Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA
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lässt (Uehlinger 1988; Van Deth 1997; van Deth 2003; Niedermayer 2005; Hoecker 2006b; vgl.<br />
auch Lane 1959; Nie & Verba 1972; Kaase & Marsh 1979a & 1979b; Brady, Schlozman & Verba<br />
1995; Burns, Schlozman & Verba 2001). Die zu politischer Partizipation gezählten Verhaltensformen<br />
umfassen allein das Repertoire der klassischen Studien zusammengenommen mehrere Dutzend<br />
unterscheidbare Verhaltensakte. Die verbreiteten Klassifikationen differenzieren nach dem<br />
Grad der institutionellen Einbindung, des rechtlichen Rahmens <strong>und</strong> dem Charakter der öffentlichen<br />
Akzeptanz nach den Merkmalen verfasst/unverfasst, legal/illegal <strong>und</strong> konventionell/unkonventionell<br />
(Hoecker 2006b). Unter konventioneller, verfasster Partizipation zählen zur<br />
Staatsbürgerrolle gehörende Verhaltensformen wie die in der Regel als eigene Partizipationsform<br />
konzipierte Wahlteilnahme <strong>und</strong> parteiorientierte Formen politischer Partizipation wie die Mitgliedschaft<br />
in einer Partei, die Teilnahme an Parteiveranstaltungen, Unterstützung von Kandidaten<br />
oder Parteien <strong>und</strong> die Übernahme von aktiven Funktionen in Parteien oder Kampagnen. Ebenfalls<br />
in diese Kategorie einordnen lassen sich die bisweilen getrennt behandelte Dimension der Kontakte<br />
zu Politikern <strong>und</strong> Behörden.<br />
Die in der Political Action Studie (Barnes & Kaase 1979) eingeführte Bezeichnung unkonventionelle<br />
Partizipation bezieht sich auf problemorientierte, direkte Formen, die in der Regel unverfasst sind<br />
<strong>und</strong> nicht in einen institutionellem Zusammenhang stehen, wie die Teilnahme an Demonstrationen,<br />
Unterschriftensammlungen, Teilnahme an Boykotten, die Mitarbeit in Bürgerinitiativen oder die<br />
Zugehörigkeit zu sozialen Bewegungen. Die unverfassten Verhaltensformen lassen sich unterscheiden<br />
nach legalen <strong>und</strong> illegalen Formen.<br />
Zu Beginn der politischen Kulturforschung wurde in „The Civic Culture“ (Almond & Verba 1963)<br />
ein weites Spektrum von Handlungen, das nicht nur Verhaltensformen mit Bezug auf Parteien wie<br />
Wählen, Mitgliedschaft oder aktive Funktion in einer Partei, sondern vergleichbare Verhaltensformen<br />
in anderen Organisationen, wie Gewerkschaften, Interessenverbänden, Kirchen oder Vereinen<br />
umfasste, berücksichtigt. Um die Verbreitung, Entstehung <strong>und</strong> Reproduktion demokratischer Verhaltensmuster<br />
zu untersuchen wurden auch der Grad der Partizipationsmöglichkeit <strong>und</strong> Mitsprache<br />
auf Entscheidungsfindung in Familie, Schule <strong>und</strong> am Arbeitsplatz einbezogen. Diese Muster von<br />
Partizipation wurden als zur politischen Kultur gehörende Verhaltensformen verstanden, die im<br />
engeren Sinn politischen Beteiligungsformen vorgelagert sind <strong>und</strong> ein gr<strong>und</strong>legendes Verhaltensrepertoire<br />
schaffen, dass in politischen Kontexten aktiviert werden kann.<br />
Diese Formen der sozialen Partizipation sind in der zunehmenden Ausrichtung der politischen<br />
Partizipationsforschung auf die Wahlforschung oft aus dem Blickwinkel geraten. Im Zug der Debatten<br />
um Bürgergesellschaft <strong>und</strong> Sozialkapital wurde diese weitere Perspektive wieder aufgegriffen<br />
(Putnam 1993, Brady, Schlozman & Verba 1995, Putnam 2000; vgl. van Deth 2001, Lippl 2007). In<br />
dieser Perspektive steht nicht nur das individuelle Verhaltenspotential als demokratische Ressource<br />
im Mittelpunkt, sondern es wird die Frage nach der Bedeutung der sozialen Einbettung dieses<br />
Verhaltens <strong>und</strong> des Wandels partizipativer Strukturen auf der Makroebene gestellt. Mit der Dimension<br />
der sozialen Ungleichheit sozialer Gruppen werden unterschiedliche partizipative Möglichkei-<br />
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