Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Die herausgehobene Bedeutung der Ressourcenausstattung in den verschiedenen Forschungskontexten<br />
ist ein Hinweis, dass diese unbedingt in die Analyse des Zusammenhangs von politischer<br />
Partizipation, <strong>Alter</strong> <strong>und</strong> <strong>Geschlecht</strong> einbezogen werden muss. Neben Hinweisen zur Operationalisierungen<br />
von Ressourcen für die empirische Bearbeitung der Fragestellung dieser Arbeit, die auch<br />
den praktischen Analysen auf Basis des SES-Modell der politischen Partizipation <strong>und</strong> dem SOC-<br />
Modell der psychologischen Entwicklung gegeben werden, liefern die Forschungen zur Lebenslage<br />
Informationen, die den Stellenwert empirischen <strong>und</strong> theoretischen Vorwissens haben <strong>und</strong> deshalb<br />
in die Analyse einbezogen werden müssen.<br />
In der soziologischen <strong>und</strong> gerontologischen Forschungsliteratur zum Thema <strong>Alter</strong>(n), insbesondere<br />
unter Berücksichtigung der <strong>Geschlecht</strong>erunterschiede, wird der Aspekt Ressourcenausstattung in<br />
Gestalt des analytischen Dimension der Lebenslage hervorgehoben (Arber & Ginn 1991; Naegle &<br />
Tews 1993; Naegle 1998; Backes & Clement 2000b; Backes 2000d; Clement 2000; Lampert 2000;<br />
Bukov 2000; Schroeter 2000; Schulz-Nieswandt 2003; vgl. Hradil 1987, 145f.).<br />
Auf das Konzept der Lebenslage wird zur Beschreibung von Sozialstruktur <strong>und</strong> der theoretischen<br />
Bearbeitung altersspezifischer Folgen sozialer Ungleichheit zurückgegriffen. Ähnlich wie den Konzepten<br />
Lebensstil (vgl. auch Kühnem<strong>und</strong>, Albers & Laske 2009) oder Milieu stellt der Rückgriff auf<br />
das Konzept der Lebenslage den Versuch dar, die auf die abschwächende Erklärungskraft alternativer<br />
Konzepte wie Klasse oder Schicht zu reagieren (Hradil 1987). Das Konzept Lebenslage zeichnet<br />
sich durch Mehrdimensionalität aus <strong>und</strong> kann eine große Bandbreite von Ressourcen <strong>und</strong> Handlungsspielräumen<br />
umfassen. Diese können neben klassischen schichtungssoziologischen Elementen<br />
(Einkommen, Bildung, Beruf, Familienstand, etc.) auch weitere für die Lebenssituation wichtige,<br />
alter(n)srelevante Aspekte (Ges<strong>und</strong>heitszustand, subjektives Wohlbefinden, soziale Kontakte, etc.)<br />
umfassen, was Anwendungen in der <strong>Alter</strong>(n)sforschung attraktiv macht (vgl. Backes & Clement<br />
2003, 158).<br />
Das Konzept der Lebenslage wird als deskriptive Heuristik beispielsweise zur Ermittlung relevanter<br />
Dimensionen des <strong>Alter</strong>sstrukturwandels (Tews 1993) wie auch als empirisches Konzept zur<br />
Überprüfung konkreter Hypothesen zu <strong>Alter</strong>(n)seffekten (z.B. Mayer & Wagner 1996). Für beide<br />
Verwendungsweisen ist festzustellen, dass die Anwendungen nicht unproblematisch sind. Die empirische<br />
Anwendung des Konzeptes wird durch das Fehlen klarer Indikatoren für die Messung der<br />
Lebenslage erschwert (Mayer & Wagner 1996, 256f.). Allerdings zählt zu dem Vorteil des Konzeptes,<br />
dass es alle Erscheinungsformen sozialer Ungleichheit umfasst (Hradil 1987, 157f.) 84 .<br />
Das Konzept der Lebenslage verbindet makrosoziologische Aspekte wie Kohortenzugehörigkeit,<br />
soziale Schichtungen <strong>und</strong> die gesamtgesellschaftlichen Güterverteilungsmechanismen in Gestalt<br />
von Zugangs- <strong>und</strong> Verfügungschancen zu Gestaltungsmöglichkeiten von Individuen (Amann 2000).<br />
84 Für die Bearbeitung der Fragestellung dieser Arbeit bedeutet dies, dass eine große Bandbreite mögliche<br />
Indikatoren der Lebenslage <strong>und</strong> damit auch der Ressourcen erfasst werden müssen.<br />
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