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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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Diese Beobachtungen hebt die Bedeutung des Erwerbs gr<strong>und</strong>legender Einstellungen bis zum Eintritt<br />

ins Erwachsenenleben hervor, da diese wesentlichen Eigenschaften in der Regel früh erworben<br />

werden. Allerdings muss dieser Bef<strong>und</strong> nicht für andere politische Generationen Geltung haben, da<br />

sich das generationenspezifische Muster der unpolitischen Frau auch in <strong>Alter</strong>sstereotype Eingang<br />

findet. Diese <strong>Alter</strong>sstereotype können zukünftig auch eine Normverschiebung in Richtung stärkerer<br />

politischer Partizipation beinhalten, die zu Anpassungen in späteren Lebensabschnitten führen<br />

kann. Der Fall von Frau Braun (FR1) kann als eine solche Anpassung interpretiert werden.<br />

Auffällig ist, dass insbesondere in den Fällen, die sich trotz größerer Beeinträchtigungen eher aktiv<br />

beteiligen, eine Argumentation angeführt wird, die sich auch mit Mustern der Gerotranszendenz<br />

vereinbaren lässt. Als wesentlicher Motivation für die Teilnahme an der Wahl, obwohl die Entscheidung<br />

subjektiv als sehr aufwendig empf<strong>und</strong>en wird, nennt Frau (EF1) die Sorge um die nachfolgenden<br />

Generationen 174 . Dieses Interesse unterscheidet sich deutlich von einem „altenpolitischen<br />

Aktivismus“ (Neckel 1993, vgl. Mackenroth & Ristau 1993; Ristau & Mackenroth 1994), der<br />

auf die spezifische Interessenvertretung <strong>älterer</strong> Menschen abzielt.<br />

Im Gegensatz zu diesem Muster ist in der Mehrzahl der Fälle ein Zusammenhang der Lebenslage in<br />

Form einer nicht mehr selbstständigen Lebensführung mit geringer politischer Partizipation auffällig<br />

175 . Dies kann als eine Folge von Differenzierungen im <strong>Alter</strong>nsprozess interpretiert werden. Mayer<br />

<strong>und</strong> Wagner (1996, 272) heben hervor: „Körperliche Gebrechen <strong>und</strong> die Unterbringung im Heim<br />

werden … im hohen <strong>Alter</strong> wichtige Determinanten sozioökonomischer Differenzierung“. Eine alternative<br />

Erklärung ist, dass der Prozess der Selektion, Kompensation <strong>und</strong> Optimierung der altersspezifischen<br />

Ressourcenverluste in <strong>Alter</strong>s- <strong>und</strong> Pflegeheimen ein politisches Disengagement begünstigt.<br />

Dies wird insbesondere in den Fällen deutlich, bei denen eine Wahlteilnahme durch organisatorische<br />

Maßnahmen des Altenheims wahrscheinlich gewesen wäre. Im Sinne der gerontologischen<br />

Perspektive der Aktivierung lassen sich hier Potentiale einer besseren Einbindung von hochbetagten<br />

oder im täglichen Leben Beeinträchtigten ausmachen. Die jeweilige Ressourcenausstattung<br />

nimmt nicht automatisch altersbedingt ab, sondern kann durch Veränderungen des äußeren Rahmens<br />

auch positiv beeinflusst werden.<br />

11.1.6 Der Anpassung der Ostdeutschen an das westdeutsche politische System<br />

Die beschriebenen Muster der Typen <strong>und</strong> der Zusammenhang mit der Rolle der Ehemänner ist im<br />

Wesentlichen ein Phänomen der westdeutschen Fälle. Die ostdeutschen Befragten weisen keine<br />

langfristigen Parteibindungen auf, sondern verfügen oft über eher vage Bindungen an politische<br />

Lager, die stark durch die Zugehörigkeit zu sozialen Milieus geprägt sind. Hinzu kommt, dass sich<br />

die Rahmenbedingungen des politischen Handelns gravierend verändern <strong>und</strong> eine Adaptionsleis-<br />

174 Kohli (2009, 234) weist daher zu Recht daraufhin, dass Generationen als Konfliktlinien keine ausreichenden<br />

Mobilisierungspotentiale besitzen.<br />

175 Dies betrifft die Fälle BR1 BS2, KS7, EF7, EF6 <strong>und</strong> EF5.<br />

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