Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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INTERVIEWER: Obwohl Sie die Merkel<br />
FRAU SCHNEIDER: (lacht) (unverständlich) (…) weiß ja gar nicht. Als Frau .. na warum<br />
sollen nicht auch <strong>Frauen</strong>, <strong>Frauen</strong> können ja auch (…).. es gibt ja auch <strong>Frauen</strong>, die<br />
was .. zu auf die Beine bringen.<br />
INTERVIEWER: Aber prinzipiell hört sich das so an, als ob Sie da eher ein bisschen<br />
skeptisch wären.<br />
FRAU SCHNEIDER: Ja (lacht). Ja das ja!<br />
INTERVIEWER: Warum?<br />
FRAU SCHNEIDER: Weiß ich auch nicht .. ich .. keine Ahnung, ich weiß dass nicht, irgendwie<br />
ist sie mir nicht ..<br />
INTERVIEWER: Aber Sie hätten lieber, dass es ein Mann macht, oder?<br />
FRAU SCHNEIDER: Ja lieber ein Mann<br />
INTERVIEWER: Und dann noch einer, den sie nicht möchten, wie den Schröder.<br />
FRAU SCHNEIDER: (lacht) Schröder brauchen se nicht zu nehmen, es gibt ja auch<br />
noch andere, ne!<br />
Für Frau Schneider ist es weniger eine moralisch-ästhetische Bewertung als eine Bewertung der<br />
<strong>Frauen</strong> zugeschriebenen Eigenschaft der Beeinflussbarkeit.<br />
KS7_2 (349)<br />
FRAU SCHNEIDER: Weil das ein Mann ist, der steht wenigstens gerade. Und die Frau<br />
lässt sich beschwätzen (lacht).<br />
Die Bedeutung der <strong>Geschlecht</strong>errolle für den Bereich der Politik lässt sich auch gut an der Personalie<br />
Merkel verdeutlichen. Merkel, die bereits im Vorfeld der B<strong>und</strong>estagswahl 2002 als Gegenkandidatin<br />
von Schröder gehandelt wurde <strong>und</strong> dann den Platz für Stoiber frei machte, wurde 2005 als<br />
erste Frau Spitzenkandidatin bei einer B<strong>und</strong>estagswahl. In der ersten Befragungswelle mit der<br />
Einleitung, dass es sich um die abschließende Frage handele, wurde gefragt „Was haben Sie gedacht,<br />
als Sie gehört haben, dass Stoiber <strong>und</strong> nicht Merkel für die Union kandidiert?“. Diese Frage<br />
was als Impuls für eine narrative Abschlussphase des Interviews konzipiert, die auch auf das Thema<br />
der politischen <strong>Geschlecht</strong>errollen hinleiten sollte (s.o.). Auch an anderen Stellen, insbesondere<br />
bei den Kanzlerpräferenzfragen zur B<strong>und</strong>estagswahl 2005 wurde am Beispiel von Merkel die Einstellung<br />
zu Politikerinnen thematisiert. Auffällig ist, dass bei der Einschätzung der Kandidatin eher<br />
eine Bewertung der Person erfolgt, die ihre Eigenschaften <strong>und</strong> ideologische Positionierung abwägt.<br />
Merkel wird anders als die meisten männlichen Politiker nicht primär nach der Parteineigung der<br />
Befragten, sondern eher differenziert bewertet 157 . Dazu passt auch, dass sich bei der Bewertung<br />
157 Für die Bewertung anderer politischer Persönlichkeiten lassen sich ein paar Trends feststellen. Die Images<br />
der männlichen Kandidaten Schröder <strong>und</strong> Stoiber entsprechen weitgehend denen medial vermittelter Darstellungen<br />
<strong>und</strong> den Einschätzungen der Meinungsforschung. Schröder gilt als guter Selbstdarsteller <strong>und</strong> zupackend.<br />
Seine Glaubwürdigkeit wird in den politischen Lagern eher unterschiedlich eingeschätzt. Stoiber wird<br />
zwar als kompetent <strong>und</strong> vertrauenswürdig erlebt, aber gerade in Ostdeutschland nicht als geeignete Person<br />
angesehen. Bei der Bewertung der Kandidaten gibt es in mehreren Fällen Abweichungen von den Parteipräferenzen<br />
wie dies das sozialpsychologische Modell des Wählens beschreibt. In einigen Fällen liegen auch von der<br />
Parteipräferenz klar abweichende Kanzlerpräferenzen vor. Eine Veränderung der Wahlentscheidung erfolgt<br />
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