Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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INTERVIEWER: Ja?<br />
FRAU WOLF: von ner anderen Partei (lacht)<br />
INTERVIEWER: (lacht)<br />
FRAU WOLF: <strong>und</strong> drum sind die Männer wenig über Politik .. weil sie zweierlei Meinung<br />
hatten. ... Und mein Mann, der war eben da ein alter SPDer, der hat .. na <strong>und</strong><br />
dadurch kam eben überhaupt Politik nicht mehr (…) weil ich ein Schwager hatte, der<br />
war für die Nazis. (…)Und dann mein Mann ... (lacht) <strong>und</strong> dann, das können Sie sich<br />
nun denken!( …): Das ist immer so ein bissel umgangen worden.<br />
INTERVIEWER: Und warum haben sich dann die <strong>Frauen</strong> da raus gehalten?<br />
FRAU WOLF: Wir waren alle nicht für die Politik. Meine Schwestern.<br />
Das bei Frau Schulz <strong>und</strong> Frau Wolf deutlich erkennbare Muster der „unpolitischen Schwestern“<br />
gegenüber den politisierten <strong>und</strong> politisierenden Vätern, Brüdern, Ehemännern <strong>und</strong> Schwagern<br />
findet sich auch bei Frau Becker (KS3).<br />
KS3_1 (155)<br />
FRAU BECKER: Ja, als mein Mann noch gelebt hat, ja. Da war das ein bisschen anders.<br />
Die Männer, die haben sich schon eher mal über Politik unterhalten. (…) Und dann<br />
hat man ja auch zugehört, ne. Wenn man dabei war.<br />
INTERVIEWER: Und warum haben die <strong>Frauen</strong> da nicht mitgeredet?<br />
FRAU BECKER: Keine Ahnung (lacht). Ich war immer zu wenig informiert um da<br />
mitreden zu können. Ich mach das nicht gerne, wenn ich nicht Bescheid weiß, dann<br />
red ich auch nicht drüber, ne.<br />
Frau Becker begründet ihre passive Rolle mit geringerer subjektiver politischer Kompetenz, welche<br />
sie als ein Defizit wahrnimmt. Dieses Defizit hängt mit ihren Entscheidungsschwierigkeiten <strong>und</strong> der<br />
Nichtwahl nach dem Tod des Ehemannes direkt zusammen. Bei Frau Schulz (KS2), die Politik aufgr<strong>und</strong><br />
der familiären Erfahrungen meidet (s.o.) <strong>und</strong> Politik in ihrer Ehe klar der männlichen <strong>Geschlecht</strong>srolle<br />
zuordnet, setzt sich die Zuordnung auch im <strong>Alter</strong>sheim fort.<br />
KS2_1 (460)<br />
INTERVIEWER: Und sonst .. wie ist das hier jetzt?<br />
FRAU SCHULZ: Hier? Ach Gott, die sind ja ..<br />
INTERVIEWER: Ne?<br />
FRAU SCHULZ: ... zum großen Teil so alt, da sind so’n paar Hitzköppe, die machen<br />
hier, einmal im Monat ist ein sogenannter Herrenabend (…) na <strong>und</strong> da machen sie<br />
sich die Köpfe heiß. Ich bin da mit einem Herren so ein bisschen ... befre<strong>und</strong>et, der<br />
hier im Haus noch wohnt. (…) Und der sagt dann immer, sag ich, na wie war der Herrenabend,<br />
sagt er es war wieder fürchterlich. Sie wurden immer lauter, um ihre<br />
Meinungen auszuposaunen (lacht)<br />
Frau Schulz ist eine der Befragten, die am stärksten zwischen den <strong>Geschlecht</strong>errollen unterscheidet.<br />
Sie sieht eine ganze Reihe von Professionen klar einem <strong>Geschlecht</strong> zugeordnet. Frau Schulz<br />
(KS2) äußert ihre Ansichten zu <strong>Geschlecht</strong>errollen an mehren Stellen unvermittelt <strong>und</strong> ausführlich.<br />
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