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Wahlverhalten älterer Frauen. Alter, Geschlecht und ... - KOBRA

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ente Kohorten werden damit aber nicht abgebildet, wenn die Kohortengrenzen als Setzungen vorgenommen<br />

werden (vgl. Riley & Riley 1992).<br />

4.3.4 Lebenslauf<br />

In Kohortenanalysen fließen oft strukturell geprägte Normen mit ein, zum Beispiel durch die oben<br />

erläuterte Festlegung von <strong>Alter</strong>sklassen. Wenn eine Kohortenanalyse der Wahlberechtigten in der<br />

deutschen Bevölkerung unternommen wird, greifen Wahlforscher heute selbstverständlich auf eine<br />

Stichprobe zurück, die Personen umfasst die 18 Jahre <strong>und</strong> älter sind. In der Frühphase der B<strong>und</strong>esrepublik<br />

hätte eine solche Stichprobe wie selbstverständlich mit dem 21. Lebensjahr begonnen.<br />

Veränderungen rechtlicher <strong>und</strong> sozialer Normen, wie die Herabsetzung des Wahlalters in der B<strong>und</strong>esrepublik,<br />

betreffen aber nicht nur einzelne Verhaltensweisen, wie die Wahlteilnahme. Vielmehr<br />

lässt sich der gesamte Lebenslauf als sozial normierte Abfolge von Ereignissen verstehen. Solche<br />

<strong>Alter</strong>snormen in Bezug auf Statuspassagen <strong>und</strong> Lebensereignisse stehen im Zentrum des Lebenslaufsansatzes<br />

(Kohli 1978).<br />

Eine Gr<strong>und</strong>annahme ist, dass der Lebenslauf als Strukturmerkmal im Lauf der letzten 100 bis 200<br />

Jahre die Bedeutung einer sozialen Institution bekommen hat (Kohli 1978, 1985, 1992; Mayer<br />

1996, 44; vgl. Anderson 1985, Laslett 1988 & 1995). Während <strong>Alter</strong> vorher nur den Charakter einer<br />

Statuskategorie hatte, hat der Ablauf der Zeit („Verzeitlichung“) als Strukturmerkmal an Bedeutung<br />

gewonnen. Die Verzeitlichung des Lebenslaufs stellt sich durch die Orientierung am Lebensalter als<br />

Gr<strong>und</strong>kriterium her <strong>und</strong> wird in Form idealtypischer Normalbiographien abgebildet. In der Normalbiographie<br />

werden bestimmte eigenständige Lebensphasen, wie beispielsweise die berufliche<br />

Ausbildungsphase oder die Phase nach dem Austritt aus der Erwerbstätigkeit, mit einem „normalen“<br />

<strong>Alter</strong> für diese Phasen verb<strong>und</strong>en (vgl. Neugarten, Moore & Lowe 1965). Diese Orientierung<br />

am chronologischen Lebensalter bezeichnet Kohli (1985, 2f.) als „Chronologisierung“, die ihren<br />

Ausdruck in <strong>Alter</strong>snormen, wie der erwähnten Schwelle des achtzehnten Lebensjahres, die das<br />

Recht zur Teilnahme an der Wahl zum deutschen B<strong>und</strong>estag bedeutet, oder dem staatlich festgelegten<br />

Renteneintrittsalter, findet. Dies sind Teile der Individualisierungsprozesse moderner Gesellschaften,<br />

die Individuen als eigenständige soziale Einheiten konstituieren. So lösen sie mit der Einführung<br />

wohlfahrtsstaatlicher Sicherungssysteme soziale Strukturen wie die der Familie, die durch<br />

intergenerationale Solidarität die Sicherung des Lebens im <strong>Alter</strong> gewährleisteten, in ihrer Funktion<br />

ab (vgl. Levy 1996, 98).<br />

In modernen Gesellschaften organisiert sich der Lebenslauf um das Erwerbssystem <strong>und</strong> strukturiert<br />

sich in drei voneinander abgegrenzten Phasen, der Kindheit/Jugend, dem Erwachsenenleben<br />

<strong>und</strong> dem <strong>Alter</strong>, welche sich durch eine vierte Phase der Hochaltrigkeit ergänzen lassen (Laslett<br />

1995; vgl. Baltes 1999).<br />

Das „lebenszeitliche Regelsystem“ des Lebenslaufs als Institution fungiert dabei auf den beiden<br />

Ebenen der individuellen Handlungen <strong>und</strong> biographischen Strukturierung, sowie dem Lebensverlauf<br />

durch Positionssequenzen (Kohli 1985). In der Analyse von Lebensläufen wird mit dem theoretischen<br />

Konstrukt der „Normalbiographie“ operiert (Osterland 1990). Darunter wird der zeitliche<br />

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