Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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vollziehbare Eingrenzung, die auch keine inhaltliche Plausibilität hat, da kulturelle Lernerfahrungen<br />
von subtiler Natur sind, <strong>und</strong> ein bewusster Umgang mit sozialen Werten <strong>und</strong> politischen Leitideen<br />
oft nicht erfolgt.<br />
Der Generationenbegriff wird nach Ansicht von Fogt (1982, 17f.; vgl. Klecka 1971, 361) in den Sozialwissenschaften<br />
oft sinnentleert als reiner Kohortenbegriff verwendet, der die spezifische Verkoppelung<br />
von historischer <strong>und</strong> biographischer Dimensionen nicht umfasst <strong>und</strong> ausschließlich mit<br />
<strong>Alter</strong>sgleichheit als strukturierendem Merkmal operiert. Die Dimension eines „Generationsbewusstsein“<br />
<strong>und</strong> kollektiv typischer Muster politischer Orientierungen, die in politischen Generationen<br />
die Ausformung eigenständiger politisch kultureller Prägungen bleibt dabei ausklammert.<br />
Der Vorteil eines solchen Zugangs liegt in der Vermeidung von mit dem Begriff „Politische Generation“<br />
verb<strong>und</strong>enen Unklarheiten in den Konventionen der Bestimmung von Generationsgrenzen.<br />
Hier ist eine weitere Parallele zu den Konzepten der Milieu- <strong>und</strong> Lebensstilforschung zu sehen. Die<br />
Verwendung des Begriffes politischer Generation benötigt plausible Abgrenzungen die eindeutig<br />
„Identifikation, Unterscheidung <strong>und</strong> Klassifikation der Untersuchungsobjekte ermöglichen“ (Fogt<br />
1982, 17; vgl. Lepsius 1973).<br />
Der Nachteil einer Verwendung eines Kohortenansatzes liegt primär in der Vernachlässigung eines<br />
wesentlichen gesellschaftlichen Strukturmerkmals, dass eine Weiterentwicklung politischer Kultur<br />
nicht zeitlich gleichförmig, sondern unstet <strong>und</strong> dynamisch ist (Klecka 1971). Die Verwendung von<br />
Kohorten, die ungeachtet der Kohorten prägenden Bedingungen analysiert werden, verwischt dabei<br />
Effekte der Generationszugehörigkeit. Dies ist insbesondere der Fall, wenn größere Zahlen von<br />
Jahrgängen als Kohorten subsumiert werden. Mit einem solchen Vorgehen werden sowohl die<br />
strukturellen Ähnlichkeiten von Positionssequenzen wie Bildungs-, Berufs- <strong>und</strong> Familienbildungsprozessen<br />
im Sinn der Lebensverlaufsforschung wie auch die qualitativen Strukturbrüchen der<br />
Tiefendimensionen, die einen Identitäten, Bewusstsein <strong>und</strong> Deutungsmustern in den Mittelpunkt<br />
stellen vernachlässigt. Sozioökonomischer, institutioneller, kultureller aber auch technologischer<br />
Wandel vollzieht sich nicht in gleichabständigen Kohorten (vgl. Delli Carpini 1989, 40). Demgegenüber<br />
beinhaltet das Generationenkonzept ein Verständnis der „sozialen Zeit als intersubjektiver<br />
Zwang, aber auch als kollektives Gedächtnis <strong>und</strong> eigener Zeithorizont für <strong>Alter</strong>sgruppen“ (Fogt<br />
1982, 52). Lepsius (1973, 299) bezeichnet dies als „Erfahrungs- <strong>und</strong> später Erinnerungshomogenität“<br />
von Generationszusammenhängen.<br />
Fogt (1982, 2) sieht folgerichtig die Aufgabe einer Theorie politischer Generationen, die Fragen zu<br />
klären wie die Ähnlichkeiten innerhalb einer Generation durch Prägung entstehen <strong>und</strong> in welchem<br />
Lebensalter entwickelt sich die Dauerhaftigkeit von politischen Einstellungen einstellt. Metje<br />
(1994, 33) legt in Anlehnung an von Fogt dem Konzept Prägung politischer Generation drei zentrale<br />
Annahmen zugr<strong>und</strong>e: Prägung im Jugendalter, Dauerhaftigkeit der Prägung <strong>und</strong> einheitliche<br />
Prägung für den Generationszusammenhang. Die Gr<strong>und</strong>annahme, dass die Prägephase politischer<br />
Generationen findet im Jugendalter statt, geht von der Annahme aus, dass die politische Sozialisation<br />
während einer formativen Phase im Jugendalter stattfindet. Diese gr<strong>und</strong>legende Prägung legt<br />
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