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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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voraussetzt, dass sich die Partner selbstständig informieren. Bei diesen Paaren können kleinere<br />

Abweichungen im <strong>Wahlverhalten</strong> auftreten, die sich aus unterschiedlichen Präferenzen oder taktischen<br />

Erwägungen ergeben. <strong>Frauen</strong>, die diesem Typ zuzurechnen sind, behalten auch nach der<br />

Verwitwung ein hohes Maß an politischem Interesse bei <strong>und</strong> partizipieren deutlich stärker sozial<br />

oder politisch.<br />

Wesentlicher Bef<strong>und</strong> ist, dass es zwar ein dominantes, langfristig stabiles Muster von den <strong>Frauen</strong><br />

der untersuchten politischen Generation gibt, dass dieses aber durch andere Muster ergänzt wird.<br />

Diese Muster wirken sich auf die Wahlentscheidungen aus. Die Entscheidung zur Teilnahme an<br />

einer Wahl <strong>und</strong> über die Stimmabgabe ist durch die soziale Einbettung in sozialen <strong>und</strong> medialen<br />

Alltag bestimmt. Die erlebten sozialen Normen <strong>und</strong> Verhaltenserwartungen im Kontext der Wahlteilnahme<br />

sind langfristiger Natur. Diese Normen <strong>und</strong> Verhaltenserwartungen sind der Makroebene<br />

zuzuordnen. Dies bedeutet aber nicht, dass die Einstellungs-, Verhaltens- <strong>und</strong> Orientierungsmuster<br />

unveränderlich sind. Veränderungen treten bei der untersuchten Gruppe allerdings eher selten<br />

auf <strong>und</strong> sind in der Regel an einschneidende Ereignisse oder Erfahrungen geknüpft 180 . Die Verarbeitung<br />

der Erfahrungen auf der Mikroebene erfolgt auf sehr unterschiedliche Weise. Ein Wandel<br />

von Einstellungen oder Verhaltensweisen erfolgt nicht automatisch, sondern ist ein Lern- <strong>und</strong> Anpassungsprozess,<br />

der individuell motiviert sein muss <strong>und</strong> eine Abweichung von kollektiv gültigen<br />

Normen <strong>und</strong> Verhaltenserwartungen bewirkt. Diese Abweichungen werden in einigen Fällen von<br />

der Mesoebene zuzuordnenden Instanzen des Erziehungsumfelds begünstigt <strong>und</strong> von Eltern, Lehrern<br />

oder vom Lebenspartner verstärkt. Die <strong>Frauen</strong>, die ihre politischen Partizipationsniveaus verändern<br />

<strong>und</strong> damit zugleich eine andere Form eines politischen <strong>Geschlecht</strong>errollenmodells praktizieren,<br />

lassen sich als Trägerinnen eines sozialen Wandels identifizieren. Dieser soziale Wandel<br />

setzt sich in den folgenden Generationen fort <strong>und</strong> lässt sich als eine gr<strong>und</strong>legende Veränderung der<br />

politischen <strong>Geschlecht</strong>errollen beschreiben.<br />

12.2 Folgerungen für die Forschung: Methodische Überlegungen<br />

Die im Rahmen dieser Untersuchung gemachten Erfahrungen bei der Befragung <strong>älterer</strong> <strong>Frauen</strong> im<br />

Hinblick auf politische Einstellungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen deuten auf eine Reihe von Verbesserungsmöglichkeiten<br />

in verschiedenen Forschungskontexten hin.<br />

Im Bereich der quantitativen Umfrageforschung ist sowohl für allgemeine Bevölkerungsumfragen<br />

als auch für die speziell auf politische Einstellungen <strong>und</strong> das <strong>Wahlverhalten</strong> ausgerichtete Erhe-<br />

180 Diese Momente einer gr<strong>und</strong>legenden Veränderung sind individuelle Reaktionen auf kollektive historische<br />

Erfahrungen. Der äußere Anlass ist in den untersuchten Fällen, die ihre politische Sozialisation während der<br />

Zeit des Nationalsozialismus <strong>und</strong> des Krieges erlebten, das Ende des politischen Regimes des Nationalsozialismus<br />

<strong>und</strong> des Krieges sowie das Ende der DDR. Veränderungen auf der Ebene der individuellen Lebensumstände<br />

wie Verwitwung, Flucht oder Ausbombungen können ebenfalls nachhaltige Auswirkungen auf die politischen<br />

Orientierungen <strong>und</strong> Verhaltensweisen haben. Die getroffenen Aussagen gelten für die untersuchte<br />

Gruppe, das heißt, dass eine Verallgemeinerung für andere Jahrgangsgruppen nicht möglich ist. Insbesondere<br />

die im Rahmen des sozialen Wandels veränderten Rollenmuster <strong>und</strong> Lebensumstände der folgenden Generationen<br />

machen es nötig, diese vergleichend für andere Kohorten zu untersuchen.<br />

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