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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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1 Einleitung: Politische Partizipation <strong>älterer</strong> <strong>Frauen</strong><br />

FRAU BECKER: Die letzten zwei Mal hab ich nicht gewählt, weil ich nicht wusste was<br />

ich wählen sollte. (….) Ja Gott, da entscheid ich mich meistens irgendwie kurzfristig.<br />

… ich hab eigentlich immer die SPD gewählt. (…) Ja, als mein Mann noch gelebt hat,<br />

ja. Da war das ein bisschen anders. Die Männer, die haben sich schon eher mal über<br />

Politik unterhalten. Und dann hat man ja auch zugehört, ne. Wenn man dabei war.<br />

INTERVIEWER: Und warum haben die <strong>Frauen</strong> da nicht mitgeredet?<br />

FRAU BECKER: Keine Ahnung (lacht). Ich war immer zu wenig informiert um da<br />

mitreden zu können. Ich mach das nicht gerne, wenn ich nicht Bescheid weiß, dann<br />

red ich auch nicht drüber, ne. (…) Auch nicht, nein. Mein Mann hat sich schon eher<br />

informiert über die Politik. Und von dem hab ich mir dann auch immer sagen lassen,<br />

was ich wählen soll (lacht).<br />

Dieser Auszug stammt aus einem Interview, das vor der B<strong>und</strong>estagswahl 2002 geführt wurde. Frau<br />

Beckers politische Partizipation entspricht dem Bild von älteren <strong>Frauen</strong> in der Politikwissenschaft<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeit. Sie ist politisch desinteressiert <strong>und</strong> hat die meiste Zeit ihres Lebens eine der<br />

beiden Volksparteien gewählt. Zu Lebzeiten ihres Mannes waren die politischen Rollen geschlechtsspezifisch<br />

klar verteilt. Dieses stereotype Bild regt zu einer Reihe von Fragen an. Ist dies<br />

tatsächlich das vorherrschende Muster politischer Partizipation in dieser Gruppe? Gibt es andere<br />

Formen? Lassen sich Ursachen für dieses Muster ausmachen? Da ältere <strong>Frauen</strong> überdurchschnittlich<br />

oft ihre Ehemänner <strong>und</strong> Partner überleben, lassen sich daraus weitere Fragen ableiten. Woher<br />

kommt diese geschlechtsspezifische Rollenverteilung? Was passiert im Fall der Verwitwung? Es<br />

lassen sich auch allgemeine Fragen hinsichtlich des Zusammenhangs von politischer Partizipation,<br />

<strong>Alter</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> entwickeln. Ändern sich im <strong>Alter</strong>nsprozess politische Orientierungen oder das<br />

Ausmaß der Partizipation? Gibt es Veränderungen des <strong>Alter</strong>nsprozess, <strong>und</strong> wie wirken sich diese<br />

aus?<br />

Bedingt durch den demographischen Wandel wächst der Anteil der Gruppe der älteren <strong>Frauen</strong> in<br />

der deutschen Wahlbevölkerung in den nächsten Jahren. Allerdings verändert sich diese Gruppe in<br />

ihrer Zusammensetzung. Jüngere Geburtskohorten ersetzen ältere. Diese jüngeren Gruppen sind<br />

durch andere Sozialisationsziele, Lebensverläufe <strong>und</strong> historische Ereignisse geprägt. Was sind die<br />

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