strong>und</strong> Herr Richter in russischer Kriegsgefangenschaft.<br />

Beide Befragte heiraten in kurzem Abstand zur zweiten Ehe des Vaters <strong>und</strong> eher jung. Frau Richter<br />

heiratet noch während des Kriegs <strong>und</strong> ist während der Gefangenschaft des Mannes bereits Mutter.<br />

Frau Hoffmann heiratet erst nach dem Krieg. Hier führen Probleme im Haushalt des Vaters <strong>und</strong> der<br />

Stiefmutter zu einer konfliktbehafteten Situation, in der das Streben nach Unabhängigkeit, Selbstverwirklichung<br />

<strong>und</strong> der Verbesserung der eigenen Lebenssituation deutlich wird.<br />

Beide Befragte sind vor dem Krieg durch den Tod der Mutter mit einer besonderen Anpassungsanforderung<br />

konfrontiert. Sie werden in der Folge Mitglieder des BDM <strong>und</strong> haben Sympathien für den<br />

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