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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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In verschiedenen der vorgestellten Theorien wird davon ausgegangen, dass <strong>Geschlecht</strong>srollenmuster<br />

<strong>und</strong> politische Orientierungen in einem Lernprozess in den ersten 30 Lebensjahren erworben<br />

werden. In der Absicht die Effekte von <strong>Alter</strong>(n) <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> auf politische Partizipation zu<br />

bestimmen, ist wichtig zu wissen, in wie weit die im Prozess der politischen Sozialisation erworbenen<br />

Einstellungen dauerhaft sind <strong>und</strong> welche Faktoren Variabilität im Lebenslauf <strong>und</strong> <strong>Alter</strong>nsprozess<br />

verursachen.<br />

Die Sozialisation von <strong>Geschlecht</strong>errollen ist vor allem hinsichtlich der Auswirkungen auf politische<br />

Partizipation von Bedeutung. Wenn politische Sozialisation von Mädchen in der in dieser Arbeit<br />

untersuchten Kohorte, an einem Ideal der unpolitischen, politisch apathischen Frau ausgerichtet<br />

war 55 , stellt sich die Frage, ob diese Orientierung einen heute feststellbaren Effekt hat, also lebenslang<br />

wirksam ist. Anhand der vorliegenden Bef<strong>und</strong>e des kohortenspezifischen Gender Gaps politischer<br />

Partizipation (Eith 1991; Inglehart & Norris 2000) kann begründet hiervon ausgegangen<br />

werden. Da es sich hierbei um auf der Basis von Aggregat- bzw. Querschnittsdaten gewonnene<br />

Aussagen handelt, können individuelle Entwicklungen hierüber nicht nachvollzogen werden. Die<br />

durch <strong>Alter</strong>n bedingte Veränderung politischer Orientierungen oder von <strong>Geschlecht</strong>errollen, die<br />

sich wiederum auf politische Orientierungen auswirkt, ist in weiten Teilen ein Forschungsdesiderat<br />

<strong>und</strong> für die Theoriebildung von besonderer Bedeutung.<br />

Ausgangspunkt der Analyse von <strong>Alter</strong>(n)seffekten einer Kohorte müssen die Sozialisationsbedingungen<br />

sein. Dies impliziert die Fragen, ob diese Kohorte als politische Generation zu kennzeichnen<br />

ist <strong>und</strong> welche Muster von Lebensverläufen, politischen Orientierungen <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong>ernormen<br />

für eine Generation typisch sind. Deshalb steht vor einer Betrachtung von Erklärungen auf der Individualebene<br />

die Frage nach den Rahmenbedingungen politischer Sozialisation <strong>und</strong> dem Forschungsstand<br />

der als empirisches Beispiel gewählten Gruppe als politische Generation. Dabei wird<br />

abschließend erörtert, welchen Einflüssen durch den historischen Kontext die Angehörigen dieser<br />

Kohorte im Lebensverlauf ausgesetzt waren <strong>und</strong> wie sozialer Wandel von dieser Kohorte verarbeitet<br />

<strong>und</strong> erzeugt wurde. Innerhalb des Colemanschen Schemas sind drei Aspekte von Bedeutung, die<br />

theoretisch erklärt werden müssen.<br />

- die Verbindung von der Makroebene zum Individuum<br />

- die Verhaltensentscheidung des Individuums<br />

- die Aggregation individueller Entscheidungen zu kollektiven Mustern<br />

Die Auswahl des Untersuchungszeitraums <strong>und</strong> die regionale Verortung, Deutschland zwischen<br />

2002 <strong>und</strong> 2005, grenzen die Möglichkeiten <strong>und</strong> Notwendigkeiten der Theorieausarbeitung ein. In<br />

diesem historischen Setting sind das Parteien- <strong>und</strong> Wahlsystem, die Ausgestaltung von Wohlfahrtsstaatlichkeit<br />

<strong>und</strong> andere Einflüsse der historischen Epoche stabil. Die auf der Individualebene auffindbaren<br />

Variationen entsprechen der „normalen“ Variation von Biographien einer Gesellschaft<br />

Dieser Bef<strong>und</strong> gilt für die ostdeutsche Bevölkerung nur eingeschränkt, da die biographischen Ver-<br />

55 Siehe dazu die folgenden Abschnitte.<br />

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