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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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das impulsive Verhalten der Befragten gekennzeichnet. Sie nutzt die Gelegenheit ihrem Unmut Luft<br />

zu machen.<br />

Frau Schwarz verweigert die Weitergabe ihrer Telefonnummer. Sie nahm an der ersten telefonischen<br />

Nachbefragung teil, da sie im Seniorenclub erreicht werden konnte. An der zweiten Nachbefragung<br />

konnte sie wegen der zwischenzeitlichen Schließung des Seniorenclubs nicht erreicht werden.<br />

9.15 Erfurt 5 Frau Schmidt<br />

Frau Schmidt wurde 1919 als Tochter eines Versicherungsbeamten im höheren Management <strong>und</strong><br />

einer gelernten Schneiderin geboren. Sie wuchs ohne Geschwister auf, schloss die mittlere Reife ab,<br />

wurde kaufmännische Angestellte <strong>und</strong> arbeitete bis zum Krieg in verschiedenen Behörden wie<br />

Standes- <strong>und</strong> Wohnungsamt. Danach war sie im Einzelhandel <strong>und</strong> als Arbeiterin in der Elektroindustrie<br />

tätig. Nach erheblichen politischen Problemen arbeitete sie später im Vertrieb eines großen<br />

Fleischkombinats <strong>und</strong> wurde dort nach ihrem 1960 abgeschlossenen Spätstudium als Ökonomin<br />

Absatzleiterin. Heute lebt Frau Schmidt von 1500 Euro Rente, in einer einfach eingerichteten Plattenbauwohnung,<br />

die sie seit 18 Jahren bewohnt.<br />

Sie heiratete 1937 einen Berufssoldat, der 1944 im Krieg fiel. Frau Schmidt hat aus dieser Ehe zwei<br />

Kinder. Die 1937 geborene Tochter, die Krankenschwester war, lebt als Rentnerin in demselben<br />

Hochhaus in einer Plattenbaussiedlung am Rande Erfurts. Der drei Jahre jüngere Sohn flüchtete<br />

1959 aus der DDR <strong>und</strong> war bis zu seiner Rente Inhaber einer Massagepraxis. 1951 heiratete Frau<br />

Schmidt ihren zweiten Mann, einen Elektroniker, der einen 1941 geborenen Sohn mit in die Ehe<br />

brachte. Dieser flüchtete aus der DDR 1957 <strong>und</strong> wurde Einkäufer bei einem großem Industriekonzern.<br />

Während der DDR-Zeit war Frau Schmidt für mehrere Jahre Mitglied der LDPD. Sie trat aus der<br />

Partei aus, als sie bei ihren Protest gegen die Wiederbewaffnung um ihren Austritt gebeten wurde.<br />

Frau Schmidt <strong>und</strong> ihr Ehemann standen in Opposition zur DDR, was negative Auswirkungen auf<br />

ihre Berufskarrieren („politisch gekündigt“) hatte. Frau Schmidt war zum Ende der DDR regelmäßige<br />

Teilnehmerin an den Demonstrationen. Auch heute ist Frau Schmidt politisch interessiert <strong>und</strong><br />

weist eine intensive Bindung an die SPD auf. Ihre Ablehnung der CDU gegenüber begründet sie<br />

auch mit Kindheitserfahrungen in Baden.<br />

Frau Schmidt verfolgt regelmäßig politische Medienberichterstattung <strong>und</strong> kommuniziert im Fre<strong>und</strong>es-<br />

<strong>und</strong> Bekanntenkreis über Politik. Sie geht regelmäßig wählen. Frau Schmidt ist evangelisch<br />

<strong>und</strong> besucht regelmäßig kirchliche Veranstaltungen, Gottesdienste aber eher sporadisch. Die Befragte<br />

ist informiert <strong>und</strong> stellt engagiert ihre Ansichten dar. Das Interview wurde stärker nondirektiv<br />

geführt, da Frau Schmidt ihre politischen Einstellungen durch die Einbettung in Begründungszusammenhänge<br />

darstellte. Frau Schmidt schafft eine angenehme Interviewatmosphäre, die sich<br />

auch in einem einstündigen Nachgespräch niederschlägt. Frau Schmidt erinnert sich bei der erneuten<br />

Kontaktaufnahme 2005 an das Interview <strong>und</strong> ist sehr aufgeschlossen für eine erneute Teilnah-<br />

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