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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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der Lage den Einfluss einer konkreten Sozialisationsinstanz zu artikulieren oder zu reflektieren.<br />

Zudem werden viele sozialisierende Erfahrungen in der Schule oder mit den Medien gemacht, ohne<br />

dass diese als solche bewusst sind. Der Einfluss dieser Sozialisationsinstanzen ist daher schwer<br />

direkt zu erheben. Die Befragten geben zwar Informationen über den Stellenwert <strong>und</strong> die Einflussstärke<br />

der jeweiligen Sozialisationsinstanz. Diese äußern sich oft in Form biographisch-narrativer<br />

Episoden. Die Frage nach dem Einfluss beiläufiger Lernerfahrungen auf aktuelles Verhalten stellt<br />

sich für die Befragten im Alltag nicht, dieser äußert sich aber in Form von „Selbstverständlichkeiten“<br />

in den Einstellungen <strong>und</strong> Werten der Befragten.<br />

Eine weitere Informationsquelle über die Sozialisationseinflüsse sind Brüche <strong>und</strong> Veränderungen<br />

innerhalb der Biographie, welche teilweise von den Befragten als solche dargstellt werden oder<br />

aber durch Interpretation erschlossen werden müssen. Veränderungen sind zunächst alle Passagen<br />

im Lebenslauf, die eine Veränderung des individuellen Status bedeuten. Das Durchlaufen verschiedener<br />

Lebenslaufpositonen mit ihren jeweiligen Anforderungen <strong>und</strong> Rollenerwartungen von Schule<br />

,über Berufsausbildung über die Rollen der Ehefrau oder als Mutter bis hin zur Witwe <strong>und</strong> Großmutter<br />

beinhalten eine Vielzahl von biographischen Veränderungen, welche direkten Einfluss auf<br />

die Wahrnehmung der Umwelt <strong>und</strong> die zur Verfügung stehenden Ressourcen bedeuten.<br />

Zu den Ursachen möglicher Veränderungen gehört auch ein Wandel des direkten persönlichen<br />

Umfeldes, der in einer Biographie zu verschiedenen Situationen vorkommen kann. Dazu gehören<br />

auch die aus den Besonderheiten jedes Individualfalles resultierenden Veränderungen wie der<br />

Verlust eines Elternteils, Wechsel des Wohnortes, ein neuer Lebenspartners, ein neuer Arbeitgeber,<br />

etc. … . Daneben gibt es historische Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wie<br />

dem Ende des zweiten Weltkriegs oder dem Fall der Mauer können, welche für die Betroffenen<br />

gr<strong>und</strong>legende Brüche der sozialen <strong>und</strong> politischen Realität bedeuten. Diese werden auch auf Ebene<br />

der politischen Wahrnehmungsmuster, der Normen <strong>und</strong> der alltäglichen Selbstverständlichkeiten<br />

nachvollzogen (vgl. Schörken 1990). Die Veränderungen im Lebenslauf sind insbesondere dann von<br />

Bedeutung, wenn sie direkten Einfluss auf die politischen Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

haben.<br />

Bei der Erhebung <strong>und</strong> Auswertung der Interviews wurde die lebenslange Sozialisation besonders in<br />

den Mittelpunkt gestellt. Im Kontext dieser Arbeit bedeutet dies eine stärkere Gewichtung der späteren<br />

Lebensphasen im Vergleich zu der Kindheit <strong>und</strong> Jugend. Deshalb wurde auf eine vertiefende<br />

Erhebung der politischen Sozialisation in der Schule oder Jugendorganisationen verzichtet. 117 Dies<br />

bedeutet, dass neben einem Schwerpunkt auf der Sozialisation im Elternhaus, die neben dem<br />

gr<strong>und</strong>legenden politischen Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen auch auf das Rollenvorbild der<br />

Mutter abzielt, vor allem der Umgang mit (Ehe-)Partnern, Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> eigenen Kindern mit Politik<br />

berücksichtigt wird.<br />

117 Für diese Schwerpunktsetzung spricht die schwierige Erinnerung an die Effekte dieser Sozialisationsinstanzen.<br />

Der Forschungs- <strong>und</strong> Literaturstand in diesem Bereich gewährleistet eine hinreichende Berücksichtigung<br />

der Sozialisationswirkungen von Schule, Medien <strong>und</strong> Jugendorganisationen in der Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />

(vgl. u.a. Schörken 1984, 1990, 2004; Rosenthal 1985, 1987, 1990; Boll 1997; Wierling 2002).<br />

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