Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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Die Arbeiten aus dem Bereich der qualitativen Generationenforschung, liefern Informationen über<br />
sich wandelnde (Selbst-)deutungen <strong>und</strong> sind in Hinblick auf die Frage wie individuelle biographische<br />
Kontinuität durch die Deutung des historischen Kontextes erreicht wird. Diese Perspektive<br />
steht nicht im Mittelpunkt dieser Arbeit ist aber in der Analyse biographischer Aspekte des qualitativen<br />
empirischen Materials von Bedeutung.<br />
Der klassische Ansatz politischer Generationen liefert im Kontext dieser Arbeit die wichtigsten<br />
Informationen <strong>und</strong> ermöglicht die sinnvolle Deutung historischer Einflüsse auf aktuelle Orientierungsmuster.<br />
Der Rückgriff auf diese Arbeiten stellt die Möglichkeit dar, ein Verständnis für den<br />
möglichen Charakter von Kohorteneffekten in der untersuchten Gruppe zu entwickeln, dass an eine<br />
historisch-genetische Argumentation anschließt.<br />
7.2.2 Schelskys Skeptische Generation als Generationenbeschreibung<br />
Unter den Analysen der politischen Generationen der Nachkriegszeit nimmt die „Skeptische Generation“<br />
von Schelsky die Stellung eines zentralen Bezugstextes ein (Kersting 2002). Der Begriff der<br />
Skeptischen Generation hatte erhebliche öffentliche <strong>und</strong> fachliche Breitenwirkung <strong>und</strong> „wurde zum<br />
Selbst- <strong>und</strong> Fremdbild in etwa der Geburtsjahrgänge 1920 bis 1930“ (Kersting 2002, 468). Die<br />
Skeptische Generation wurde als sozialwissenschaftlicher Bestseller so prägend für die Betrachtung<br />
der Jugendlichen <strong>und</strong> jungen Erwachsenen der Nachkriegszeit. Auch wenn vereinzelt Kritik an<br />
den Analysen Schelskys geäußert wurde, stellen zentrale Interpretationen die zeitgenössische Perspektive<br />
auf die Jugend der Nachkriegsgeneration dar (Boll 1997; Moses 2000, 238; Kersting<br />
2002) 62 .<br />
Die bei Schelsky (1957, 84) im Mittelpunkt stehende Skeptische Generation erfährt „eine Auflösung<br />
<strong>und</strong> ein Abstoßen der politischen Generationsgestalt“ <strong>und</strong> ist durch „Prozesse der Entpolitisierung<br />
<strong>und</strong> Entideologisierung des jugendlichen Bewusstseins“ gekennzeichnet. Schelsky (1957, 88) favorisiert<br />
den Terminus „skeptisch“ gegenüber „erwachsen“ oder „angepasst“, da dieser dem „skeptischen<br />
<strong>und</strong> nüchternen Wirklichkeitssinn“ den Kontrast zu dem den romantischen <strong>und</strong> ideologischen<br />
Merkmalen den Vorgängergenerationen am besten hervorhebe.<br />
Als wesentliche Charakteristik der Generation macht Schelsky (1957, 86) den der Generation eigenen<br />
Anspruch die „persönliche <strong>und</strong> private Welt des Alltags, vom Materiellen her angefangen, selbst<br />
stabilisieren <strong>und</strong> sichern zu müssen“ aus. Schelsky (1957, 86) interpretiert dies als direkte Folge der<br />
„in der Kriegs- <strong>und</strong> Nachkriegszeit erfahrene[n] Not <strong>und</strong> Gefährdung der eigenen Familie durch<br />
Flucht, Ausbombung, Deklassierung, Besitzverlust, Wohnungsschwierigkeiten, Schul- <strong>und</strong> Ausbildungsschwierigkeiten<br />
oder gar … Verlust der Eltern oder eines Elternteils“. Schelsky charakterisiert<br />
die Generation als „gedanklich unaggressiv“ (1957, 90), die Ziele wie eine eigene Familie,<br />
Berufsausbildung, berufliches Fortkommen <strong>und</strong> die Meisterung des Alltags in den Mittelpunkt einer<br />
62 In dieser Arbeit werden das Hauptaugenmerk liegt auf Angehörigen dieser <strong>und</strong> der angrenzenden Geburtsjahrgänge.<br />
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